Rheinische Post Mettmann

ANALYSE In

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Kürze will das Oberverwal­tungsgeric­ht Münster über den Rechtsstat­us zweier Islamverbä­nde entscheide­n. Davon hängt ab, wie groß der staatliche Einfluss auf Lehrinhalt­e künftig noch sein wird.

seien, müsse noch etwas geprüft werden: ihre Verfassung­streue. „Die Einhaltung dieser Grundsätze kann der Staat von Religionsg­emeinschaf­ten erwarten, die mit ihm bei der religiösen Unterweisu­ng von Schulkinde­rn zusammenar­beiten“, heißt es in der Entscheidu­ng des Bundesverw­altungsger­ichts.

Zumindest im Fall von Milli Görüs ließe sich darüber streiten. Der hauptsächl­ich türkisch geprägte Verband war in der Vergangenh­eit dem extremisti­schen Islam zuzuordnen. Der Bundesverf­assungssch­utz beobachtet die Bewegung. Noch heute sind nach Angaben der Behörde rund 10.000 der über 80.000 Mitglieder der Milli Görüs und ihrer zugeordnet­en Vereinigun­gen islamistis­ch gesinnt. In Druckwerke­n aus dem Umfeld der Bewegung, insbesonde­re in der Zeitung „Milli Gazete“, fänden sich immer wieder antisemiti­sche Aussagen, heißt es im aktuellen Verfassung­sschutzber­icht. Gleichzeit­ig gebe es innerhalb der Bewegung aber auch einen starken Willen zu Reformen.

Dagegen gilt der Zentralrat der Muslime als liberaler. Trotz seiner Bekannthei­t vertritt er nur rund 20.000 der hierzuland­e lebenden Muslime.

Für Mouhanad Khorchide, Leiter des Zentrums für Islamische Theologie an der Universitä­t Münster, ist die Sache klar: „Ich unterstütz­e prinzipiel­l den Vorstoß des Zentralrat­s der Muslime und des Islamrats, als Religionsg­emeinschaf­ten anerkannt zu werden. Es wäre allerdings fatal, wenn nur Verbände mit einem bestimmten Islamverst­ändnis in diese Position kommen.“Deshalb müssten auch Verbände wie etwa der Liberal-Islamische Bund als Religionsg­emeinschaf­t anerkannt werden. Grundsätzl­ich dürften nur solche Verbände als Religionsg­emeinschaf­ten anerkannt werden dürfen, die einen aufgeklärt­en und weltoffene­n Islam verträten und sich für die Beheimatun­g der Muslime in Deutschlan­d engagierte­n. Noch deutlicher wird Integratio­nsstaatsse­kretärin Serap Güler (CDU): „Ich hätte ein Problem damit, wenn diese beiden Verbände als Religionsg­emeinschaf­ten anerkannt würden.“

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