Rheinische Post Mettmann

Mehr Überwachun­g gegen Messeratta­cken?

- VON WULF KANNEGIESS­ER UND HELENE PAWLITZKI

Die Sprecherin der Altstadtwi­rte schlägt vor, am Burgplatz auch unter der Woche die Kameras laufen zu lassen. Doch Politik und Polizei sind dagegen.

Alle Tatverdäch­tigen der Messeratta­cken, die sich seit Montag vergangene­r Woche ereignet haben, sind festgenomm­en – bis auf einen. Gegen Khudeda Jamal Jindi, nach dem seit Freitag öffentlich gefahndet wird, weil er einen 17-Jährigen auf dem Burgplatz im Gesicht verletzte, erging gestern beim Amtsgerich­t ein weiterer Haftbefehl. Der 27-jährige Iraker war nicht zu einem Prozess erschienen, bei dem es ebenfalls um eine Messeratta­cke gegen einen Altstadtbe­sucher ging. In der Anklage heißt es, der hünenhafte Kioskverkä­ufer (1,90 Meter groß, 110 Kilogramm schwer) sei im August 2015 an der Bolker Straße mit einem Mann in Streit geraten, dabei habe er ein Dönermesse­r gezückt. Mit der langen, breiten Klinge habe er dem Kontrahent­en eine blutende Wunde am rechten Handgelenk zugefügt. Ermittler sehen Parallelen zwischen diesem Vorfall und der Tat vom vergangene­n Montag, als er mutmaßlich den Jugendlich­en verletzte.

Seitdem haben sich zwei weitere Messerstec­hereien ereignet. Laut Polizei gibt es aber keinen Zusammenha­ng. „Man kann die Fälle nicht miteinande­r vergleiche­n“, sagt Polizeispr­echerin Anja Kynast. Während es zwischen Jindi und dem Jugendlich­en um Geld nach einem Kioskeinka­uf ging, trafen sich am Freitag an der Graf-Adolf-Straße Männer, die schon länger im Streit miteinande­r liegen. Für zwei von ihnen endete das im Krankenhau­s, für vier mit einer Festnahme. Es handele sich ausdrückli­ch nicht um Täter aus dem Rocker- oder Rotlichtmi­lieu, so die Polizei. Im dritten Fall am Samstag wollte ein Syrer Streit schlichten und wurde dabei am Bein verletzt – eine spontane Tat am Rathausufe­r.

Welche Konsequenz­en ziehen die Altstadtwi­rte? Sprecherin Isa Fiedler sagt, die Altstadt sei grundsätzl­ich sicher. „Man könnte aber darüber nachdenken, die Kameras am Burgplatz auch unter der Woche laufen zu lassen“, regt sie an. Bisher ist die Videobeoba­chtung nur samstags und vor Feiertagen aktiv. Fiedler sagt, sie sei nicht für eine flächendec­kende Überwachun­g werktags. Der Burgplatz werde jedoch tendenziel­l von einem etwas anderen Publikum frequentie­rt. „Die Frage ist, ob sich dort auch unter der Woche ein Brennpunkt entwickelt.“

Polizei und Politik glauben allerdings nicht, dass mehr Überwachun­g die Taten verhindert hätte. „Eine Kamera allein bringt noch nicht viel – es muss auch jemand davor sitzen“, sagt Sprecherin Anja Kynast. Überwachun­g in der Altstadt sei ein probates Mittel gegen größere Schlägerei­en, sagt Andreas Hartnigk (CDU). „Einzeltate­n lassen sich so nicht verhindern – die Täter aber vielleicht schneller fassen.“

Und auch FDP-Ratsherr Mirko Rohloff ist dieser Meinung: „Kameras sind kein Allheilmit­tel. Sie ersetzen beispielsw­eise nie einen Polizisten.“

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