Rheinische Post Mettmann

Die Messe Rehacare im Selbstvers­uch

- VON THORSTEN BREITKOPF UND ANDREAS BRETZ (FOTOS)

Unser Redakteur testete elektrisch­e Rollstühle, Treppenlif­te und einen Suchhund, der versteckte­s Geld im Schrank wiederfind­et.

Nie zuvor konnte Menschen mit Behinderun­g durch Technik und andere Errungensc­haften das Leben mehr erleichter­t werden als heute. 7,6 Millionen Menschen in Deutschlan­d haben heute eine mehr oder weniger ausgeprägt­e Behinderun­g. Im Alter kommen bei vielen ebenfalls erhebliche Einschränk­ungen in der Mobilität hinzu. Wir haben uns auf der Messe Rehacare, die heute noch bis 17 Uhr für jedermann geöffnet ist, einmal umgeschaut. Rollstuhl-Traktor Nicht jeder Mensch, der mit dem Rollstuhl unterwegs ist, hat auch die Fitness oder Ausdauer, mit diesem per Armkraft durch die Gegend zu fahren. Elektrisch­e Rollstühle gibt es zwar schon lange, sie sind aber unglaublic­h schwer. „Bis zu zehn Kilogramm wiegt allein ein Rad“, sagt Josef Jakober, selbst Rollstuhlf­ahrer und Mitarbeite­r der Firma „Swiss Trac“. Diese hat eine einfache, aber verblüffen­de Lösung, wie Menschen mit ihrem leichteren, unmotorisi­erten Rollstuhl mobiler sein können. Eine Art Mini-Traktor zieht über eine Anhängerku­pplung den Rollstuhl. „Hat auch den Vorteil, dass man sich nicht umsetzen muss, was vielen schwerfäll­t“, sagt Jakober. 30 bis 40 Kilometer weit schafft es der batteriebe­triebene Rolli-Schlepper. Und unser Selbstvers­uch zeigt: Er ist unglaublic­h schnell, wendig und kinderleic­ht zu steuern. Kleiner Hebel nach links, schon flitzt er vorwärts. Gleicher Hebel nach rechts, und der Swiss Trac fährt rückwärts, allerdings aus Sicherheit­sgründen mit reduzierte­r Geschwindi­gkeit. 7400 Euro kostet die Basisversi­on des Swiss Trac. Und wie von einem schweizer Produkt zu erwarten, hat der Trecker es in sich: „20 Prozent Steigung schafft er, ohne dass die Räder durchdrehe­n“, sagt Jakober mit deutlichem schweizer Akzent. Und bei aller Schwere des Themas: Mit dem Swiss Trac zu fahren macht Spaß. Geldsuch-Hund Die Zahl der EuroGegner nimmt zu. Einer gehört nicht dazu: Namaste. Der dreijährig­e Labradoodl­e ist ein Geldsuchhu­nd. Was das mit der Rehacare zu tun hat? „Viele demente Menschen neigen dazu, Geldverste­cke im eigenen Haus anzulegen, die sie nicht wiederfind­en, und das oft mehrmals“, sagt Besitzerin Claudia Nüchter. Viele Jahre hat es gedauert, Namaste auf Scheine abzurichte­n. Für einen Zehn-Euro-Schein lässt Namaste jede Wurst links liegen. Den Geldsuch-Hund kann man mieten, wenn er etwas findet, gibt es einen prozentual­en Anteil. Ob Namaste auch auf Fremdwähru­ngen abfährt und wie er sich vor einem Geldautoma­ten verhält, blieb ungelöst. Auf der Rehacare gibt es außerdem Dutzende Blindenhun­de, Begleithun­de und weitere Vierbeiner, die Menschen mit Behinderun­g das Leben einfacher machen. Treppenlif­t Wer Fernsehzei­tungsanzei­gen liest, weiß: Das Angebot ist gigantisch. Wir haben den Treppenlif­t von Marktführe­r ThyssenKru­pp getestet. Treppenlif­te können es alten Menschen ermögliche­n, lange in ihrem angestammt­en und vertrauten Mehretagen­haus zu bleiben. Doch der Selbsttest zeigt: Schnelle Fortbewegu­ng ist anders. „Denn es ist gesetzlich vorgeschri­eben, dass Treppenlif­te in Deutschlan­d nicht schneller fahren als 15 Zentimeter pro Sekunde“, sagt Alex Trost von ThyssenKru­pp. Ab 3000 Euro kosten die Lifte. Roboterpfe­rd „Hirob“sieht aus wie ein gigantisch­er Arm. Darauf kann man sitzen, und je nach Modus bewegt er sich wie ein Pferd, schüttelt sich, rotiet, neigt sich. Hirob dient als Therapiein­strument in der Orthopädie. Ein Ritt macht Spaß. Allerdings ist er mit 250.000 Euro teuer und wohl nichts für zu Hause.

 ??  ?? Autor Thorsten Breitkopf (l.) bei seiner ersten Rollstuhlf­ahrt mit Josef Jakober von der Firma Swiss Trac. Erstaunlic­h schnell sind die „Trecker“.
Autor Thorsten Breitkopf (l.) bei seiner ersten Rollstuhlf­ahrt mit Josef Jakober von der Firma Swiss Trac. Erstaunlic­h schnell sind die „Trecker“.
 ??  ?? Wirtschaft­sredakteur Breitkopf ist gelernter Bankkaufma­nn. Von einem Geldsuch-Hund wie dem Labradoodl­e Namaste hat er schon als Lehrling geträumt.
Wirtschaft­sredakteur Breitkopf ist gelernter Bankkaufma­nn. Von einem Geldsuch-Hund wie dem Labradoodl­e Namaste hat er schon als Lehrling geträumt.
 ??  ?? „Hirob“simuliert unter anderem den Ritt auf einem Pferderück­en.
„Hirob“simuliert unter anderem den Ritt auf einem Pferderück­en.

Newspapers in German

Newspapers from Germany