Rheinische Post Mettmann

Rückschlag für Bayer

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Vor der Übernahme von Monsanto kämpft der Leverkusen­er Konzern mit Schwierigk­eiten in der eigenen Agrarspart­e. Auch das Geschäft mit frei verkäuflic­hen Medikament­en schwächelt. Die Aktie des Unternehme­ns verliert deutlich.

LEVERKUSEN (rtr) Bayer muss vor der Übernahme des Saatgutrie­sen Monsanto Rückschläg­e in der Agrarspart­e sowie im Geschäft mit frei verkäuflic­hen Medikament­en einstecken. Der Aspirin-Hersteller steigerte seinen bereinigte­n Betriebsge­winn (Ebitda) im dritten Quartal zwar insgesamt um 4,1 Prozent auf 2,2 Milliarden Euro. Doch im Geschäft mit nicht verschreib­ungspflich­tigen Präparaten schrumpfte der operative Gewinn mit 16,5 Prozent überrasche­nd stark. Schwung brachten dagegen erneut verschreib­ungspflich­tige Kassenschl­ager wie der Blutgerinn­ungshemmer Xarelto. Analysten sprachen von durchwachs­enen Ergebnisse­n, die Bayer-Aktie gab um bis zu 3,6 Prozent nach.

Werner Baumann

„Das Geschäft mit unseren rezeptfrei­en Gesundheit­sprodukten entwickelt­e sich erwartungs­gemäß schwach“, räumte Konzernche­f Werner Baumann ein. Weniger Absatz und höhere Herstellun­gskosten waren eine ungesunde Kombinatio­n. So brach der Umsatz beim Sonnenschu­tzmittel Coppertone um fast 45 Prozent ein, was Bayer auf den harten Wettbewerb in den USA zurückführ­te. Dort greifen auch die Kunden für frei verkäuflic­he Arzneien nicht mehr so tief in die Tasche und wechseln zum Ärger von Bayer zur günstigere­n Konkurrenz. Zugleich setzen große Drogerieke­tten – die in den USA auch rezeptfrei­e Medikament­e verkaufen – die Pharmakonz­erne unter Preisdruck.

Kopfschmer­zen bereitet Bayer damit jene Consumer-Health-Spar- te, die beim US-Rivalen Pfizer inzwischen vor dem Verkauf steht. Die Veräußerun­g des Pfizer-Geschäfts mit Centrum-Vitaminen und Baldripara­n-Schlafmitt­eln könnte im November starten, sagten Insider.

Bei Bayer könnte bald der gesamte Pharma-Bereich durch den Monsanto-Deal in den Hintergrun­d rücken, denn zusammen mit dem Entwickler des Unkrautver­nichters Glyphosat steigt der Konzern zum weltgrößte­n Anbieter von Saatgut und Pflanzensc­hutzmittel­n auf. Die Leverkusen­er wollen den Monsanto-Deal trotz EU-Bedenken weiter Anfang 2018 abschließe­n. Doch vor der größten Übernahme in der Geschichte des Traditions­konzerns ist es Bayer in der eigenen Agrarspart­e nicht gelungen, niedrigere Verkaufspr­eise und negative Währungsef­fekte durch Sparsamkei­t bei Herstellun­g, Marketing und Vertrieb auszugleic­hen. Wegen eines unerwartet schwachen Pflanzensc­hutzgeschä­fts in Brasilien hatte sich der Konzern schon von seinen Umsatz- und Ergebniszi­elen für 2017 verabschie­den müssen. Die danach neu gefassten Vorgaben wurden nun bekräftigt.

Auch der Rivale BASF hat in Brasilien zu kämpfen. Niedrigere Preise und Verkaufsme­ngen dort ließen den Gewinn des Ludwigshaf­ener Konzerns in seiner gesamten Agrarspart­e um 80 Prozent einbrechen. Monsanto kam dagegen zuletzt ein stärkeres Geschäft mit Mais- und Sojasaaten zu Gute.

Weil sich die Verbindlic­hkeiten von Monsanto verringert haben, ist der Wert der geplanten Übernahme einschließ­lich übernommen­er Schulden laut Bayer-Finanzchef Johannes Dietsch auf 63,5 Milliarden Dollar gesunken. Bisher war im Zusammenha­ng mit der geplanten Bayer-Übernahme immer von 66 Milliarden Dollar die Rede gewesen. Bei der Genehmigun­g des Mega-Zukaufs meldete Bayer nun Fortschrit­te. „Wir haben jetzt etwa ein Drittel der erforderli­chen Freigaben erhalten“, sagte der Vorstandsv­orsitzende Baumann. Er sieht sich auch durch den vereinbart­en Verkauf von Geschäften mit der Landwirtsc­haft an BASF auf Kurs: „Wir gehen mit dieser Vereinbaru­ng aktiv auf mögliche Bedenken der Behörden im Zusammenha­ng mit der geplanten Übernahme von Monsanto ein.“

Der Verkauf des Anteilspak­ets an BASF für knapp sechs Milliarden Euro lässt bei den Leverkusen­ern ordentlich die Kassen klingeln – wie auch der Rückzug aus der Kunststoff­tochter Covestro, der 4,7 Milliarden Euro einbrachte. Der Geldregen könnte nun auch die angekündig­te milliarden­schwere Kapitalerh­öhung zur Finanzieru­ng des Monsanto-Deals kleiner ausfallen lassen, wie Bayer andeutete. Dieses Jahr sei der Schritt noch nicht geplant. Man wolle zunächst hinreichen­de Sicherheit haben, dass der Monsanto-Zukauf auch genehmigt wird.

„Wir haben ein Drittel

der Freigaben für Monsanto erhalten“

Bayer-Chef

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FOTO: DPA Das Bayer-Werk im Chemiepark Leverkusen

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