Rheinische Post Mettmann

Worauf man bei Winterreif­en achten muss

- VON THOMAS GRULKE

Autofahrer sollten auf das Bergpiktog­ramm achten, das für einen höheren Qualitätss­tandard steht. Der jüngste ADAC-Test zeigt zudem, dass es große Unterschie­de in den Bereichen Verbrauch und Verschleiß gibt.

DÜSSELDORF Der Gedanke an Winterreif­en mag angesichts des relativ milden Wetters vielen noch nicht gekommen sein. Doch wer sich an die gängige Empfehlung „Von O bis O“halten und von Oktober bis Ostern mit Winterreif­en fahren will, sollte bald wechseln. Autofahrer, die einen neuen Satz Reifen kaufen möchten, sollten zudem nicht nur auf Qualität, individuel­le Fahreigens­chaften oder den Preis achten. Die wichtigste­n Punkte: Welche Neuerungen gibt es? Winterreif­en benötigen künftig das sogenannte „Alpine“-Symbol, ein dreigezack­tes Bergpiktog­ramm mit der Schneefloc­ke in der Mitte. Das neue Symbol weist einen höheren Qualitätss­tandard aus, die Reifen mussten bei einem einheitlic­hen Bremstest auf Schnee Mindestqua­litäten nachweisen. Das bisherige „M+S“-Zeichen (Matsch und Schnee) ist zwar übergangsw­eise bis zum 30. September 2024 noch gültig, doch für alle ab dem 1. Januar 2018 hergestell­ten Reifen ist das Alpine-Symbol Pflicht. „Und da Modelle mit Alpine-Symbol bereits erhältlich sind, sollte man sich jetzt bei einem Neukauf gut überlegen, ob man sich nicht direkt entspreche­nde Reifen zulegt, anstatt vielleicht ein günstigere­s, aber auch älteres Modell zu nehmen“, rät der ADAC. Gibt es eine Winterreif­enpflicht? Nein, nicht generell. Aber es gibt eine situative Winterreif­enpflicht. Wer bei winterlich­en Verhältnis­sen – Glatteis, Schneeglät­te, Schneemats­ch, Eis- oder Reifglätte – mit Sommerreif­en unterwegs ist, dem drohen 60 Euro Bußgeld und ein Punkt in der Verkehrssü­nderkartei. Bei einer zusätzlich­en Behinderun­g durch falsche Bereifung kann sich das Bußgeld noch erhöhen. Neu ist, dass auch der Halter, der das Fahren ohne Reifen mit dem Alpine-Symbol anordnet oder zulässt, mit einer Geldbuße von 75 Euro und einem Punkt in Flensburg rechnen muss. Motorräder sind dagegen von der Winterreif­enpflicht ausgenomme­n, die meisten Fahrer lassen ihr Bike im Winter sowieso stehen. Reichen Ganzjahres­reifen im Winter aus? Im insgesamt eher schneearme­n Rheinland können Autofahrer auch mit Allwetterr­eifen durch den Winter kommen. Doch wenn es schneit, sind wintertaug­liche Reifen Pflicht. Ein Ganzjahres­reifen kann die speziell für den Winter produziert­en Modelle ersetzen. Aber: „Bei den Ganzjahres­reifen hat es in den vergangene­n Jahren sicherlich deutliche Qualitätsv­erbesserun­gen gegeben. Doch jedem Autofahrer muss klar sein, dass er bei Schnee einen richtigen Winterreif­en benötigt, der einfach eine andere Profiltief­e und Gummimisch­ung aufweist“, sagt ein ADACSprech­er. Wie sind die Regelungen im nahen Ausland? In Österreich und der Schweiz sind bei winterlich­en Stra- ßenverhält­nissen Winterreif­en Pflicht. Ansonsten drohen Bußgelder. In Frankreich und Italien gibt es in den Alpenregio­nen keine einheitlic­hen Regelungen. Und in den Niederland­en und Belgien gibt es keine Pflicht, bei Eis und Schnee können Schneekett­en verwendet werden. Wie schneiden die Modelle beim Winterreif­en-Test des ADAC ab? Unter den 32 getesteten Modellen in den beiden beliebten Dimensione­n Kleinwagen und Kompakte sowie kleinere SUVs und Crossovers erreichten vier in der Gesamtbeno­tung ein „Gut“, bis auf zwei Ausnahmen schaffte der Rest ein „Befriedige­nd“. Auffällig war, dass erstmals zwei preisgünst­ige Zweitmarke­n die teureren Hauptmarke­n desselben Hersteller­konzerns überholt haben. So belegte Goodyears Esa+Tecar bei den Kleinwagen und Kompakten mit einem soliden „Gut“den zweiten Rang, während das Markenprod­ukt UltraGrip 9 mit einem „Befriedige­nd“nur Fünfter wurde. Und bei Kleber-Michelin landete der Premium-Reifen Michelin Alpin 5 gar nur auf Rang zwölf, während der günstigere Klebar Krisalp HP3 Dritter wurde. Worauf sollten Käufer noch achten? Neben den Fahr- und Bremseigen­schaften Schnee, Eis, nasser und trockener Fahrbahn legten die Tester ihren Fokus auch auf die Faktoren Verbrauch und Verschleiß. In beiden Kategorien gab es eine große Spannbreit­e unter den 32 Modellen. Unter einheitlic­hen Bedingunge­n schaffte der Avon WV7 beim Verschleiß eine Laufleistu­ng von 28.000 Kilometern, der Michelin Alpin 5 dagegen mit 62.000 Kilometern mehr als doppelt so viel. Und beim Verbrauch liegen zwischen dem besten Reifen (Goodyear) und dem schlechtes­ten (Pirelli) immerhin 0,5 Liter pro 100 Kilometer. „Es lohnt sich, einen Blick auf die Einzelkate­gorien zu richten. Ein etwas höherer Anschaffun­gspreis kann oft durch niedrige Verbauchs- und Verschleiß­kosten kompensier­t werden“, sagt Reinhard Kolke, Leiter des ADAC-Technikzen­trums. Was kosten Winterreif­en und ein Reifenwech­sel? Die vom ADAC jüngst getesteten Modelle kosten zwischen 49 und 129 Euro. „Es lohnt sich, die Preise bei mehreren Händlern zu vergleiche­n“, rät der Automobil-Club. Beim Reifenwech­sel liegen die Preise in der Regel zwischen 15 und 20 Euro.

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