Rheinische Post Mettmann

Wenn aus Fremden Freunde werden

- VON ANNA WOZNICKI

Die drei katholisch­en Kindertage­sstätten führen gemeinsam ein Musical zum Thema Migration und Integratio­n auf.

WÜLFRATH Aufgeregt und etwas zappelig betreten 40 Kinder die Bühne im Corneliush­aus. Noch schnell Mama und Papa winken. Ein Luftkuss für die Oma im Publikum. Dann geht es endlich los. Das erste Lied, der erste Text. Und der erste Applaus. Stolz schauen die Vorschulki­nder von der Bühne. Für sie ist ihr Auftritt von großer Bedeutung. Ebenso wie das Thema, mit dem sie sich zwei Monate beschäftig­t haben: Migration und Integratio­n. Oder einfach: „Aus Fremden werden Freunde“.

„Kinder fragen nach, warum jemand anders aussieht oder sich anders verhält - das Stück kann wertvolle

Arbeit leisten“

Beatrix Kraemer

Leiterin Kita St. Joseph

So heißt das Musical, das sie jetzt das erste Mal aufführten und das sich um Mauern dreht, die sinnlos errichtet werden, um Ausgrenzun­g – und um Seifenblas­en, die Hoffnung schenken. Es ist das erste Mal, dass die drei katholisch­en Kindertage­sstätten gemeinsam auf der Bühne stehen. Begleitet vom Kinderchor St. Joseph berühren sie mit dem Musical ihre Zuschauer: „Das Thema Fremde wird in dem Stück so kindgerech­t und liebevoll behandelt, dass es wirklich ergreift. Und das nicht nur, weil die eigenen Kinder auf der Bühne stehen“, so eine Mutter. Es geht um das Gelbland und das Blauland, in dem die Gelbländer Fremde sind. Das Essen, die Kleidung und ihre Tänze – für die Blauländer ist das alles neu. Also errichten sie eine Mauer, die die Kinder aus schwarzen Schuhkarto­ns stapeln, bis eine Seifenblas­e es doch über die Mauer schafft…

„Ich habe das Musical in einer Kita in Ratingen gesehen. Da wusste ich, ich muss es nach Wülfrath holen“, sagt Veronika Engel, Leiterin der Caritas-Kita Arche Noah. „Die Begrifflic­hkeiten, die verwendet werden, machen den Kindern die ganze Thematik verständli­ch.“Schnell war klar: Das Musical sollte ein Gemeinscha­ftsprojekt aller katholisch­en Kitas werden, die sich vor zwei Jahren als katholisch­es Familienze­ntrum zertifizie­ren ließen. „Die gemeinsame­n Proben haben uns und den Kindern viel Spaß gemacht. Die Lieder des Musicals hört man bei uns den ganzen Tag. Sie werden überall gesungen – ob gemeinsam oder auf Toilette“, sagt Beatrix Kraemer, Leiterin der Kita St. Joseph.

Die Thematik sei den Kindern nicht fremd, auch wenn sie sie ganz anders wahrnehmen als Erwachsene, erzählen die Initiatori­nnen des Musicals. „Kinder fragen nach, warum jemand anders aussieht oder sich auch anders verhält“, sagt Kraemer. „Das Stück kann da wertvolle Arbeit leisten.“

Till (5) ist glücklich, als er von der Bühne kommt. „Alle haben geklatscht und sich gefreut. Besonders toll waren die vielen Seifenblas­en, die durch den Raum geflogen sind. Ich freue mich schon auf unsere nächsten Auftritte.“

Es ist ein Musical, das nicht nur die drei katholisch­en Kitas gemeinsam auf eine Bühne brachte, sondern sich mit einer wichtigen Botschaft musikalisc­h Gehör verschafft.

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RP-FOTO: DIETRICH JANICKI Im Corneliush­aus wurde das Kindermusi­cal „Fremde werden Freunde“aufgeführt.

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