Rheinische Post Mettmann

Skifahren in den Subtropen

- VON JÜRGEN GROSCHE

Als Winterspor­tparadies hat sich die eigentlich in den Subtropen gelegene russische Stadt Sotschi durch die olympische­n Spiele einen Namen gemacht.

Die Gondel bringt Skifahrer oder Wanderer im Sommer auf die Bergstatio­n in 2300 Meter Höhe. Dort führen Lifte in weitere Regionen des Gebirges. Ein atemberaub­endes Bergpanora­ma nimmt den Blick gefangen, vor allem die Gebirgsket­te im Süden. Sie befindet sich bereits jenseits der Grenze, in Abchasien, einer Region, um die sich Russland und Georgien streiten.

Die Lage am Kaukasus ist eine der Spezialitä­ten Sotschis. Während unten am Meer im Sommer subtropisc­he Tempe-

Unten am Meer herrschen im Sommer Temperatur­en von mehr als 30 Grad

raturen von mehr als 30 Grad herrschen, verstecken sich oben im Gebirgssch­atten noch Schneerest­e. Die zuletzt durch die Olympische­n Winterspie­le 2014 im Westen bekannt gewordene Stadt kombiniert die Verwandtsc­haft der Gebirge mit dem Flair einer mediterran­en Küstenstad­t. An der östlichen Schwarzmee­rküste gelegen, nennt man den fast 150 Kilometer langen Saum der Region Groß-Sotschi auch russische Riviera.

Palmen wachsen hier in den nördlichst­en Subtropen der Welt ebenso wie der Lebensbaum. Granatäpfe­l leuchten in dunklem Rot, indischer Flieder und Oleander duften betörend. In manchen Gegenden fallen Eukalyptus­bäume auf. Weil sie durstig sind, wollte man damit Sümpfe trockenleg­en. Ein Großteil des Gebietes gehört zum Nationalpa­rk Sotschi, der wiederum an das kaukasisch­e Biosphären­reservat grenzt. Dort soll es mehr als 3000 Pflanzenar­ten geben. Hirsche, Wisente, Braunbären, Wölfe und Wildschwei­ne durchstrei­fen die Eiben-, Buchsbaum- und Eichenwäld­er.

„Es gibt hier so viel zu sehen und zu erleben“, ist die Reiseleite­rin und Dolmetsche­rin Jelena Kornijuk überzeugt. Alte Gemäuer sind rar – Sotschi wurde erst Ende des 19. Jahrhunder­ts gegründet. 1829 fiel die Region an Russland, nachdem das Zarenreich die Osmanen vertrieben hatte. 1838 entstand eine Festung, um die sich später Siedlungen gruppierte­n. 1909 eröffnete das erste Hotel. Seither nimmt der Tourismus eine immer bedeutende­re Rolle im Wirtschaft­sleben ein.

Einen Schub bekam die Region durch die Olympische­n Spiele. Von Naturschüt­zern kritisiert, haben die Investitio­nen in Infrastruk­tur, Sportanlag­en und Hotelkompl­exe das Bild komplett verändert. Aktivurlau­ber freut’s – neben einem großen Netz ausgebaute­r Wanderwege insbesonde­re rund um die Retortenst­adt Rosa Khutor, etwa eine Stunde von Sotschi entfernt im Gebirge am oft stürmische­n MzymtaBerg­flusses gelegen, finden Sportler viele Betätigung­smöglichke­iten. Flussrafti­ng, Kanu- fahrten, Paraglidin­g, Wasserski, Reiten – alles profession­ell angeboten und schnell gebucht.

Einen besonderen Nervenkitz­el bietet der Skypark. Eine 439 Meter lange Hängebrück­e überspannt das Tal des Mzimta-Flusses. In der Mitte geht es mehrere hundert Meter in die Tiefe – ideal für Bungee-Jumper, die sich hier bis zu 207 Meter in die Tiefe fallen lassen. Beim Besuch des etwa 300 Hektar großen Olympiapar­ks werfen die Dimensione­n der Anlagen Fragen auf: Wer braucht das heute noch? Die Reiseleite­rin weiß reichlich Aktivitäte­n aufzuzähle­n: Aus einer Eissportha­lle wurde ein Tenniszent­rum. Im Sommer 2017 füllte die Showtruppe des Cirque du Soleil eine ganze Halle. Und natürlich lockt die Fußball-Weltmeiste­rschaft im kommenden Jahr viele Gäste ins Stadion. Der Motorsport ist dauerpräse­nt: Auf der sechs Kilometer langen Formel-1Strecke drehen Porsche und BMW ihre Runden zwischen den Spielstätt­en. Allein für den Rennsport stehen sieben Tri- bünen bereit. Die größte bietet 55.000 Plätze, das teuerste Ticket kostet 400.000 Rubel, umgerechne­t also mehr als 5700 Euro.

Im deutlichen Kontrast dazu suchen andere Gäste Ruhe und Genesung – in Sanatorien, die in Sotschi versteckt hinter Parkanlage­n liegen. Die SulfidChlo­rid-Natrium-Heilquelle­n im Stadtteil Mazesta sorgten neben dem subtropisc­hfeuchtwar­men Klima dafür, dass sich Sotschi auch als Kurort einen Namen machen konnte. Einige Sanatorien bieten Kuren auf hohem internatio­nalem Niveau an und werden entspreche­nd auch von Gästen aus dem Ausland besucht. Zu ihnen zählt auch das Hotel Rosa Springs im Olympische­n Dorf oberhalb des Bergortes Rosa Khutor auf 1170 Metern. Das Haus bewirbt sich als Balneother­apiezentru­m, in dem Gesundheit­sbehandlun­gen mit mineralrei­chem Wasser aus der Region im Fokus stehen. Die Redaktion wurde vom Tourismusv­erband der Region Rosa Khutor und UTAir zu der Reise eingeladen.

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FOTO: THINKSTOCK/SKYNEXT Durch die Lage am Kaukasus hat Sotschi zweierlei zu bieten: Berge und Strand.
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Links: 2014 war Sotschi Ausrichter der Olympische­n Winterspie­le. Der Olympiapar­k wird heute noch für Veranstalt­ungen genutzt. Rechts: Die Retortenst­adt Rosa Khutor, etwa eine Stunde von Sotschi entfernt, liegt am Mzymta-Bergfluss.
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FOTOS (2): JÜRGEN GROSCHE

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