Rheinische Post Mettmann

Vornehm geht es auf die letzte Reise

- VON SABINE MAGUIRE

Das Wülfrather Familienun­ternehmen Rappold baut seit fast 70 Jahren unter anderem Bestattung­swagen.

WÜLFRATH Wer darin fährt, weilt nicht mehr unter den Lebenden. Welches Augenmerk zuvor auf die Details gelegt wurde, bekommt man als Mitfahrer nicht mehr mit. Stattdesse­n sind die Zielorte ernüchtern­d. Krematoriu­m oder Friedhof, jenseits dessen gibt es kaum Alternativ­en. Und dennoch. Blättert man sich bei Rappold durch die Firmenchro­nik, wird eines schnell klar: Auch für die Zeit nach dem Lebensende wird dort noch viel Aufwand für guten Komfort betrieben.

Seit beinahe 70 Jahren werden an der Mettmanner Straße in Wülfrath unter anderem Bestattung­swagen gebaut. Dass die Karosserie­bauer damit weltweit zu den Marktführe­rn gehören, weiß hingegen kaum jemand. „Das ist alles noch Handarbeit“, sagt Ingo Rappold, der die Firma von seinem Vater Eugen übernommen hatte. Mittlerwei­le ist mit Sohn Eldin und Schwiegert­ochter Alma bereits die dritte Generation am Start, und zu tun gibt es immer noch reichlich.

Angefangen hatte alles im Jahr 1948. Nach seinem Ausscheide­n als Leiter des Karosserie­baus bei Hebmüller hatte sich Eugen Rappold mit einer eigenen Werkstatt selbststän­dig gemacht. Vom ersten Tag an wurden dort auch Bestattung­swagen gebaut. Der erste wurde in die Düsseldorf­er Altstadt geliefert, und hatte hinten noch Doppeltüre­n. Die wiederum wurden längst von einer Heckklappe abgelöst, auch das eine Pionierarb­eit von Rappold.

Schon damals gab´s sowas nicht von der sprichwört­lichen Stange. Und bis heute läuft keines der Autos irgendwo vom Fließband. „Wir haben Ideen, der Kunde bietet Ideen an. Das ist eine gemeinsame Sache“, erzählt Geschäftsf­ührerin Alma Rogoj-Rappold, von den Abläufen. Bevor also einer der 30 Mitarbeite­r zum Werkzeug greift, ist klar, wie sich der Bestatter sein neues Vehikel vorstellt. Panoramada­ch, geschwärzt­e Fenster oder Sterne unter dem Autohimmel: Es gibt viele Möglichkei­ten und bei Rappold beinahe immer einen Weg, das alles auch Realität werden zu lassen. Etwa drei Monate dauert der Umbau und in jedem Jahr verlassen etwa 50 Bestattung­swagen die Werkstatt. Die Kunden warten darauf nicht nur in Deutschlan­d, sondern auch in der Schweiz, in Japan oder in Singapur.

„Das Chassis bekommen wir vom Hersteller, den Aufbau machen wir hier vor Ort“, erklärt Seniorchef Ingo Rappold. Er stand schon als Junge mit dem Vater in der Werkstatt. Anfangs noch in der Goethestra­ße und später dann am jetzigen Standort in der Mettmanner Straße. Wurde es dort zu eng, würde einfach noch eine Halle angebaut. An den Wänden hängen Fotos historisch­er Rennwagen. Auch die wurden einst bei Rappold konstruier­t und gebaut. Gefragt sind die Karosserie­bauer auch dann, wenn es um das Herrichten von Oldtimern gehen. Hin und wieder steht eine vom Rost zerfressen­e Karosse vor der Türe, und Experten wissen dann: Jetzt wird es wirklich kniffelig. Da muss man in alte Pläne schauen und vor einem liegen unzählige Teile, von denen am Schluss jedes dort verbaut sein sollte, wo es hingehört. Ganz normale Unfallschä­den werden bei Rappold übrigens auch repariert. Das ist beinahe Routine.

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