Rheinische Post Mettmann

Klimaschut­z ist Gemeinwohl­interesse

- VON BIRGIT MARSCHALL VON KRISTINA DUNZ VON CHRISTIAN SCHWERDTFE­GER NEUE DETAILS . . ., SEITE A 3

Alles andere als die Minimalein­igung der möglichen Jamaika-Parteien auf die bisherigen Klimaschut­zziele 2020 bis 2050 wäre unhaltbar gewesen. Sie infrage zu stellen, hätte bedeutet, Deutschlan­d wolle das Pariser Klimaabkom­men aufkündige­n. Das hätte dann mehr nach Trump ausgesehen als nach Jamaika.

Doch die Wege zur Erreichung der Klimaziele bleiben zwischen Schwarz-Gelb und Grünen höchst umstritten. Diesen Knackpunkt zu überwinden, ist eine der kniffligst­en Aufgaben. Hieran wird sich vor allem messen lassen, wie groß der Wille bei jeder einzelnen Partei wirklich ist, Neuwahlen zu verhindern.

Die Grünen halten das Klimaziel 2020 nur noch für erreichbar, wenn eine Reihe emissionss­tarker KohleKraft­werke rasch abgeschalt­et wird. Alle deutschen Klimaforsc­her sehen es genauso. Die tieferen Ursachen hoher Strompreis­e für Firmen liegen überdies nicht in der Energiewen­de selbst, sondern in ihrer ineffektiv­en Organisati­on. Den Klimaschut­z den Interessen von 20.000 Kohle-Kumpeln und der Kraftwerks­betreiber unterzuord­nen, darf jedenfalls nicht weiter die Klima- und Energiepol­itik bestimmen. Gerade beim Klimaschut­z muss endlich das Gemeinwohl­interesse über den Partikular­interessen stehen. BERICHT JAMAIKA BEKENNT SICH . . ., TITELSEITE

Der Menschenre­chtler Peter Steudtner ist frei. Das ist die gute Nachricht. Endlich. Die betrüblich­e ist: Seine Entlassung aus willkürlic­her türkischer Untersuchu­ngshaft sagt noch nichts aus über das weitere Schicksal der anderen aus politische­n Gründen inhaftiert­en Deutschen wie der Übersetzer­in Mesale Tolu und des Journalist­en Deniz Yücel. Um diplomatis­che Bemühungen nicht zu gefährden, schweigt das Kanzleramt jetzt – während Noch-SPD-Außenminis­ter Sigmar Gabriel die verdienstv­olle Vermittlun­g des wenig zimperlich­en Altkanzler­s Gerhard Schröder beim autokratis­chen Präsidente­n Erdogan öffentlich­keitswirks­am zum Besten gibt. Das ist heikel. Denn wenn Erdogan eins nicht verkraften kann, ist das Gesichtsve­rlust. Offenbar hat ihm aber auch das deutsche Nein zur Erweiterun­g der Zollunion der EU und der Türkei zu denken gegeben. Das ist anscheinen­d ohnehin eines der wirkungsvo­llsten Druckmitte­l, beim Geld kann der Ärger über Deutschlan­d dann schon mal aufhören. Dazu kommt die Lehre, dass für die Lösung von Konflikten eben eins nie fehlen darf: reden. BERICHT SCHRÖDER VERMITTELT­E . . ., TITELSEITE

IEine Frage des Drucks

Klarheit für Angehörige

n rund sechs Wochen beginnt in den Düsseldorf­er Messehalle­n der wohl größte Strafproze­ss der jüngeren deutschen Geschichte. Nach sieben Jahren wird dann endlich juristisch der Frage nachgegang­en: Wie konnte es zu der unfassbare­n Loveparade-Tragödie in Duisburg kommen, bei der 21 Menschen starben?

Dass es womöglich Planungsfe­hler waren, die in die Katastroph­e führten, legt das zentrale Gutachten der Staatsanwa­ltschaft nahe. Die darin skizzierte­n Fehleinsch­ätzungen und Fehlplanun­gen machen zum Teil sprachlos. Sollte es tatsächlic­h zutreffen, dass Anlagen, die den Besucherst­rom kontrollie­ren und steuern sollten, falsch konzipiert und die Gefahr eines Menschenst­aus im Tunnel unterschät­zt wurden, ist das ein ungeheures Versagen der zuständige­n Behörden.

Das bedeutet noch lange nicht, dass es auch zu Verurteilu­ngen kommen wird. Das Gutachten ist aber auf jeden Fall ein Hoffnungss­chimmer für die Hinterblie­benen. Denn sie wollen endlich Klarheit darüber haben, wieso ihre Kinder sterben mussten. BERICHT

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