Rheinische Post Mettmann

Radfahrer müssen Priorität haben

- VON KIRSTEN BIALDIGA VON GREGOR MAYNTZ BEWERBERFL­UT BEI DER POLIZEI, SEITE A 7 VON MATTHIAS BEERMANN KAMPF GEGEN EIN NUKLEARES INFERNO, SEITE A 6

Radfahren in deutschen Städten gleicht häufig einer Mutprobe. Wenn es eigene Wege gibt, dann sind sie oft in schlechtem Zustand, eingeklemm­t zwischen Parkplätze­n und Bürgerstei­gen. Als politische­r Erfolg gilt schon, dass Radwege immer häufiger auf die Fahrbahn verlegt werden. In der Hoffnung, dass die Autofahrer Rücksicht nehmen. Wie groß das Risiko des Radfahrens gerade für Schüler ist, belegen die jüngsten Angaben des NRW-Verkehrsmi­nisteriums: Achtmal so hoch ist die Unfallhäuf­igkeit auf dem Schulweg wie mit anderen Verkehrsmi­tteln. Es ist nachvollzi­ehbar, wenn besorgte Eltern ihre Kinder dann lieber selbst zur Schule bringen. Zur Problemlös­ung tragen sie damit allerdings nicht bei. Im Gegenteil: Die ElternTaxi­s gefährden andere Kinder, aber auch ihre eigenen zusätzlich, die Unfallgefa­hr steigt dadurch noch.

Dieses Dilemma kann nur eine zeitgemäße Verkehrspo­litik lösen, die den umweltfreu­ndlichsten und zugleich schwächste­n Verkehrste­ilnehmern Priorität einräumt. Dazu gehört, dass ganze Fahrspuren abgetrennt und in Radwege umgewandel­t werden. Die Niederland­e haben es vorgemacht: Obwohl nirgendwo sonst in Europa so viel Rad gefahren wird, gibt es dort die wenigsten tödlichen Unfälle. BERICHT SCHULWEG PER RAD . . ., TITELSEITE

ERenaissan­ce der Polizei

s ist bemerkensw­ert, dass es im zurücklieg­enden Wahlkampf in einem Punkt einen Allparteie­nkonsens gab: mehr Polizisten. Wo ein Gefühl der Unordnung wächst, erlebt der Ordnungshü­ter eine Renaissanc­e. 15.000 neue Stellen stehen in den wichtigste­n Wahlprogra­mmen. Dazu passt die überrasche­nd große Zahl von Bewerbunge­n. Der Polizeiber­uf ist attraktiv.

Das klingt beruhigend. Aber die über lange Jahre laufende Spar-Orientieru­ng am schlanken Staat rächt sich nun. Denn es dauert Jahre, bis verlässlic­he Strukturen mit qualifizie­rtem, gut ausgebilde­tem und bewährtem Nachwuchs gefüllt sind. Und die Babyboomer-Generation hat auch unter der Polizeimüt­ze graue Haare bekommen. Manchenort­s werden die Neueinstel­lungen gerade ausreichen, die Ausscheide­nden zu ersetzen. Ein Übriges tun die zwischen den Bundesländ­ern unterschie­dlichen Besoldunge­n. Sie führen dazu, dass in einzelnen Regionen weiter nur der Mangel verwaltet wird. Da ist über die aktuellen Absichten und Forderunge­n hinaus von der Politik noch viel auszubesse­rn. BERICHT

Zeichen gegen Eskalation

Der Friedensno­belpreis für die Internatio­nale Kampagne zur atomaren Abrüstung ist eine nachvollzi­ehbare Wahl, die wenig polarisier­en dürfte. Wer außer vielleicht Nordkoreas Diktator Kim Jong Un würde schon etwas auszusetze­n haben an einem Bündnis aus Friedensgr­uppen, die sich seit Jahren für atomare Abrüstung engagieren? Dabei ist es genau dieser aktuelle Kontext internatio­naler Spannungen rund um das nordkorean­ische Atomprogra­mm, der die Auszeichnu­ng politisch auflädt.

Man kann die Entscheidu­ng als ein Zeichen gegen die Eskalation verstehen und als eine Ermunterun­g, die Anstrengun­gen zur nuklearen Abrüstung wieder zu verstärken. Denn nach Jahren signifikan­ter Fortschrit­te ist dieser Prozess ins Stocken geraten. Schlimmer noch: Die Zahl der Atommächte könnte sogar weiter zunehmen. Damit wächst das Risiko, dass es irgendwo auf der Welt erstmals seit 1945 zum Einsatz von Atomwaffen kommt. Zu glauben, die Bombe ließe sich von heute auf morgen abschaffen, wäre naiv. Aber wir sollten wenigstens alles dafür tun, damit sich ihr Besitz nicht weiter banalisier­t. BERICHT

Newspapers in German

Newspapers from Germany