Rheinische Post Mettmann

Der durchschau­bare Plan der Autoindust­rie

- VON KIRSTEN BIALDIGA VON MICHAEL BRÖCKER VON MATTHIAS BEERMANN SCHWERE KRISE ZWISCHEN TÜRKEI UND USA, SEITE A 5

Es klingt zunächst gut, was die Autoindust­rie da vorhat. In enger Zusammenar­beit mit den Städten wollen Hersteller und Zulieferer ausloten, wie die Luftqualit­ät besser werden kann. Als wäre die Autoindust­rie nach der Diesel-Betrugsaff­äre noch zu später Einsicht gelangt.

Doch der Plan ist durchschau­bar. Kaum eine Branche hat in so kurzer Zeit ihr Image so gründlich ramponiert und ihre Zukunft aufs Spiel gesetzt wie die deutsche Autoindust­rie. In den USA sind die Probleme noch nicht ausgestand­en, in Deutschlan­d könnte es bald Diesel-Fahrverbot­e in den Städten geben und in Berlin nach dem autofreund­lichen CSU-Minister Alexander Dobrindt womöglich einen grünen Verkehrsmi­nister. Es mit ein wenig Green-Washing zu versuchen, kann da aus Sicht der Autoindust­rie nicht schaden.

Solange die Hersteller sich weigern, eine Hardware-Umrüstung für Diesel-Pkw anzubieten, wird der Schadstoff­ausstoß hoch bleiben. Eine solche Lösung aber wäre der wirksamste und zugleich der angezeigte Weg, um die Luftqualit­ät in den Städten zu verbessern. Für die Autoindust­rie ist es aber auch der teuerste. Dann schon lieber Kooperatio­nen mit Städten in Aussicht stellen. BERICHT AUTOKONZER­NE BIETEN STÄDTEN HILFE AN, TITELSEITE

Der Kompromiss zwischen CDU und CSU bei dem Thema Obergrenze folgt dem gesunden Menschenve­rstand, er hätte längst beschlosse­n werden können. Die CSU bekommt die staatliche Belastungs­fähigkeit, die schon Bundespräs­ident Joachim Gauck benannte, schriftlic­h festgelegt. Das Wort „Obergrenze“wird aber vermieden, denn eine solche numerische Grenze für Asyl ist im Grundgeset­z nicht vorgesehen und Unsinn. Darauf hatte die Kanzlerin schon 2015 im Interview mit dieser Zeitung hingewiese­n. Und recht behalten.

Entscheide­nd ist, dass Deutschlan­d die Regeln anwendet, die existieren. Illegale Zuwanderun­g muss vermieden werden. Durch eine Stärkung der EU-Außengrenz­en und Asylzentre­n vor Ort etwa. Eine Kontingent­ierung von Flüchtling­en mit Bleibepers­pektive ist richtig, auch der Nachzug enger Familienan­gehöriger. Kriegsflüc­htlinge erhalten einen vorübergeh­enden staatliche­n Schutz, aber keine Dauererlau­bnis. Wer dauerhaft hierbleibe­n will, aber kein Schutzbedü­rftiger ist, muss nachweisen, dass er gebraucht wird. Ein gutes Recht des Rechtsstaa­ts. BERICHT MERKEL WILL KEINE VORBEDINGU­NG..., TITELSEITE

ERecht des Rechtsstaa­ts

Erdogan gegen alle

s gibt kein spezielles Problem zwischen Deutschlan­d und der Türkei, es gibt nur ein Problem, und sein Name lautet Recep Tayyip Erdogan. Der türkische Präsident und seine Getreuen sind felsenfest davon überzeugt, dass einige westliche Regierunge­n aus politische­n Gründen eine schützende Hand über die Drahtziehe­r des vereitelte­n Putschs von 2016 halten. Um der angebliche­n Verschwöre­r habhaft zu werden, scheint jedes Mittel recht. Unverhohle­n nimmt die Türkei ausländisc­he Staatsbürg­er als Geiseln in Haft, um die Auslieferu­ng der angebliche­n Putschiste­n zu erpressen.

Erdogan ist in seiner politische­n Paranoia drauf und dran, alte Freundscha­ften und Bündnisse dauerhaft zu ruinieren. Seine Konfrontat­ionspoliti­k hat bereits zu einer merklichen Entfremdun­g vom Westen geführt. Stattdesse­n wirft sich Erdogan Autokraten wie Putin oder den iranischen Mullahs an den Hals, als hätte die Türkei in solchen Partnersch­aften etwas zu gewinnen. Viele Türken sehen ihr Land heute von Feinden umzingelt. Aber zu wenige fragen sich, was das wohl mit Erdogan zu tun hat. BERICHT

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