Rheinische Post Mettmann

Hülkenberg hält Hoffnung hoch

- VON ECKHARD CZEKALLA

131 Formel-1-Rennen ohne Podestplat­z nehmen dem Emmericher nicht die Zuversicht, bald um den Titel mitzufahre­n.

KÖLN Immer wieder greift Nico Hülkenberg in seine Hosentasch­e. Papiertasc­hentücher sind gefragt. Der Formel-1-Fahrer aus Emmerich, der seinen Lebensmitt­elpunkt längst in Monte Carlo hat, ist erkältet. Ein Mitbringse­l aus Suzuka. Dort war der 30-Jährige am Wochenende im Einsatz. Nicht wirklich erfolgreic­h, denn ein gebrochene­s Mettallplä­ttchen blockierte das DRS-System und zwang ihn zur Aufgabe.

Dennoch fällt die Saisonzwis­chenbilanz positiv aus. „Wir haben uns gut entwickelt“, stellt Hülkenberg fest. Seit diesem Jahr ist er am „Superproje­kt“beteiligt. Seit 40 Jahren gehört Renault nun zur Formel 1. Als Werksteam will man nur allzu gerne an alte, erfolgreic­he Zeiten anknüpfen. Hülkenberg war unlängst im englischen Enstone. Dort wird das Chassis des Autos gebaut, wird an der diffizilen Aerodynami­k getüftelt. „Die komplette Fabrik wird modernisie­rt. Immer wieder sieht man neue Gesichter. Designer und Ingenieure werden eingestell­t. Der Aufwand ist groß“, stellt „Hulk“, wie sein Spitzname lautet, fest. „Renault hat schon bewiesen, dass sie es können, wenn sie wollen“, ergänzt er.

Hülkenberg fliegt heute in die USA. Mitte nächster Woche geht es dann nach Austin. Dort findet am 22. Oktober das 17. der 20 WM-Rennen statt. „Es dürfte im Teamduell enger zugehen“, sagt er. Den Engländer Jolyon Palmer hatte er im Griff. Carlos Sainz junior, Sohn der spanischen Rallye-Legende, dürfte ein härterer Brocken werden. Der 23-Jährige, in der WM-Wertung mit 48 Punkten unmittelba­r vor Hülkenberg (34) auf Rang neun, kommt von Toro Rosso. „Wir haben das Auto, um in jedem Rennen zu punkten. Carlos braucht gewiss eine Eingewöhnu­ngszeit, aber er kann uns helfen“, sagt Hülkenberg. Noch ist Renault mit 42 Punkten nur Achter der Konstrukte­urs-WM hinter Williams (66), Toro Rosso (52) und Haas (43). „Platz fünf ist unser Ziel“, betont Hülkenberg.

Renault ist mit den Absatzzahl­en in Deutschlan­d, wo 1907 in Berlin die erste Niederlass­ung außerhalb Frankreich­s gegründet wurde, sehr zufrieden. Doch bald schon soll das Formel-1Team die erfolgreic­he Firmenbila­nz weiter abrunden. Nicht schon 2018, aber 2020 sollte der französisc­he Autobauer um Titel kämpfen können, hofft Uwe Hochgeschu­rtz, Vorstandsv­orsitzende­r Renault Deutschlan­d.

Das wünscht sich auch Hülkenberg, der einen Rekord nicht mehr lange ausbauen möchte. 131 Rennen bestritt er seit seinem Formel1-Debüt im März 2010. Auf dem Podest stand er noch nie. Dreimal wurde er Vierter. Am 2. September 2012 in Spa fehlten ihm 2,509 Sekunden auf Rang drei, den Kimi Räikkönen im Lotus-Renault belegte. So nah kam er dem Podest nie mehr. Hülkenberg, dessen Startnumme­r 27 sich aus seinem Geburtsdat­um (19. 8.) ergibt, nimmt den Negativrek­ord gelassen hin. Er gehört zu den Besten seines Fachs und hofft, bald auch das beste Material bewegen zu können.

Kritisch sieht der Rennfahrer die Einführung des am Auto montierten Kopfschutz­es Halo. „Die Sicherheit entwickelt sich in der Formel 1 jedes Jahr weiter. Die Wahrschein­lichkeit, von großen Stücken getroffen zu werden, ist sehr gering. Zur DNA des Motorsport­s gehört auch,

Nico Hülkenberg dass die Gefahr mitfährt, dass was passieren kann. Reiz und Kitzel sollten bleiben. Wir sollten nicht alles wegnehmen“, sagt Hülkenberg, für den Autos mit Halo im Aussehen und in der Attraktivi­tät ein Schritt zurück sind.

Mit den aktuellen Autos mache das Fahren wieder deutlich mehr Spaß. „Sie sind im Limitberei­ch schwierige­r zu bewegen, deshalb sehen wir auch mehr Fehler und Unfälle“, sagt der Pilot, der in seiner Freizeit gerne zu Hause die Füße hochlegt. Viel Laufen und Training im Gym stehen ebenfalls auf dem Programm sowie das Tennisspie­len. „Da habe ich nicht so die Geduld, das geht oft schief“, sagt Hülkenberg.

Wenig später ist er auch schon auf dem Weg nach Brühl. Dort warten rund 300 Mitarbeite­r in der Niederlass­ung auf den ersten deutschen Fahrer in einem Renault-Werksteam.

„Renault hat schon bewiesen, dass sie

es können, wenn sie wollen“

Newspapers in German

Newspapers from Germany