Radfahrer müssen Priorität haben
Radfahren in deutschen Städten gleicht häufig einer Mutprobe. Wenn es eigene Wege gibt, dann sind sie oft in schlechtem Zustand, eingeklemmt zwischen Parkplätzen und Bürgersteigen. Als politischer Erfolg gilt schon, dass Radwege immer häufiger auf die Fahrbahn verlegt werden. In der Hoffnung, dass die Autofahrer Rücksicht nehmen. Wie groß das Risiko des Radfahrens gerade für Schüler ist, belegen die jüngsten Angaben des NRW-Verkehrsministeriums: Achtmal so hoch ist die Unfallhäufigkeit auf dem Schulweg wie mit anderen Verkehrsmitteln. Es ist nachvollziehbar, wenn besorgte Eltern ihre Kinder dann lieber selbst zur Schule bringen. Zur Problemlösung tragen sie damit allerdings nicht bei. Im Gegenteil: Die ElternTaxis gefährden andere Kinder, aber auch ihre eigenen zusätzlich, die Unfallgefahr steigt dadurch noch.
Dieses Dilemma kann nur eine zeitgemäße Verkehrspolitik lösen, die den umweltfreundlichsten und zugleich schwächsten Verkehrsteilnehmern Priorität einräumt. Dazu gehört, dass ganze Fahrspuren abgetrennt und in Radwege umgewandelt werden. Die Niederlande haben es vorgemacht: Obwohl nirgendwo sonst in Europa so viel Rad gefahren wird, gibt es dort die wenigsten tödlichen Unfälle. BERICHT SCHULWEG PER RAD . . ., TITELSEITE
ERenaissance der Polizei
s ist bemerkenswert, dass es im zurückliegenden Wahlkampf in einem Punkt einen Allparteienkonsens gab: mehr Polizisten. Wo ein Gefühl der Unordnung wächst, erlebt der Ordnungshüter eine Renaissance. 15.000 neue Stellen stehen in den wichtigsten Wahlprogrammen. Dazu passt die überraschend große Zahl von Bewerbungen. Der Polizeiberuf ist attraktiv.
Das klingt beruhigend. Aber die über lange Jahre laufende Spar-Orientierung am schlanken Staat rächt sich nun. Denn es dauert Jahre, bis verlässliche Strukturen mit qualifiziertem, gut ausgebildetem und bewährtem Nachwuchs gefüllt sind. Und die Babyboomer-Generation hat auch unter der Polizeimütze graue Haare bekommen. Manchenorts werden die Neueinstellungen gerade ausreichen, die Ausscheidenden zu ersetzen. Ein Übriges tun die zwischen den Bundesländern unterschiedlichen Besoldungen. Sie führen dazu, dass in einzelnen Regionen weiter nur der Mangel verwaltet wird. Da ist über die aktuellen Absichten und Forderungen hinaus von der Politik noch viel auszubessern. BERICHT
Zeichen gegen Eskalation
Der Friedensnobelpreis für die Internationale Kampagne zur atomaren Abrüstung ist eine nachvollziehbare Wahl, die wenig polarisieren dürfte. Wer außer vielleicht Nordkoreas Diktator Kim Jong Un würde schon etwas auszusetzen haben an einem Bündnis aus Friedensgruppen, die sich seit Jahren für atomare Abrüstung engagieren? Dabei ist es genau dieser aktuelle Kontext internationaler Spannungen rund um das nordkoreanische Atomprogramm, der die Auszeichnung politisch auflädt.
Man kann die Entscheidung als ein Zeichen gegen die Eskalation verstehen und als eine Ermunterung, die Anstrengungen zur nuklearen Abrüstung wieder zu verstärken. Denn nach Jahren signifikanter Fortschritte ist dieser Prozess ins Stocken geraten. Schlimmer noch: Die Zahl der Atommächte könnte sogar weiter zunehmen. Damit wächst das Risiko, dass es irgendwo auf der Welt erstmals seit 1945 zum Einsatz von Atomwaffen kommt. Zu glauben, die Bombe ließe sich von heute auf morgen abschaffen, wäre naiv. Aber wir sollten wenigstens alles dafür tun, damit sich ihr Besitz nicht weiter banalisiert. BERICHT