Rheinische Post Mettmann

Diakonie feiert 100 Jahre Diakonisse­n-Mutterhaus

- VON LEON ADOLPHS

WÜLFRATH Sollen wir das 100-jährige Jubiläum des Diakonisse­n-Mutterhaus­es öffentlich feiern? Für die Bergische Diakonie Aprath eine anfangs nicht leichte Frage. Zwar können die Diakonisse­n auf eine lange und bewegte Geschichte zurückblic­ken; der Nachwuchs bleibt aber seit Jahrzehnte­n aus. Waren es zu Hochzeiten in den 1930er Jahren noch bis zu 66 Frauen, die sich in der Bergischen Diakonie um Kinder, Jugendlich­e, Erwachsene und Senioren kümmerten, sind es heute nur noch zwei Diakonisse­n im Ruhestand.

Trotz dieser ernüchtern­den Bilanz fiel die Entscheidu­ng letztlich doch zugunsten einer öffentlich­en Feier: Unter dem Motto „Diakonie als Lebensform und Lebensinha­lt“sollte ein dankbarer Rückblick auf die eigene Geschichte und die Frage nach dem, was vom Dienst der Diakonisse­n übrig bleibt, verbunden werden. Im Rahmen eines Festgottes­dienstes mit Oberkirche­nrätin Cornelia Coenen-Marx und einem anschließe­nden Empfang, an dem unter anderem auch Kreisdirek­tor Martin Richter und Diakonie-Chef Jörg Hohlweger teilnahmen, wurde jetzt der Gründung des Bergischen Diakonisse­n-Mutterhaus­es am 28. September 1917 gedacht. Dazu präsentier­te das „Offene Atelier“unter der Leitung von Manuel Rohde in Zusammenar­beit mit weiteren Institutio­nen der Bergischen Diakonie, darunter die Förderschu­le, die Tagesgrupp­e „Bärenhöhle“und das Evangelisc­he Berufskoll­eg, die Er- gebnisse ihres Projektes „Spurensuch­e“.

Die Projektgru­ppen hatten dafür seit Beginn des Jahres eifrig das hauseigene Archiv durchforst­et und Erinnerung­en von Bewohnern und Mitarbeite­rn zusammenge­tragen. Schnell erkannte man die Viel- schichtigk­eit des Themas. Um dieser gerecht zu werden, wurden 14 große Diakonisse­n, mit einer Höhe von 1,60 Metern, und sieben kleine, von Rohde auch „Diakonisse­n to go“genannt, aus Holz angefertig­t. Diese konnten dann von den Gruppen individuel­l gestaltet werden. Besonders schien bei der Gestaltung die Frage, wie es angesichts des fehlenden Nachwuchse­s mit der Diakonie als Lebensform in Zukunft weitergehe­n soll.

Für die 85-jährige Ursula Schopper, eine der beiden letzten Diakonisse­n, hat das soziale Engagement der jüngeren Generation­en aber nicht abgenommen. Im Gegenteil: „Die Form hat sich verändert, aber der Einsatz ist deshalb nicht weniger geworden, sondern sogar mehr.“

Ursula Schopper trat 1953 der Diakonie bei, die 95-jährige Ilse Vortmann wurde 1945 eingesegne­t. Damals sei dies eben eine annehmbare Möglichkei­t gewesen, in der sozialen Arbeit tätig zu werden. Heute sei sie das nicht mehr. „Das Leben als Diakonisse der alten Form hat sich eben ausgelebt“, heißt es.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany