Ein Fach der Techniken
Plastische Chirurgen können mehr, als Nasen verkleinern oder Falten wegzaubern. Sie beseitigen Hauttumore, formen die Brust nach Krebserkrankungen neu und rekonstruieren das Gesicht nach Unfällen.
Unfallfolgen, Narben und Fehlbildungen so behandeln, dass sie nicht mehr oder nur wenig sichtbar sind – das sind nur einige der Aufgaben Plastischer Chirurgen. „Filigrane Rekonstruktionen unter Verwendung verschiedenster Techniken und die Liebe zum Detail“: Auf diesen Nenner bringt Prof. Dr. Jutta Liebau, Chefärztin der Klinik für Plastische und Ästhetische Chirurgie sowie Ärztliche Direktorin des Florence-Nightingale-Krankenhauses der Kaiserswerther Diakonie, ihre Leidenschaft für ihren Beruf. Über die Allgemeinchirurgie und einen Ausflug in die Mund-Kiefer-Gesichts-Chirurgie ist Liebau zur Plastischen Chirurgie gekommen.
Als ehemals Teilgebiet der Chirurgie entwickelte sich die Plastische Chirurgie Ende der 90er Jahre zum eigenständigen Fachgebiet. Erst nach einer sechsjährigen Facharzt-Ausbildung ist es möglich, in diesem Feld zu arbeiten.
Die Plastische Chirurgie ist ein Fach der Techniken, die Bandbreite der technischen Möglichkeiten ist sehr groß. Schwerpunkte der Arbeit von Jutta Liebau und ihrem Team sind die Brustchirurgie, also etwa Brustvergrößerungen oder -verkleinerungen, die Gesichtschirurgie bei Hautkrebs sowie die körperformende Chirurgie – etwa nach massiver Gewichtsreduktion. Auch bei größeren Wundheilungsproblemen kommen die Plastischen Chirurgen zum Einsatz. „Wir behandeln von Kopf bis Fuß, Männer und Frauen, Menschen jeden Alters“, sagt die Chefärztin. „Und da wir immer an der Körperoberfläche arbeiten, sieht man das Ergebnis sofort.“Für das Entfernen von Tumoren an der Körperoberfläche, vor allem im Gesicht, kommen Betroffene teilweise von weit her nach Kaiserswerth gereist.
Im Krankenhaus arbeitet das Team um Jutta Liebau auch interdisziplinär mit der Allgemeinchirurgie sowie mit der Orthopädie und Unfallchirurgie, mit der Gynäkologie, der darf sich so nennen. Nur der „Facharzt für Plastische und Ästhetische Chirurgie“hat eine sechsjährige Weiterbildung absolviert.
Mit insgesamt sieben Plastischen Chirurgen, davon drei Ärzten in Weiterbildung, ist das Florence-NightingaleKrankenhauses der Kaiserswerther Diakonie in der Kliniklandschaft einer der mittelgroßen Standorte. „Wir haben keine Nachwuchssorgen, die Nachfrage auf unsere Studenten- und Assistentenstellen ist sehr hoch“, sagt Jutta Liebau. Mit ständigen Fortbildungen und Kongressen höre das Lernen als Chirurg niemals auf. „Und das ist auch gut: So nimmt beispielsweise die Eigenfettbehandlung, bei der man also an einer Stelle des Körpers Fett entnimmt, um es woanders wieder einzusetzen, immer mehr Raum ein. Diese Operationen konnten durch das Fortschreiten der Technik immer weiter optimiert werden.“Der Blick über den Tellerrand reicht auch in die Ferne: In Brasilien, dem Mutterland der Plastischen Chirurgie, wurden neue Techniken der Unterlidstraffung und der Brustchirurgie aufgenommen und in die Klinik importiert.
Jutta Liebau und ihr Team versorgen regelmäßig außerdem Kinder aus Krisengebieten, teilweise auch in Zusammenarbeit mit anderen Fachabteilungen wie der Orthopädie. Dies sind Operationen, die aufwändig, schwierig und auch emotional sind. Dabei werden die Kinder meist mehrfach operiert und über Wochen behandelt, nach Unfällen sind sie oft schwer entstellt. „Das sind Fälle, die kommen in Deutschland überhaupt nicht vor“, sagt Jutta Liebau. Möglich ist dies durch die Finanzierung in Form von Spenden über die Förderstiftung der Kaiserswerther Diakonie.
Eine besondere Herausforderung ist für die Chefärztin übrigens die Lidchirurgie: „Dabei muss man unglaublich filigran arbeiten, das Ergebnis fällt direkt ins Auge des Betrachters, und man kann tolle Vorher-Nachher-Effekte erzielen.“