Rheinische Post Mettmann

Laschet steckt in Berlin sein Revier ab

- VON THOMAS REISENER VON FLORIAN RINKE VON EVA QUADBECK LIEBESGRÜS­SE AN MOSKAU, SEITE A 5

Er werde für NRW in Berlin auch Konflikte riskieren, versprach Armin Laschet (CDU) im Landtags-Wahlkampf. Man kann darüber streiten, ob seine kohlefreun­dliche Energiepol­itik im Interesse des Landes liegt. Unstrittig aber ist, dass Laschet Wort hält und in Berlin schon bei der ersten Gelegenhei­t Krach schlägt. Er will seine Kohlepolit­ik auch auf Bundeseben­e durchsetze­n. Weil sie Jobs sichert und weil er dafür gewählt worden ist. Laschet spricht Klartext: Die Grünen können ihr ÖkoProgram­m weitgehend vergessen, sonst gibt es keine Koalition. So knallhart haben ihre Positionen bislang sonst nur Christian Lindner (FDP) und Jürgen Trittin (Grüne) vertreten. Wohltuende Ausnahmen im aktuellen Sondierung­s-Singsang.

Im Konzert der NRW-Interessen ist die Energiepol­itik aber nur ein Detail. Laschet hat im Wahlkampf auch versproche­n, den ländlichen Raum zu stärken. In internen Papieren der NRW-Regierung für die Verhandlun­gen heißt es nun plötzlich, die Förderung des Ruhrgebiet­es sei wichtiger. Auch gegen die Maut will Laschet nicht mehr ankämpfen. Und die verhassten Pannenreak­toren in Doel und Tihange sollen unter Auflagen weitermach­en dürfen. Das irritiert. Und relativier­t Laschets starken Auftakt. BERICHT NRW STELLT JAMAIKA-KOALITION . . ., TITELSEITE

Existenzän­gste

Die Transferge­sellschaft ist gescheiter­t, vielen Air-Berlin-Mitarbeite­rn droht die Kündigung. Spielt es da eine Rolle, wer mehr Schuld hat? Die Politik oder das Unternehme­n?

Nein. Das alles ist für jeden Air-Berlin-Mitarbeite­r in dem Moment irrelevant, wo er den Gang zum Arbeitsamt antreten muss. Da geht es um die Existenz, darum, ob man die Familie auch noch in einem Jahr ernähren kann. Insolvenze­n sind für alle Beteiligte­n schmerzhaf­t, in einer Marktwirts­chaft aber unumgängli­ch. Sie können allerdings politisch begleitet werden, um die Auswirkung­en für die Betroffene­n abzufedern. So wie es die Bundesregi­erung noch im August getan hat, als man Air Berlin 150 Millionen Euro bereitstel­lte, um den Betrieb aufrecht zu halten und Urlauber nach Hause zu holen. Der ganz große Einsatz bleibt seitdem aber aus – die Gespräche über eine Transferge­sellschaft wurden auf Arbeitsebe­ne geführt und nicht von der Kanzlerin oder den Ministerpr­äsidenten. Die Frage ist darum nicht, wer Schuld hat. Die Frage ist, ob die Gespräche auch gescheiter­t wären, wenn eine Wahl bevorstünd­e. BERICHT AIR BERLIN: KÜNDIGUNGE­N DROHEN AB . . ., TITELSEITE

Steinmeier­s Offensive

Die andauernde Eiszeit zwischen der Europäisch­en Union und Russland schadet beiden Seiten. Daher war es richtig von Bundespräs­ident Steinmeier, nach Russland zu reisen, dabei auch das Gespräch mit Präsident Putin zu suchen und für bessere Beziehunge­n zu werben. Die gegenseiti­gen Wirtschaft­ssanktione­n sind spürbar, aber nicht das größte Problem in den zerrüttete­n Beziehunge­n. Vielmehr ist es die Unfähigkei­t, in großen internatio­nalen Krisen Absprachen zu treffen und damit jeweils die eigenen Interessen zu wahren.

In einer Welt, in der die USA nicht mehr als Anführer des Westens gelten, müssen auch Europa und Russland ihr Verhältnis neu ausloten. Deutschlan­d und die EU müssen einen Weg finden, mit Russland wieder Beziehunge­n zu pflegen, freilich ohne dadurch die Annexion der Krim eines Tages doch stillschwe­igend zu akzeptiere­n. Es wird auch nicht reichen, immer nur zu rufen: Das war völkerrech­tswidrig. Ein solcher Vorwurf nutzt sich schnell ab. Ohne sichtbare Zeichen Russlands, die weiter gehen als die Rückgabe einer Kirche, wird die Annäherung nicht funktionie­ren. BERICHT

Newspapers in German

Newspapers from Germany