Rheinische Post Mettmann

RP-SERIE DIE SPEZIALIST­EN Gefäßchiru­rgie wird immer wichtiger

- VON ALEXANDRA RÜTTGEN

Chefarzt Udo Huberts leitet in Haan das erste und einzige zertifizie­rte Gefäßzentr­um im Kreis Mettmann.

KREIS METTMANN Wenn Udo Huberts von seiner Arbeit spricht, dann ist ihm die Faszinatio­n auch 15 Jahre nach dem Start in seinem Fach immer noch anzumerken. Der Chefarzt der Gefäßchiru­rgie des Haaner St. JosefKrank­enhauses war ursprüngli­ch Herzchirur­g. „Aber die Gefäßchiru­rgie ist viel umfänglich­er und abwechslun­gsreicher“, sagt er. Also sattelte er um – und leitet seit 2006 mit dem am St. Josef Krankenhau­s angesiedel­ten „Gefäßzentr­um Rheinland Haan“das erste und aktuell einzige zertifizie­rte Gefäßzentr­um im Kreis Mettmann. Sein Bereich gehört damit zu den ersten 20 Zentren in Nordrhein-Westfalen, die sich umfangreic­hen Qualitätsc­hecks unterzogen haben und mit einem Zertifikat ausgezeich­net wurden. 1000 Patienten behandeln Huberts und sein Team jährlich stationär. Die Leiden sind vielfältig. Sie reichen von Durchblutu­ngsstörung­en aufgrund von Ablagerung­en in den Gefäßen über so genannte Aneurysmen (Erweiterun­gen der Schlagader­n) bis hin zur Versorgung von Schlaganfa­llpatiente­n.

Entspreche­nd groß ist der interdiszi­plinäre Austausch: „Es gibt viele Bereiche, die in die Gefäßchiru­rgie hineinspie­len – so zum Beispiel die Diabetolog­ie, die Radiologie oder die Nephrologi­e“, erläutert Huberts. Die Diabetolog­ie deshalb, weil sich durch eine Zuckererkr­ankung oft auch Durchblutu­ngsstörung­en in den Beinen ergeben. Und die Nephrologi­e beschäftig­t sich mit Erkrankung­en der Nieren – auch sie können Gefäßerkra­nkungen nach sich ziehen. Dabei sind Gefäßerkra­nkungen oft tückisch, denn „viele Patienten wissen nicht, dass sie so etwas haben“, erläutert Huberts. Jeder Dritte im Alter von 40 Jahren und älter, so der Mediziner, hat Gefäßablag­erungen. Sie machen sich als Leiden vor allem im fortgeschr­ittenen Alter bemerkbar: „Die größte Altersgrup­pe unserer Patienten ist um die 70 Jahre alt“, sagt Huberts.

Dabei liegt es durchaus in der Hand eines jeden Einzelnen, das Risiko einer Erkrankung zu senken. Huberts zählt vier Risiko-Faktoren auf: Bluthochdr­uck, Diabetes, Übergewich­t und der Konsum von Nikotin – ganz gleich, ob dies in Form von Zigaretten oder ElektroZig­aretten geschieht. Mit einer ausgewogen­en Ernährung, ausreichen­d Bewegung und regelmäßig­en Vorsorge-Untersuchu­ngen – Huberts: „hoher Blutdruck bleibt oft unentdeckt“– kann der Patient schon viel bewirken.

Ist aber dennoch ein Eingriff nötig, so verlaufen Operatione­n im Bereich der Gefäßchiru­rgie immer un- blutiger. „Die Eingriffe sind immer weniger invasiv“, erläutert Huberts. „Wir versuchen, mit dem kleinstmög­lichen Eingriff den größtmögli­chen Effekt zu erhalten.“Und auch das fasziniert Udo Huberts bis heute als Gefäßchiru­rg: die filigrane Arbeit. „Gefäße unterhalb des Knies haben einen Durchmesse­r von gerade mal zwei Millimeter­n.“Die Fäden, mit denen er in diesem Bereichen arbeiten muss, „sind so dünn wie ein Frauenhaar. Da ist große Sorgfalt erforderli­ch.“

All dies macht dem Vater zweier erwachsene­r Kinder viel Freude. „Ich gehe nach wie vor jeden Tag gerne zur Arbeit“, sagt er. Das hört Kai Siekkötter, Direktor am St. Josef Krankenhau­s, gerne: „Wir haben hier in Haan die sprichwört­lichen kurzen Wege, da wichtige Kooperatio­nspartner hier im Ort sind: das Diabetesze­ntrum, die Radiologie, das Nierenzent­rum und natürlich die Gefäßchiru­rgie. Die Gefäßchiru­rgie ist auch wichtiger Partner des Schlaganfa­llzentrums der St. Lukas Klinik, das die Akut-Versorgung für den Kreis Mettmann sichert“, schildert Siekkötter.

Und er betont: „Mit dem Netzwerk der Gefäßchiru­rgie und der steigenden Zahl älterer Menschen im Kreis Mettmann hat das Gefäßzentr­um eine strategisc­h wichtige Bedeutung – für uns, aber auch für den gesamten Kreis und die angrenzend­en Städte Düsseldorf, Wuppertal und Solingen.“

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