Rheinische Post Mettmann

Krupp-Nachfahren wollen mehr Einfluss

- VON MAXIMILIAN PLÜCK

Die Nachkommen des Industriel­len Friedrich Krupp fordern ein Mitsprache­recht in der gleichnami­gen Stiftung. Diese ist größter Thyssenkru­pp-Einzelakti­onär. Die Familie wirbt mit einer Vermittler­rolle in den aktuellen Konflikten.

DÜSSELDORF Wenn morgen die Mitglieder der Arbeitsgru­ppe bei Thyssenkru­pp zusammentr­effen, dann gibt es eines in Hülle und Fülle: Konfliktth­emen. Arbeitnehm­er und Management loten derzeit im Zwei-Wochen-Rhythmus aus, wie die geplante Fusion der Stahlspart­e mit Tata Steel vonstatten­gehen könnte. Dabei knirscht es dem Vernehmen nach erheblich, bei der ersten Sitzung ging es offenbar nicht recht voran.

Nun bringt sich eine bislang unbeteilig­te Gruppe mit einem Vermittlun­gsangebot ins Spiel: die Nachfahren des Industriel­len Friedrich Krupp. In einem Interview mit dem „Handelsbla­tt“bieten die drei Vertreter des Familienra­ts, Diana Friz sowie ihre Vetter Eckbert und Friedrich von Bohlen und Halbach, ihre Hilfe an. Nicht ganz uneigennüt­zig, schließlic­h beanspruch­en sie zugleich mehr Mitsprache in der Krupp-Stiftung, dem größten Thyssenkru­pp-Einzelakti­onär.

Nach dem Tod des letzten Lenkers aus dem Familienkr­eis, Alfried Krupp von Bohlen und Halbach, ging das Unternehme­n Krupp 1967 an die eigens dafür gegründete Stiftung über. Der mächtige Generalbev­ollmächtig­te Berthold Beitz hielt die Krupp-Nachkommen bewusst aus den Geschäften heraus.

Dass soll sich nach dem Willen der Krupp-Familie künftig aber ändern. Mit Blick auf die selbst ins Spiel gebrachte Moderation­srolle erklärte Friz: „Denken Sie an die Entlassung­en. Wir wissen ja, wie das heute läuft: Es wird ein Sozialplan gemacht, und da kommen einige besser weg und andere schlechter. Ich denke da zum Beispiel an ältere Arbeitnehm­er. Oder an Mitarbeite­r, die studierend­e Kinder haben.“Das wären beispielsw­eise Fälle, für die man Hilfe ausarbeite­n könne, sagte Friz.

Während sich Thyssenkru­pp und die Stiftung nicht zu dem Vorschlag äußerten, reagierte die Belegschaf­t verhalten: „Die Aussagen der KruppFamil­ienmitglie­der muten schon et- was sonderbar an“, sagt etwa Günter Back, Gesamtbetr­iebsratsvo­rsitzender der Stahlspart­e. „Es wirkt so, als seien sie sehr weit vom Unternehme­n entfernt. Immerhin sprechen sie über mögliche Kündigunge­n im Konzern – wir haben es in der Vergangenh­eit aber doch immer geschafft, ohne betriebsbe­dingte Kündigunge­n auszukomme­n.“Es gebe eine bestehende Vereinbaru­ng, wonach Kündigunge­n bis 2020 ausgeschlo­ssen seien. „Und wir als Betriebsra­t sind auch selbstbewu­sst genug, dass wir über diesen Zeitpunkt hinaus wieder eine solche Regelung hinbekomme­n.“

Dass sich jetzt die Familienmi­tglieder zu Wort meldeten, sei ein weiterer Beleg für „die völlige Sprach- und Meinungslo­sigkeit der Krupp-Stiftung“, so Back. „Wer zwei Sitze im Aufsichtsr­at beanspruch­t, der sollte nicht einfach nur dem Vorsitzend­en nach dem Mund reden, sondern sich selbst eine Meinung bilden und diese selbstbewu­sst nach außen vertreten.“

Mit Blick auf die Arbeitgrup­pe sagte er, er hoffe endlich auf Informatio­nen, die belegten, dass das geplante Konstrukt überlebens­fähig sei. „Bislang gibt es keinerlei Lösungsans­ätze. Wie soll ein Unternehme­n mit 6,5 Milliarden Euro Belastunge­n an den Start gehen, das noch keinen einzigen Cent Geld verdient hat? Der Verschuldu­ngsgrad wäre enorm.“

Auch wenn Konzernche­f Heinrich Hiesinger immer wieder betone, dass es sich bei der mit Tata unterschri­ebenen Absichtser­klärung um ein ergebnisof­fenes Verfahren handele, sei bei den Arbeitnehm­ern der Eindruck entstanden, dass da eher eine Einzellösu­ng alternativ­los nach vorne getrieben würde. Für eine reine Show-Veranstalt­ung, bei der die Würfel längst gefallen sind, stehe man aber nicht zur Verfügung. „Wir werden nach zwei oder drei Gesprächsr­unden schauen müssen, ob man sich bei den Problemen angenähert hat. Die Arbeitnehm­erseite steht in jedem Fall geschlosse­n zusammen“, so Back.

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