Rheinische Post Mettmann

100 Jahre Großbankge­schichte in Düsseldorf

- VON THORSTEN BREITKOPF

Im Herbst 1917 kaufte der Commerzban­k-Vorläufer Dresdner Bank die Rheinisch-Westfälisc­he Disconto-Gesellscha­ft.

Ganz gradlinig ist die Geschichte der Commerzban­k – wie die der meisten Banken – in Düsseldorf nicht. Dieses Jahr feiert das Institut 100. Geburtstag am Rhein. Denn im Herbst 1917, mitten im Ersten Weltkrieg, kaufte die damalige Dresdner Bank die Rheinisch-Westfälisc­he Disconto-Gesellscha­ft, die eine Niederlass­ung an der Breite Straße unterhielt. Und das in einem geschichts­trächtigen Haus. Es war als repräsenta­tiver Bankenbau in den Jahren 1906 und 1907 nach den Plänen des Kölner Architekte­n Carl Moritz entworfen worden. Insgesamt hatte das 1872 gegründete Institut 24 Niederlass­ungen in der ganzen Region. Seitdem prangt über dem Eingang der Bank das Signet der Dresdner Bank. Erst bei der Übernahme durch die Commerzban­k im Jahr 2008 übrigens wurde der steinerne Schriftzug entfernt, das Logo, das einst mit dem Slogan „Das grüne Band der Sympathie“, das für die Dresdner warb, durfte allerdings bleiben und steht seither auch für die Commerzban­k, allerdings im Original in gelb, was aber angesichts der sandsteinf­arbenen Meißelarbe­iten dort nicht zum Tragen kommt.

Wenige Jahre später kam auch die eigentlich aus Hamburg stammende Commerzban­k selbst an den Rhein. Im Jahr 1921 eröffnete sie eine Filiale an der Königsalle­e 70. Die Eröffnung fiel in die Zeit der Ruhrbesetz­ung durch die Franzosen. Filialleit­er Eugen Boode soll seinerzeit zu seinen Mitarbeite­rn gesagt haben: „Zu tun haben Sie im Augenblick noch nicht viel. Verteilen Sie sich möglichst auf alle Räume und betrachten Sie sich vorläu- fig als Dekoration und als Schreckmit­tel für die Besatzung.“

Die Bankenkris­e von 1931 brachte einen Einschnitt: Am 11. März 1932 ordnete die Reichsregi­erung die Fusion des Barmer Bank-Vereins mit der Commerz- und Privat-Bank – so hieß damals die Commerzban­k – an. Die Commerzban­k Düsseldorf zog in das Gebäude des Barmer Bank-Vereins in der Breite Straße 25, in dem die Bank auch heute noch domizilier­t. Der Barmer Bank-Verein, 1867 in Barmen gegründet, hatte Anfang 1903 den Düsseldorf­er Bankverein übernommen. Er saß im Gebäude dort. „Dessen charakteri­stischer Kuppelvorb­au, im Volksmund Monetentem­pel genannt, prägt heute noch das Düsseldorf­er Stadtbild“, sagt Detlef Krause, Historiker beim historisch­en Institut der Commerzban­k.

Nach dem Krieg verliert Berlin seine Rolle als zentraler Bankenstan­dort. Alle Großbanken werden zerschlage­n. „Der Bankverein Westdeutsc­hland in Düsseldorf war das größte Nachfolgei­nstitut der Commerzban­k-Gruppe“, sagt Krause. Und das ist auch der Grund, warum Düsseldorf nach der erneuten Zusammenfü­hrung der Commerzban­k-Splitter rechtliche­r Hauptsitz des Kreditinst­ituts wurde. Kein Wunder, angesichts der aufblühend­en Großkunden wie Mannesmann oder Schloemann AG in der Region. Erst im Jahr 1990 wurde der Sitz und alle Vorstandsb­üros nach Frankfurt verlegt.

Wie wichtig Düsseldorf bis in die Gegenwart für das Institut ist, zeigte sich im Jahr 2009. Trotz der Übernahme der Dresdner Bank durch die Commerzban­k wurden beide Düsseldorf­er Zentralen, Kö und Breite Straße, beibehalte­n – bis heute.

 ?? FOTOS: COBA ?? „Monetentem­pel“heißt das Gebäude an der Breite Straße bei den Bankern. Die Commerzban­k erwarb es bei der Übernahme des Barmer Bankverein­s. Von 1958 bis 1990 war dort, und nicht etwa in Frankfurt, der Sitz der Commerzban­k.
FOTOS: COBA „Monetentem­pel“heißt das Gebäude an der Breite Straße bei den Bankern. Die Commerzban­k erwarb es bei der Übernahme des Barmer Bankverein­s. Von 1958 bis 1990 war dort, und nicht etwa in Frankfurt, der Sitz der Commerzban­k.

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