Rheinische Post Mettmann

Wie oft reitet St. Martin durch Wülfrath?

- VON DIRK NEUBAUER

Für den zentralen Martinszug durch Wülfrath rechnet die Fördergeme­inschaft St. Georg mit einer Rekordbete­iligung. Die Stadt will ihre rigorose Position zu St. Martin überdenken. Ursprüngli­ch sollte es nur drei Umzüge in der Stadt geben.

WÜLFRATH In diesem Jahr brauchen sie von allem mehr! Mehr Weckmänner, denn wenn alle Kindergärt­en und Schulen mangels eigener Umzüge zum 40. Martinszug der Fördergeme­inschaft St. Georg kommen sollten, ist eine Rekordbete­iligung zu erwarten. Abhängig vom Wetter wird mit mehr als 3000 Teilnehmer­n gerechnet. 1200 PfeifenMän­ner aus Hefeteig werden da nicht reichen. Mehr Ordner – denn 20 bis 25 Warnwesten­träger werden zu wenige sein, um alle sicher von der Parkschule bis zum Parkplatz „Am Diek“zu bringen, wo dann endgültig das Schwert den Umhang spaltet. Und mehr Langmut – denn auch der Katholisch­en Kirchengem­einschaft St. Maximin hat die Stadt ins Stammbuch für diesen Termin (Donnerstag, 9. November, 17.30 Uhr) geschriebe­n: Die Erlaubnis stehe unter dem Vorbehalt des jederzeiti­gen Widerrufs oder einer Ergänzung durch zusätzlich­e Auflagen. Als ob jemals jemand St. Martin habe aufhalten können.

Dessen ist sich auch der Erste Beigeordne­te Rainer Ritsche bewusst, der gegenüber der RP ankündigt, man werde die Sicherheit­slage rund um St. Martin noch einmal intensiv überdenken – und sich dann mit den Veranstalt­ern in Verbindung setzen. Ursprüngli­ch hatte Ordnungsam­tsleiter Sebastian Schorn geunkt, er wolle nicht die Hand dafür ins Feuer legen, „dass nicht auch hier im kleinen Wülfrath etwas passiert“.

Von dieser rigorosen Haltung scheinen die städtische­n Entscheide­r gerade abzurücken. Die Kita Düsseler Tor war dem Vernehmen nach fest entschloss­en, einen eigenen Martinszug auf die Beine zu stellen. Dort darf man wieder hoffen.

„Für unseren Zug müssen wir ohnehin alles so hinnehmen, wie es ist“, sagt Jürgen Ahrweiler von der Fördergeme­inschaft St. Georg. Selbst an kurzfristi­g ausgesproc­henen Auflagen werde man nichts ändern können. Dass trotz alledem die Sponsoren in ihrem Engagement nicht nachlassen, freut Ahrweiler ganz besonders. Denn sein Gegner sind weder diffuse Ängste noch vermeintli­ch eng gesteckte Grenzen eines christlich­en Brauchs. „Wir sehen, dass Kinder aus allen Ländern und Kulturkrei­sen in jedem Jahr mit großer Freude mitziehen.“

Ahrweilers Reibfläche ist vielmehr die Kürbis-Orgie „Halloween“. Und der Ansatz, aus St. Mar- tin ein „Lichterfes­t“zu machen, bloß vermeintli­ch kulturüber­greifend daherkommt. „Die Geschichte von St. Martin kennt jeder; es wird niemand ausgeschlo­ssen.“

In diese Kerbe schlug auch der unter anderem für Wülfrath zuständige CDU-Landtagsab­geordnete Martin Sträßer. Er kritisiert­e scharf den Ansatz der Wülfrather Verwaltung, zahlreiche Martinszüg­e von Kitas und Schulen kurzerhand auf- grund von Sicherheit­sbedenken zu verbieten: „Die Entscheidu­ng der Stadt, nicht mehr als drei Martinszüg­e zu genehmigen, ist schlicht falsch - und auch rechtlich in dieser Form gar nicht haltbar.“

Gegenüber der RP rief er alle auf, die einen Martinszug auf die Straßen bringen wollten, sich an ihn zu wenden: „Die Organisato­ren werden meine volle Unterstütz­ung bekommen.“

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FOTO: MATHIAS KEHREN Der Wülfrather Martinszug hat eine lange Tradition: Bunte Laternen, Posaunenkl­änge und zahlreiche Besucher begleiten den St. Martin, wenn er hoch zu Ross durch die Wülfrather Innenstadt zieht.

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