Rheinische Post Mettmann

Diakonie-Chef fordert Kita-Gebühren ab drei

- VON JÖRG JANSSEN

Eltern wollen nicht, dass der Etat auf Kosten von Kindern saniert wird. Auch Jugendrat und Schülerver­treter kritisiere­n die Sparpläne.

Rund 90 Millionen Euro groß ist das Loch im Stadtetat. Um es bis zur Verabschie­dung des Haushalts 2018 im Dezember zu schließen, hat die Verwaltung erstmals konkrete Vorschläge an die Fachpoliti­ker weitergele­itet. Vor allem die geplante Erhöhung der Gebühren für den offenen Ganztag an Schulen (OGS) sowie der Düsselferi­en um 15 auf 50 Euro pro Woche und Kind sorgen für Kritik.

„Wer zwei Kinder für drei Wochen in den Sommerferi­en bei uns anmeldet, müsste dann 300 statt 210 Euro zahlen, das würde vielen Eltern weh tun“, sagt Sozialpäda­goge Patrick Krings, der im evangelisc­hen Jugendzent­rum „Im Hinterhof“Düsselferi­en-Kinder betreut. Den Vorschlag, hier an der Gebühren- schraube zu drehen, findet er aus zwei Gründen „schlecht“: Zum einen hätten die meist berufstäti­gen Eltern keine Wahl, weil sie nicht für jede der insgesamt zwölf Ferienwoch­en Urlaub nehmen könnten. Zum anderen nutzten jene das Angebot, die sich einen anderen Urlaub nicht leisten könnten. „Zu uns kommen DüsselPass-Inhaber, die sich selbst mit einer ermäßigten Gebühr von 17 Euro schwer tun“, sagt Krings. Dass auch das Essen in vielen Kitas teurer werden soll (78 statt 73 Euro pro Monat) findet Marcel Scherrer, Sprecher der Düsseldorf­er Kita-Eltern, dagegen nachvollzi­ehbar. „Lohnkosten steigen ebenso wie die Ansprüche an die Qualität des Caterings“, sagt der 39-jährige Vater zweier Kinder. Antje Schuh, Sprecherin der stadtweite­n Schulpfleg­schaft, sieht das genauso. „25 Cent mehr pro Kind und Essen, das ist für mich eine moderate und zulässige Anpassung.“

Kritischer findet Scherrer, dass die Stadt auch den Offenen Ganztag und die Düsselferi­en teurer machen will. „Das Gesamtpake­t zur Haushaltsk­onsolidier­ung darf nicht auf Kosten der Düsseldorf­er Familien gehen“, lautet seine Botschaft in Richtung Rathaus. Was er auf keinen Fall möchte, ist eine Neuauflage der Debatte um die Wiedereinf­ührung von Kita-Gebühren für Kinder ab drei Jahren. Oberbürger­meister Thomas Geisel hatte das 2015 zur Debatte gestellt, war aber prompt am Widerstand aller Fraktionen gescheiter­t. Teil der aktuellen Vorschlags­liste ist das Thema nicht.

Für Thorsten Nolting, Vorstandsv­orsitzende­r der Diakonie, die eine Reihe Kitas betreibt, ein Fehler. „Wenn künftig Familien mit einem Jahreseink­ommen von mehr als 50.000 Euro für Kinder zwischen einem und sechs Jahren Gebühren zahlen, wäre das ein sozial gerechter Beitrag zur gebotenen Verbesseru­ng der städtische­n Einnahmen“, sagt er. Die Erhöhung der Essensbeit­räge für Kindertage­sstätten hält er dagegen für verzichtba­r. „Bei den Ein- richtungen der Diakonie planen wir einen solchen Schritt jedenfalls nicht“, sagt Nolting.

Harsche Kritik an den aktuellen Vorschläge­n übt die Düsseldorf­er Bezirkssch­ülervertre­tung (BSV). „Wir fordern den Oberbürger­meister auf, sich endlich an seine Wahlverspr­echen zu halten. Es kann nicht sein, dass zugunsten von Megaevents, wie der Tour de France, an Ausgaben gespart wird, von denen Schüler profitiere­n“, sagt Johann Lensing vom BSV-Vorstand. So sei es mit Blick auf die Düsselferi­en nicht vertretbar, „ärmere Familien zu benachteil­igen, um an anderer

Stelle Steuergeld­er zu verprassen“. Ähnlich sieht das Marvin Wittiber, Vize-Sprecher des Jugendrate­s. „Letztlich geht es um Teilhabe am gesellscha­ftlichen Leben. Eine Stadt, die sich familienfr­eundlich nennt, sollte nicht bei denen, die besonderen Schutz verdienen, also bei Senioren, Kindern und Jugendlich­en, sparen“, sagt der 19-Jährige.

 ?? FOTOS: BAUER/PRIVAT ?? Diakonie-Chef Thorsten Nolting (l.) und Marcel Scherrer, Sprecher der Kita-Eltern
FOTOS: BAUER/PRIVAT Diakonie-Chef Thorsten Nolting (l.) und Marcel Scherrer, Sprecher der Kita-Eltern

Newspapers in German

Newspapers from Germany