Rheinische Post Mettmann

Börsen-Chef Carsten Kengeter tritt zurück

-

Der umstritten­e Manager geht wegen Insiderver­dachts zum Jahresende.

FRANKFURT (dpa) Nach quälenden neun Monaten zieht Deutsche-Börse-Chef Carsten Kengeter die Konsequenz aus einer Insideraff­äre und tritt zurück. Der ehemalige Investment­banker (50) räumt seinen Posten zum 31. Dezember dieses Jahres, wie der Dax-Konzern nach einer Krisensitz­ung des Aufsichtsr­ates mitteilte.

„Der Aufsichtsr­at hat den Rücktritt mit großem Bedauern akzeptiert“, teilte das Unternehme­n mit. Wer Kengeters Nachfolger werden soll, wolle man „in Kürze“bekanntgeg­eben. Der Manager werde den Konzern so lange weiter führen und habe dafür „das volle Vertrauen des Aufsichtsr­ats“. Kengeter selbst erklärte, die Entscheidu­ng sei ihm schwergefa­llen. „Angesichts der öffentlich­en Vorwürfe und Behauptung­en will ich mit diesem Schritt vor allem die Deutsche Börse schützen“, sagte er laut Mitteilung. „Ich werde mein Verfahren mit Sorgfalt zu Ende bringen. Für die Deutsche Börse mache ich mit meiner Entscheidu­ng den Weg frei für einen Neuanfang.“

Seit Februar ermittelt die Frankfurte­r Staatsanwa­ltschaft gegen Kengeter wegen eines Aktiengesc­häfts. Der Manager hatte Mitte Dezember 2015 für 4,5 Millionen Euro 60.000 Deutsche-Börse-Aktien gekauft, die er nicht vor Ende 2019 veräußern darf. Der Konzern packte in dem eigens für Kengeter geschnürte­n Vergütungs­programm weitere 69.000 Anteilssch­eine drauf.

Gut zwei Monate nach dem Aktiendeal machten die Deutsche Börse und die London Stock Exchange (LSE) ihre – inzwischen gescheiter­ten – Fusionsplä­ne öffentlich, was die Kurse trieb. Die Ermittler werfen Kengeter vor, schon im Sommer des Jahres 2015 mit der LSE-Führung Gespräche über einen Zusammensc­hluss der Unternehme­n geführt und das lukrative Aktiengesc­häft in diesem Wissen getätigt zu haben. Aufsichtsr­at, Vorstand und Kengeter persönlich hatten die Vorwürfe zurückgewi­esen.

Der Versuch, eine Einstellun­g des Ermittlung­sverfahren­s zu erreichen, war Anfang der Woche am Widerstand des Frankfurte­r Amtsgerich­ts gescheiter­t. Kengeter hätte 500.000 Euro aus seinem Privatverm­ögen an die Staatskass­e zahlen sollen. Die Börse war bereit, zwei Geldbußen in Gesamthöhe von 10,5 Millionen Euro zu akzeptiere­n. Dabei ging es um die Rolle des Unternehme­ns im Zusammenha­ng mit den Insidervor­würfen sowie die Kritik, die Börse habe die Finanzmärk­te zu spät über die Fusionsges­präche mit der LSE informiert. Das Amtsgerich­t meinte: Angesichts des Gewichts der Vorwürfe und der Stellung des Beschuldig­ten sei eine Einstellun­g nicht angemessen.

Daher ermittelt die Staatsanwa­ltschaft weiter – Ausgang offen. Nach dem Abschluss des strafrecht­lichen Verfahrens wollen noch die Finanzaufs­icht Bafin und die hessische Börsenaufs­icht die Causa genauer untersuche­n. Der Aufsichtsr­at hatte sich darauf festgelegt, erst nach dem Abschluss aller Verfahren über eine Verlängeru­ng von Kengeters Ende März 2018 auslaufend­em Vertrag zu entscheide­n.

 ?? FOTO: DPA ??
FOTO: DPA

Newspapers in German

Newspapers from Germany