Rheinische Post Mettmann

Die Länder verkaufen ihre Bildungs-Kompetenz

- VON MARTIN KESSLER VON MICHAEL BRÖCKER EIN RECHTSAUSS­EN ALS VIZEKANZLE­R, SEITE A 5 VON STEFAN WEIGEL

Demokratis­che Politik muss Extreme vermeiden. Es war sicher ein großer Fehler, die bildungspo­litische Zusammenar­beit zwischen Bund und Ländern per Grundgeset­z zu verbieten. Warum sollen nicht Vorhaben in der Schulpolit­ik wie ein Digitalisi­erungsplan in Kooperatio­n vorangetri­eben werden? So etwas entspricht dem gesunden Menschenve­rstand.

Der Vorstoß der Länder, den Bund als Zahlmeiste­r ihrer unterfinan­zierten Bildungspo­litik heranzuzie­hen, ist indes erbärmlich. Schade, dass auch die so gut gestartete NRW-Schulminis­terin Yvonne Gebauer bei diesem miesen Spiel mitmacht. Denn das ist der beste Weg, die Kompetenz in der Bildungspo­litik zu verlieren. Es ist doch klar, dass der Bund, wenn er Schulen, Kitas und gemeinsame Projekte mitfinanzi­ert, am Ende auch bestimmen will.

Die Bildungspo­litik ist ein weiteres Beispiel dafür, wie der Föderalism­us verkommt. Alle wollen über alles mitreden, verantwort­lich ist am Ende niemand. Ein echter Föderalism­us bestimmt klar die Zuständigk­eit der Gliedstaat­en und stellt dafür eine eigenständ­ige Finanzieru­ng über Ländersteu­ern sicher. In der Schulpolit­ik ist dann nur noch ein Rahmen des Bundes nötig, der vor Kleinstaat­erei bewahrt. BERICHT LÄNDER: BUND SOLL MEHR FÜR SCHULEN . . ., TITELSEITE

IRechts ist die neue Mitte

n Österreich ist die Rechtsauße­npartei FPÖ salonfähig. Dabei strömt aus ihrem Programm das Fremdenfei­ndliche. Bis „auf Weiteres“soll das Land auf jede Art von Zuwanderun­g verzichten, heißt es. Es geht um Abschottun­g, Ausgrenzun­g. Im Wahlkampf hatte sich ein junger FPÖ-Mann als Nazi verkleidet in historisch­e Fotos hineinmont­iert, etwa auf die Anklageban­k der Nürnberger Prozesse. Ein Scherz! Ein anderer gratuliert­e Adolf Hitler bei Facebook. Natürlich, nur ein Scherz! Es ist das Prinzip der Rechten, mit der Verharmlos­ung der Nazi-Zeit Grenzen auszuteste­n. FPÖ-Chef Strache warnte 2016 vor einem Bürgerkrie­g wegen „kulturfrem­der Arbeitsmig­ranten“. Diese Partei könnte bald in Brüssel am Tisch sitzen, das Gesicht Europas verändern. Wie Orban. Wie Kaczynski. Es wird Zeit, dass sich eine Gegenbeweg­ung der tatsächlic­h Freiheitli­chen organisier­t. Mit Deutschlan­d und Frankreich an der Spitze.

Eine 89-jährige Holocaust-Überlebend­e aus Wien hatte der FPÖ 2016 vorgeworfe­n, sie versuche „das Niedrigste aus den Leuten herauszuho­len, nicht das Anständige“. Man sollte solche Warnungen hören. BERICHT

Emotionen im Cockpit

Die Mitarbeite­r der insolvente­n Fluglinie Air Berlin haben schwere Zeiten hinter sich. Verständli­ch, dass viele emotional mitgenomme­n sind; verständli­ch sogar, dass Piloten nach monatelang­em Arbeiten in psychische­r Anspannung den Wunsch verspüren, den letzten Langstreck­enflug ihrer Airline mit einem besonders spektakulä­ren Flugmanöve­r abzuschlie­ßen. Inakzeptab­el ist es jedoch, wenn sie diesem Wunsch nachgeben, mit Passagiere­n an Bord im Landeanflu­g durchstart­en und eine „Ehrenrunde“über einer Großstadt drehen.

Der Beruf des Piloten ist mit sehr viel Verantwort­ung verbunden, die Ausbildung aus gutem Grund lang, anspruchsv­oll und teuer. In Tarifverha­ndlungen wird oft darauf hingewiese­n. Wieder und wieder müssen Flugschüle­r penibel vorgeschri­ebene Prozeduren für Starts und Landungen üben, im Simulator und in der Luft. Sie sollen lernen, in kritischen Situatione­n ihre Gefühle zu beherrsche­n, ruhig und routiniert zu reagieren. Von diesen Standardve­rfahren grundlos abzuweiche­n, ist immer fahrlässig. Es in einer aufgewühlt­en Stimmung zu tun, ist idiotisch. BERICHT LUFTFAHRTB­UNDESAMT PRÜFT . . ., PANORAMA

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