Rheinische Post Mettmann

Bewerbung für die Bayern

- VON PATRICK SCHERER

Ralph Hasenhüttl hat mit Leipzig gegen den Rekordmeis­ter im Pokal verloren. Morgen treffen beide Klubs in der Liga erneut aufeinande­r. Die Spiele sind auch ein Bewerbungs­schreiben für den Trainerpos­ten in München.

LEIPZIG/DÜSSELDORF Uli Hoeneß ist ein Mann klarer Worte. „Wenn wir irgendwann einmal einen deutschspr­achigen Trainer suchen sollten, gehört er mit Sicherheit zu den drei Kandidaten, über die man nachdenken muss. Er ist vieles, was ich mir immer gewünscht habe“, sagte der Präsident des FC Bayern München. Gemeint ist Ralph Hasenhüttl. Das Zitat stammt aus dem Dezember 2016. Zehn Monate später ist der Rekordmeis­ter auf der Suche nach einem Nachfolger für die Übergangsl­ösung Jupp Heynckes ab Sommer 2018. Die Liste der

Uli Hoeneß deutschspr­achigen Kandidaten ist recht kurz: Jürgen Klopp, Joachim Löw, Thomas Tuchel, Julian Nagelsmann dürften darauf stehen. Und eben Ralph Hasenhüttl.

Beim 5:6 nach Elfmetersc­hießen im DFB-Pokal zog der Trainer von RB Leipzig gegen die Bayern knapp den Kürzeren. In der Liga kann sich der 50-Jährige morgen im Topspiel des Dritten beim Zweiten in München (18.30 Uhr) direkt revanchier­en. Und so – ob gewollt oder nicht – sein Bewerbungs­schreiben mit Nachdruck hinterlege­n.

Der Lebenslauf Hasenhüttl­s liest sich dabei fast perfekt. Nur bei seiner ersten Station als Trainer in Unterhachi­ng wurde er 2010 freigestel­lt. Danach entschied Hasenhüttl immer selbst über sein Schicksal. Den VfR Aalen führte er von der dritten in die zweite Liga, hielt die Klasse und verabschie­dete sich nach Ingolstadt. Mit den Oberbayern stieg er in die Bundesliga auf, hielt dort die Klasse und verabschie­dete sich 2016 nach Leipzig. 13 Spieltage war er mit dem Aufsteiger Spitzenrei­ter der Bundesliga, führte den Klub schließlic­h in die Champions League und liegt auch in dieser Spielzeit nur einen Punkt hinter der Spitze. Die Frage ist, ob Hasenhüttl auch Leipzig nach zwei erfolgreic­hen Jahren bereits den Rücken kehren will, um den nächsten Schritt zu machen. Sein Vertrag läuft noch bis 2019. Leipzig will verlängern, Hasenhüttl schweigt – auch zu den Bayern-Gerüchten. „Ich würde auf jeden Fall um ihn kämpfen“, sagte Sportdirek­tor Ralf Rangnick, als er auf eine mögliche Anfrage des FC Bayern angesproch­en wurde. Die Bayern, die zuletzt bis zu zwei Millionen Euro für CoTrainer Peter Hermann investiert­en, müssten im Fall der Fälle tief in die Tasche greifen.

„Er ist vieles, was ich mir immer gewünscht habe“

Der Bayern-Präsident über Ralph Hasenhüttl im Dezember 2016 „Ich würde auf jeden Fall um ihn kämpfen“

Ralf Rangnick

Leipzigs Sportdirek­tor auf die Frage, was passiert, falls Hasenhüttl zu Bayern will

Doch passt der Österreich­er sportlich überhaupt? Hasenhüttl­s Spielstil ist maßgeblich von Jürgen Klopp inspiriert. „Seine Spielweise hat mich sehr geprägt“, sagt er. Nicht wenige sprechen von einer fortentwic­kelten Philosophi­e, einer Art Klopp 2.0. Beim Pokalspiel gegen die Bayern konnte man das wahnsinnig schnelle Kontern nach Ballgewinn – neumodisch Umschaltsp­iel genannt – beobachten. Mit spielstark­en und wendigen Offensivle­uten sah es besonders in der Anfangspha­se danach aus, als würde eine freche Jugendtrup­pe eine abgezockte, aber etwas in die Jahre gekommene Altherrent­ruppe herausford­ern.

Ein Umbruch samt Verjüngung­skur sind in München unabdingba­r. Dafür steht Hasenhüttl, der noch aus zwei anderen Gründen der perfekte Kandidat zu sein scheint. Erstens kennt er den Verein. Hasenhüttl trug von 2002 bis 2004 das Trikot der Amateure, ist seither mit Hermann Gerland befreundet. Zweitens würden die Bayern einen direkten Konkurrent­en schwächen. Und diese Art der Vereinsfüh­rung pflegt Uli Hoeneß seit Jahrzehnte­n.

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