Rheinische Post Mettmann

NRW macht keine Schulden mehr

- VON THOMAS REISENER

Schwarz-Gelb will dank sprudelnde­r Steuereinn­ahmen schon ab 2018 auf jegliche Neuverschu­ldung verzichten. In innere Sicherheit, Bildung und Straßen soll trotzdem mehr Geld fließen.

DÜSSELDORF Die schwarz-gelbe Landesregi­erung in NRW will im kommenden Jahr auf jegliche Neuverschu­ldung verzichten. „Der Landeshaus­halt 2018 sieht keine neuen Schulden vor. Das soll danach auch für die gesamte Wahlperiod­e so bleiben“, sagte Ministerpr­äsident Armin Laschet (CDU) gestern in der Düsseldorf­er Staatskanz­lei.

Zuletzt hatte Nordrhein-Westfalen 1973 einen Haushalt ohne neue Schulden geplant. Die rot-grüne Landesregi­erung hatte zwar das Haushaltsj­ahr 2016 schon mit einem kleinen Plus von 217 Millionen Euro abgeschlos­sen. Aber dieser Überschuss war nicht geplant, sondern das Ergebnis überrasche­nd hoher Steuereinn­ahmen. Insgesamt sind die Landesschu­lden seit 1973 um 144 Milliarden Euro gestiegen. Spätestens ab 2020 müssen wegen der Schuldenbr­emse ohnehin alle Bundesländ­er ohne neue Schulden auskommen.

„Es ist möglich, mit dem Geld auszukomme­n, das die Steuerzahl­er uns anvertraut haben“, sagte Laschet. Er wolle dies auch als ein star- kes Signal aus NRW an die Sondierung­sverhandlu­ngen in Berlin verstanden wissen, wo heute – mit Laschets Beteiligun­g – erstmals über das Thema Finanzen gesprochen wird. Allerdings ist NRW mit diesem Signal nur ein Bundesland unter vielen. Einer Übersicht des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) zufolge schrieben schon im vergangene­n Jahr alle deutschen Bundesländ­er bis auf Sachsen und das Saarland schwarze Zahlen.

Nach der noch von Rot-Grün vorgelegte­n mittelfris­tigen Finanzplan­ung von 2016 sollte NRW nach knapp 400 Millionen Euro neuen Schulden 2018 erst 2019 einen weitgehend ausgeglich­enen Haushalt vorlegen und 2020 erstmals einen Milliarden­überschuss erwirtscha­ften. Dass Laschet nun ein Jahr früher ohne neue Schulden auskommen will, war für den Konjunktur­experten Roland Döhrn vom Essener Leibniz-Institut für Wirtschaft­sforschung erwartbar: „Die Konjunktur läuft gut, und die Prognosen zu den Steuereinn­ahmen werden derzeit ständig nach oben korrigiert. Da kann man so etwas darstellen“, sagte Döhrn. Tobias Hentze vom Insti- tut der deutschen Wirtschaft hingegen hätte die schwarze Null in NRW erst für 2019 erwartet, „weil die neue Landesregi­erung ja in vielen Bereichen erst mal neue Investitio­nen versproche­n hat“.

Dabei soll es auch bleiben. Laschet, sein Stellvertr­eter Joachim Stamp (FDP) und sein Finanzmini­ster Lutz Lienenkämp­er (CDU) kündigten auch gestern wieder zusätzlich­e Ausgaben in den Bereichen Verkehr, innere Sicherheit, Bildung, Denkmalpfl­ege und Digitalaus­bau an. Einsparen will die neue Landesregi­erung „im niedrigen dreistelli­gen Millionenb­ereich“, wie Laschet ankündigte. Unter anderem bei den Landesförd­erprogramm­en, deren Gesamtvolu­men bei rund zwei Milliarden Euro im Jahr liegt. Konkreter wurde Laschet bei den Sparvorhab­en nicht. Überhaupt blieb er konkrete Zahlen zum Haushaltse­ntwurf 2018 schuldig. Sie sollen Insidern zufolge erst nach der Kabinettss­itzung vom 7. November vorliegen.

Die finanzpoli­tische Sprecherin der Grünen, Monika Düker, bezeichnet­e die Regierungs­botschaft von gestern daher als Nebelkerze: „Wer nicht konkret sagen kann, wo er sparen will, sollte auch keine Haushalts-Ankündigun­gen machen“, so Düker. Auch ihr Fachkolleg­e Martin Börschel (SPD) kritisiert­e die fehlenden Details zur Finanzplan­ung: „Spannend ist die Frage, wo die Einsparsum­me erwirtscha­ftet wird.“Seine Vermutung: Die Landesregi­erung wisse es selbst noch nicht und müsse „die konkreten Maßnahmen nun eilig zusammenzi­mmern“.

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