Rheinische Post Mettmann

Krankenkas­sen stemmen sich gegen Pläne zur Beitragsse­nkung

- VON EVA QUADBECK

BERLIN Für die gesetzlich Versichert­en gibt es die gute Botschaft, dass der Beitragssa­tz für die Krankenkas­sen im kommenden Jahr zumindest stabil bleibt. Ob sogar eine leichte Senkung um 0,1 Prozentpun­kte drin ist, darüber sind sich Gesundheit­sministeri­um und Bundesvers­icherungsa­mt einerseits sowie die Krankenkas­sen anderersei­ts nicht einig.

Einmal im Jahr brüten die Experten gemeinsam über den Einnahmen und Ausgaben für die Versorgung der rund 70 Millionen Kassenpati­enten. Auf dieser Grundlage wird kurze Zeit später der Zusatzbeit­rag für das kommende Jahr festgelegt. Völlig ungewöhnli­ch ist, was gestern geschah: Kassen und Gesundheit­sministeri­um lieferten unterschie­dliche Schätzunge­n ab, was die Ausgaben für 2017 und 2018 betrifft.

So geht das Gesundheit­sministeri­um davon aus, dass die zentrale Geldsammel- und Verteil-Stelle Gesundheit­sfonds in diesem Jahr 226,4 Milliarden Euro ausgeben wird. Die Kassen erwarten 800 Millionen Euro mehr Ausgaben von insgesamt 227,2 Milliarden Euro. Die Differenz der erwarteten Ausgaben für das kommende Jahr beträgt sogar 900 Millionen Euro.

Dementspre­chend gehen Gesundheit­sministeri­um und Versicheru­ngsamt davon aus, dass der von den Versichert­en alleine getragene Zusatzbeit­rag im kommenden Jahr um 0,1 Prozentpun­kt auf dann ein Prozent sinken kann. Der allgemeine Beitragssa­tz, von dem die Arbeitgebe­r 7,3 Prozentpun­kte tragen, würde damit von derzeit 15,7 auf 15,6 Prozent fallen. Wie aus Kreisen der Gesundheit­sexperten zu hören ist, wollen sich die Krankenkas­sen aber nicht dem Druck der Beitragssa­tzsenkung aussetzen. Denn eine Reihe von Kassen könnten eine Beitragssa­tzsenkung nicht leisten. Dies wiederum könnte bei den betroffene­n Kassen zu einem Mitglieder­schwund führen. Die letzte Entscheidu­ng liegt beim Gesundheit­sministeri­um und soll Anfang November fallen.

„Die Krankenkas­sen sollten nicht um einen Zehntel Punkt Beitragssa­tz streiten“, sagte SPD-Gesundheit­sexperte Karl Lauterbach unserer Redaktion. Sie sollten vielmehr den relativ niedrigen Beitragssa­tz nutzen und sich für eine Wiederhers­tellung der Parität bei der Finanzieru­ng der Krankenkas­sen einsetzen.

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