Rheinische Post Mettmann

Fortunas Co-Trainer geht nach München

- VON JESSICA BALLEER UND BERND JOLITZ

Peter Hermann folgt Jupp Heynckes zum FC Bayern. Das bestätigte der Assistent von Friedhelm Funkel – und kämpfte dabei mit den Tränen. Fortuna erhält eine Entschädig­ung von knapp zwei Millionen Euro.

Wie nah ihm die Situation geht, ist Peter Hermann sofort anzumerken. Wenige Minuten zuvor noch hatte er im Arena-Sportpark auf dem Rasen gestanden und das Training der Fortuna geleitet. Nieselrege­n und eiskalter Wind. Ein Wetter, das zur Gefühlslag­e passt. Denn nun steht der 65-Jährige im Leichathle­tikzentrum vor einer handvoll Journalist­en und erklärt, dass er den Verein um seine Freigabe gebeten habe. Hermann kämpft mit den Tränen, ist hin- und hergerisse­n zwischen

Friedhelm Funkel der lieb gewonnenen Fortuna und der Bitte seines guten, alten Freundes Jupp Heynckes (72), ihn zum FC Bayern zu begleiten.

Im Jahr 2013 gelang Heynckes als Chefcoach mit Hermann als dessen Assistente­n mit Bayern München der große Coup: Sie gewannen das Triple aus Bundesliga-Meistersch­aft, Champions-League-Sieg und DFB-Pokal. Zuvor hatten die beiden von 2009 bis 2011 bei Bayer 04 Leverkusen zusammenge­arbeitet. Bereits in diesen Zeiten des Erfolgs war es Hermann, der das Training hauptveran­twortlich geleitet hatte. Jetzt kehrt Heynckes nach München zurück. Seine Unterschri­ft hatte er allerdings an eine Bedingung geknüpft: Hermann sollte unter allen Umständen als Co-Trainer mitkommen.

„Es fällt mir sehr, sehr schwer. Aber mich verbindet mit Jupp Heynckes sehr viel und ich möchte ihm den Gefallen tun“, sagte Hermann. Er habe Heynckes viel zu verdanken. „Ich möchte ihm etwas zurückgebe­n.“Dass ihn der bevorstehe­nde Abschied alles andere als kalt lässt, gibt er offen zu. „Bei mir auf jeden Fall“, antwortete er auf die Frage, ob es denn Tränen geben werde. Dann waren die beiden Vereine am Zug. „Ich glaube schon, dass es eine Einigung geben wird“, sagte Herrmann zuversicht­lich. Von der Fortuna hieß es zunächst, dass die Freigabe noch nicht erfolgt sei. Man werde die Angelegenh­eit nun erst einmal prüfen. Schließlic­h hatte Hermann in Düsseldorf noch einen Vertrag bis 2018. Bereits im Sommer hatte ihn der FC Schalke 04 verpflicht­en wollen, für den der gebürtige Westerwäld­er von Juli 2013 bis Oktober 2014 gearbeitet hatte. Damals entschied sich Hermann dazu, seinen Vertrag in Düsseldorf zu erfüllen.

Als die Fortuna-Spieler dann nach dem Training aus der Kabine kommen, hat sich der Himmel aufgehellt. An ihren Gesichtern ist nicht abzulesen, wie die Stimmung in der Kabine war. Verteidige­r Robin Bormuth spricht mit ernster Miene. Er sagt, dass Hermann in der Mann- schaft beliebt ist, dass er geschätzt wird. Sein möglicher Weggang sei sicher ein großer Verlust.

Peter Hermann berichtet, er habe natürlich auch mit Fortunas Cheftraine­r Friedhelm Funkel gesprochen. Dieser habe vollstes Verständni­s für seine Entscheidu­ng, wolle ihm keine Steine in den Weg legen.

Das bestätigte Funkel im Gespräch mit unserer Redaktion. „In meiner Laufbahn als Trainer habe ich oft erlebt, dass Spieler aus den unterschie­dlichsten Gründen den Verein verlassen wollten – bei einem Co-Trainer allerdings noch nicht“, sagte Funkel. „Ich habe mich bisher immer für die menschlich­e Seite entschiede­n und habe das nie bereuen müssen. Ich möchte auf keinen Fall irgendwelc­he Streitigke­iten mit Peter, das ist die Sache nicht wert.“

Das Transferka­russell nimmt dann am Mittag Fahrt auf. Und dann geht alles ganz schnell, obwohl Funkel sagt: „Wir überlegen die Sache sehr, sehr genau und lassen uns zeitlich nicht unter Druck setzen. Wir haben das Heft des Handelns in der Hand und wollen auf jeden Fall eine vernünftig­e Regelung haben. Es wird nichts über das Knie gebrochen.“

Bereits am Nachmittag verkünden alle beteiligte­n Parteien, dass eine Einigung erfolgt sei. Dass Fortuna eine Entschädig­ung erhält, ist sicher. Wie unsere Redaktion aus gut unterricht­eten Kreisen erfuhr, soll sich diese bei knapp zwei Millionen Euro bewegen. Bleibt die Frage, wer Nachfolger von Peter Hermann wird? Armin Reutershah­n, mit dem Funkel von 2004 bis 2009 bereits bei Eintracht Frankfurt zusammenge­arbeitet hat und der aktuell unter Niko Kovac bei der Eintracht angestellt ist, wird es nicht. Viel Charme hätte freilich eine interne Lösung mit Fortunas langjährig­en Profi und U17-Coach Jens Langeneke.

„Ich habe mich immer für die menschlich­e Seite entschiede­n und es nie bereuen müssen“

Trainer

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