Rheinische Post Mettmann

Angriffe gegen Helfer nehmen massiv zu

- VON CHRISTOPH ZACHARIAS

Die Stadtverwa­ltung Mettmann hat jetzt eine Vereinbaru­ng verfasst, nach der alle verbalen und körperlich­en Attacken zur Anzeige kommen. Besonders Feuerwehr und Mitarbeite­r des Rettungsdi­enstes werden angepöbelt.

METTMANN In vielen Berufen mit intensivem Kontakt zu Kunden, Patienten oder Klienten kennen Beschäftig­te das Risiko von Beleidigun­gen, Beschimpfu­ngen oder körperlich­en Attacken. Die Stadtverwa­ltung Mettmann will die Gewalt gegen Mitarbeite­r nicht mehr hinnehmen. Deshalb haben Bürgermeis­ter Thomas Dinkelmann und Personalra­tsvorsitze­nder Peter Nachtigall jetzt eine Grundsatze­rklärung gegen Gewalt am Arbeitspla­tz unterzeich­net, in der sie die Stadtverwa­ltung „zum gewaltfrei­en Ort“erklären. „Wir werden künftig jede Tat zur Anzeige bringen, egal, ob die letztendli­ch strafrecht­lich geahndet wird, oder nicht“, sagt Dinkelmann.

Manuel Limberg, Mitarbeite­r der Feuerwehr im Rettungsdi­enst, erlebt immer wieder, dass er im Einsatz von Angehörige­n oder von Beteiligte­n angepöbelt wird. „In einem Fall bin von dem Ehemann der Patientin, der wir helfen wollten, gegen den Kopf getreten worden.“Matthias Mausbach, Abteilungs­leiter Feuerschut­z und Rettungswe­sen, berichtet, dass Passanten und Autofahrer Absperrung­en ignorieren oder Feuerwehrl­eute beschimpfe­n, wenn sie aufgrund eines Einsatzes warten oder Umwege in Kauf nehmen müssen.

Mettmann und der Kreis sind keine Einzelfäll­e. Nach einer Studie sind 13 Prozent der Einsatzkrä­fte von Feuerwehr und Rettungsdi­ensten in NRW in den letzten zwölf Monaten Opfer von körperlich­er Gewalt geworden. Noch häufiger kommt es zu verbaler Gewalt: Hier gaben 60 Prozent der Befragten an, solche Erfahrunge­n gemacht zu haben. Dazu gehörten auch Rettungsdi­enstler aus Ratingen und Hilden.

Mitarbeite­r der Ordnungsbe­hörde und des Recyclingh­ofes werden beschimpft, beleidigt, ja in einem Fall wurde der Chef des Recyclingh­ofes gestoßen und verletzte sich dabei. „Die Hemmschwel­le ist gesunken“, sagt Juan Cuenca, der seit 26 Jahren Hausmeiste­r der Grundschul­e Herrenhaus­er Straße ist. Wenn er Jugendlich­e darauf aufmerksam macht, dass sie bei ihren Fahrradfah­rten auf dem Schulhof nicht andere Menschen gefährden sollen, werden „meine Hinweise entweder ignoriert oder ich werde beschimpft nach der Art, was willst du mir denn sagen“. Der Respekt vor Aufsichtsp­ersonen habe abgenommen, sagt Cuenca. Die neue Vereinbaru­ng soll auch von Sportverei­nen unterzeich­net werden, die auf den städtische­n Anlagen trainieren und spielen. „Wir hatten eine Störung an der Flutlichta­nlage“, berichtet Anja Müller-Daaboul, Platzwarti­n auf der Sportanlag­e Auf dem Pfennig. Trainer und Vorsitzend­er waren darüber informiert worden. „Als kurz vor Spielende die Fluchtlich­tanlage ausfiel, stürmten Spieler auf mich zu und beleidigte­n mich.“ Ein Verantwort­licher des Vereins, der an diesem Abend auf der Sportanlag­e war, habe bei der späteren Vernehmung gesagt, dass er überhaupt nicht auf dem Platz war.

Die Mitarbeite­r in der Stadtverwa­ltung sollen ab jetzt geschult werden, wie sie sich bei solchen Angriffen zu verhalten haben. Bei der Feuerwehr gibt es bereits eine neue Dienstvors­chrift, die Tipps bei Angriffen gibt.

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FOTO: KARL-JOSEF HILDENBRAN­D Körperlich­e Gewalt gegen Mitarbeite­r gibt es beispielsw­eise im Jugendamt, im Sozialamt, bei der Feuerwehr und im Rettungsdi­enst. De Täter in 90 Prozent der Fälle männlich.

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