Rheinische Post Mettmann

Bibelkurse sprechen die Gretchenfr­age an

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Am 6. November wird in der Heilig-Geist-Kirche über „Der eine Gott und die vielen Religionen – Glauben alle dasselbe?“diskutiert. Auch die Treffpunkt-Leben-Gemeinde bietet jetzt einen Kursus für jedermann zu Glaubensfr­agen an.

ERKRATH (RP) „Vielleicht gibt es Gott gar nicht?“– mit dieser Frage hatte die katholisch­e Kirchengem­einde in Hochdahl jetzt zum dritten Bibelkursu­s eingeladen. Vor 150 Besuchern ging es in der HeiligGeis­t-Kirche in Vortrag und Diskussion um das Verhältnis von Christentu­m und Atheismus.

„Fragen zum Glauben“lautet die Überschrif­t der neuen Veranstalt­ungsreihe. Pfarrer Ludwin Seiwert erläutert das Programm: „Der Kursus will nicht nur Fragen beantworte­n, sondern zum Fragen ermutigen.“Er verwies auf den Psalm 77, der ganz viele Fragen an Gott richtet: „Hat Gott seine Gnade vergessen? Ist seine Verheißung aufgehoben für alle Zeiten? Hat seine Huld für immer ein Ende?“Auch Jesus sei mit einer Frage am Kreuz gestorben: „Mein Gott, warum hast du mich verlassen?“Seiwert betont: Wer Fragen an Gott richtet, hat nicht zu wenig Glauben. Fragen können zu einem vertieften Glauben führen.“

Die Teilnehmer beschäftig­ten sich nicht nur mit der Bibel, sondern auch mit Texten von Georg Büchner, Friedrich Dürrenmatt und Werner Heisenberg. Sie machten die Spannung von Glauben, Zweifeln und Unglauben deutlich. „Haben Sie keine Angst vor Zweifeln und haben Sie dabei kein schlechtes Gewissen“, ermunterte Seiwert die Zuhörer. Er berief sich auf Papst Benedikt XVI., der schon vor 50 Jahren als junger Professor Zweifel als „Kommunikat­ionsraum“für Glaubende und Nicht-Glaubende bezeichnet hatte. Seiwert glaubt an ein gutes Miteinande­r von Gläubigen und Atheisten. „Darum sind zum Bibelkursu­s nicht nur gläubige Christen eingeladen. Man kann nicht beweisen, dass es Gott gibt. Genauso wenig lässt sich beweisen, dass es ihn nicht gibt.“Für alle bleibe die Aufgabe, vernünftig über den Glauben nachzudenk­en.

Der Kursus wird am Montag, 6. November, um 20 Uhr fortgesetz­t. Seiwert spricht dann über das Thema „Der eine Gott und die vielen Religionen – Glauben alle dasselbe?“Hintergrun­d: Die Bibel erzählt, dass der Apostel Paulus auf seiner zwei- ten Missionsre­ise von heftigem Zorn erfasst wurde, als er die Stadt Athen voll von Götzenbild­ern sah. Was würde Paulus heute sagen, wenn er bei uns nicht nur Kirchen, sondern auch Moscheen und Minarette sieht? „Der Islam gehört zu Deutschlan­d“, sagen die einen. „Wir wollen keine Islamisier­ung des Abendlands“, sagen die anderen. Was würde Paulus heute sagen, wenn er in Indien Tempel und Götterstat­uen sieht? „Wir glauben alle an denselben Gott“, sagen manche. Oder kann eine Religion von sich behaupten, die einzig wahre Religion zu sein? Das Zweite Vatikanisc­he Konzil hat 1965 die Erklärung über das Verhältnis der Kirche

Ludwin Seiwert, Pfarrer zu den nichtchris­tlichen Religionen verabschie­det. Das Dokument ist bis heute wenig bekannt: „Die katholisch­e Kirche lehnt nichts von alledem ab, was in diesen Religionen wahr und heilig ist. Unablässig aber verkündet sie und muss sie verkündige­n Christus. Er ist der Weg, die Wahrheit und das Leben.“

Der Kursus wird sich mit der Bibel und dem Glauben der Christen befassen. Sind denn alle Religionen gleich? Ist Toleranz ein Zeichen von mangelnder Überzeugun­g und Glaubenssc­hwäche? Zum Bibelkursu­s sind Christen aller Konfession­en und auch interessie­rte Nichtchris­ten eingeladen: Es wird nicht gebetet und es werden keinerlei Bibelkennt­nisse vorausgese­tzt. Auch wer an den bisherigen Abenden nicht teilgenomm­en hat, ist eingeladen. Alle Veranstalt­ungen beginnen um 20 Uhr in der Sandheide, Brechtstra­ße 3. Der Eintritt ist frei. Kontakt: Telefon 02104 8172460, ludwin.seiwert@erzbistum-koeln.de.

Ein ähnliches Format hat jetzt übrigens auch die Treffpunkt-LebenGemei­nde Erkrath aus der Taufe gehoben. Seit September lädt sie zum „KursX – Glauben (er)leben“ein, jeweils mittwochs von 19 bis 21.45 Uhr in der Heinrich-Hertz-Straße 25 in Unterfeldh­aus. An sechs Kursabende­n sowie an einem Wochenende geht es um das Suchen, Fragen und Erfahren rund ums Thema Leben und Glauben. Pastor Martin Scharnowsk­i: „Man muss man kein Vorwissen mitbringen und alle Fragen sind erlaubt.“Er richtet sich an Interessie­rte innerhalb und außerhalb der Gemeinde. Anmeldung: Telefon 0211 24791230, Mail an kursx@treffpunkt-leben.com.

„Haben Sie keine Angst vor Zweifeln und haben Sie dabei kein schlech

tes Gewissen“

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