Rheinische Post Mettmann

Ein Segen für Kaninchen und Co.

- VON DANIELE FUNKE

Alle zwei Jahre lädt die katholisch­e Kirchengem­einde zu einem Gottesdien­st inklusive Haustiere ein. Hund, Katze, Maus und Kuscheltie­re stehen dann in der Heilig-Geist-Kirche im Mittelpunk­t. Ein tierisches Vergnügen.

ERKRATH „Wau“ist ein braver Hund. Denn im Gegensatz zu vereinzelt­en anderen Hunden benimmt sich das zottelige Tier an diesem Sonntagmor­gen in diesem ganz besonderen Gottesdien­st artig, ist still, rührt sich nicht vom Fleck. Er wird auch nicht kläffen oder eventuell das Beinchen an der Gebetsbank heben. Das liegt aber nicht daran, dass „Wau“besser erzogen wäre als zum Beispiel der kleine Chihuahua drei Reihen weiter. Es liegt daran, dass „Wau“ein Plüschhund ist.

Pfarrer Christoph Biskupek

Aus Fleisch und Blut sind dagegen Leia und Luke und sie sind alles andere als Angsthasen. Neugierig schnuppern die beiden Widderkani­nchen den Kirchenbod­en ab, machen Männchen und lassen sich entspannt von Besitzerin Emma kraulen. Die Neunjährig­e hat beiden Tieren ein Geschirr mit Leine angezogen. „Leia ist schon mal weggehoppe­lt. Es war sehr anstrengen­d, sie wieder einzufange­n.“

Nun sitzt Emma mit ihren beiden Haustieren in der ersten Reihe direkt vor dem Altar, auf dem Pfarrer Christoph Biskupek treffende und liebevolle Worte für die oft besten Freunde des Menschen findet. „Wir sind alle Geschöpfe Gottes, wir alle sollten in Frieden miteinande­r leben. Tiere sind oft Teil der Familie, für Euch Kinder wie Geschwiste­r, wir dürfen sie nie wie ein Spielzeug behandeln, denn Tiere haben eine Seele.“Cockerspan­iel Pelle ist extrem aufgeregt, immer wieder springt er an seiner Besitzerin hoch, fiept, all die fremden Gerüche, das seltsame Gebäude, das ungewohnte Verhalten der Menschen und dann noch: der Gesang. „Bitte singt sehr, sehr leise, so leise Ihr könnt“, rät Pfarrer Biskupek, „die Tiere haben sonst Angst, das wollen wir ja nicht.“Laudato si klingt ja auch in ruhiger Version schön. Ein älterer Hund schnarcht tief vor sich hin, ein Plüschaffe hockt regungslos auf der Gebetsbank. Und Hausratte Luca sitzt entspannt in ihrer Kiste, Schildkröt­e Kleopatra sowieso. „Lieber Gott, lass uns immer gut für unsere Tiere sorgen“und „Wir wollen gut zu allen Tieren sein, auch zu unseren Nutztieren“, bitten die Messdiener, bevor Pfarrer Biskupek jedem Tier den Segen spendet.

Blue und Max sitzen brav auf dem Schoß von Leandra und Jonathan, als der Geistliche zu ihnen kommt und den beiden Kaninchen das Weihwasser an die Nasen träufelt. Joel aus Solingen hat ein ganz besonderes Tier dabei. „Ist das eine Blindschle­iche?“, möchte der Pastor wissen. „Nein, eine Strumpfban­dnatter und sie heißt Züngel“, spricht der Achtjährig­e in das hingehalte­ne Mikrofon. „Ein treffender Name“, findet Biskupek und wendet sich dem aufgedreht­en Cockerspan­iel zu. „Pelle“ist irritiert über den fremden Mann in der dunklen Robe, leckt dann aber ergeben das Wasser von dessen Fingern.

Nachdem auch Kuschelhun­d Wau, Meerschwei­nchen Blume und alle anderen Tiere ihren Segen erhalten haben, entlässt der Priester alle mit warmen Worten. „Ich finde Eure Tiere alle ganz wunderbar und wenn sie jetzt laut werden, weil es nach Hause geht, dann ist das ihr tierisches Halleluja.“

„Wir dürfen Tiere nie

wie ein Spielzeug behandeln, denn sie haben eine Seele“

 ?? RP-FOTO: STEPHAN KÖHLEN ?? Ein Herz für Tiere: Pfarrer Christoph Biskupek segnet das Kaninchen „Blue“von Leandra (8). Ihr Vater Marc Pohlkamp schaut zu.
RP-FOTO: STEPHAN KÖHLEN Ein Herz für Tiere: Pfarrer Christoph Biskupek segnet das Kaninchen „Blue“von Leandra (8). Ihr Vater Marc Pohlkamp schaut zu.

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