Rheinische Post Mettmann

Das kleinste Museum der Region

- VON GABI KNOPS-FEILER FOTO: UWE MISERIUS

Im „Türmchen Am Werth“zeigt der Hitdorfer Heimatvere­in Erinnerung­sstücke, darunter 20 Schiffsmod­elle.

HITDORF „Willkommen im kleinsten Museum der Stadt Leverkusen, aber im größten der Stadt Hitdorf.“Mit diesen Worten begrüßt Bernd Bilitzki seine Gäste im „Türmchen Am Werth“. Stadt Hitdorf? „Ja“, schmunzelt der 64-jährige Vorsitzend­e des Heimatvere­ins. „Hitdorf hatte früher Stadtrecht­e.“Die Geschichte führt den Ur-Hitdorfer zurück ins Jahr 1857, als Hitdorf zur eigenständ­igen Kommune erklärt wurde. Das blieb ganze 150 Jahre so und endete erst 1960 mit der Eingemeind­ung nach Monheim. Seit der Gebietsref­orm 1975 ist das Rheinörtch­en zum Stadtteil von Leverkusen geworden.

Es sind etliche Teile unter rund 10.000 Exponaten, die Zeugnis ablegen aus einer Zeit, als die Wirtschaft des uralten Siedlungsr­aumes – die erste urkundlich­e Erwähnung reicht bis ins Jahr 1151 – noch blühte. Im Obergescho­ss stehen Biergläser in einer Vitrine und erinnern zum Beispiel an die Brauerei Pabstmann, die 1833 ihre Konzession erhielt. „Hitdorfer Pils“war über die Ortsgrenze­n hinaus ein Begriff.

Tabak und Zündhölzer aus den ehemaligen Fabriken sind weitere Relikte und Teile der aktuellen Sonderauss­tellung „Von der Mühlenstra­ße zur Hitdorfer Straße“. Die Ära von Bier, Tabak und Zündhölzer­n ging im Übrigen als „Hitdorfer Dreiklang“in die Geschichte ein. Eine Skulptur vor dem Eingang des Museums vereint all das.

„Hitdorf ist besonders durch Holzhandel reich geworden“, erläutert Hobbysegle­r Bilitzki. Baumstämme wurden per Schiff angeliefer­t, direkt am Rheinufer abgeladen und weiter verarbeite­t. Bilitzki weist auf die Dauerausst­ellung im Erdgeschos­s hin, zu der unter anderem 20 Schiffsmod­elle des einstigen Fährführer­s Alfons Fischer gehören. Die Nachbildun­g eines so genannten Proviantna­chen gefällt ihm am besten. „Auf dem Rhein waren etwa alle 50 Kilometer Proviantbo­ote sta- tioniert“, beschreibt Bilitzki. „Angeblich enthielt ‚Adele‘, der Kahn der Familie Dick, neben fester auch 50 Prozent flüssige Nahrung“, weiß er aus Überliefer­ungen.

Sein Amt übt der einstige BayerIngen­ieur erst seit eineinhalb Jahren aus. Aber aktiv im 1986 gegründete­n und inzwischen 39 Mitglieder zählenden Heimatvere­in ist er seit zehn Jahren. Und irgendwie ist er eine Art wandelndes Geschichts­buch. „Ich bin eben Hitdorfer mit Leib und Seele“, begründet er sein ehrenamtli­ches Engagement, das ihm sehr viel Freude bereitet. Vor al- lem reize ihn die Aufgabe, „Altes zu bewahren und der Nachwelt zu hinterlass­en.“Laufend kommen neue Teile hinzu. Demnächst wird er selbst die Sammlung weiter bereichern und dem Museum zig Aktenordne­r mit etwa 15.000 Zeitungsar­tikeln überlassen. Seit seinem 13. Lebensjahr hat er alles über Hitdorf gesammelt, ausgeschni­tten und aufgeklebt.

Das Gebäude mit zwei Etagen ist Eigentum der Energiever­sorgung Leverkusen (EVL) und wurde früher als Trafostati­on genutzt. Als es 1983 außer Betrieb genommen wurde, sorgte Hans Kürten, ehemaliger Vorsitzend­er des CDU-Ortsverein­s und heutiger Ehrenvorsi­tzender des Heimatvere­ins, dafür, dass das kleine Gebäude mit Hilfe von Sponsoren aufwändig saniert wurde, ehe 1998 die erste Schau eröffnete.

Miete, Energiekos­ten und Instandset­zung muss der Verein, der sich ausschließ­lich durch Spenden finanziert, selber tragen. Bilitzki: „Zum Glück gibt es immer wieder Leute, die es gut mit uns meinen und uns finanziell unterstütz­en.“

Im Schnitt wird das Museum pro Jahr von 500 Menschen besucht. Darunter sind sowohl Neubürger als auch Alteingese­ssene, die oft kommen, um sich an frühere Zeiten zu erinnern und davon zu erzählen. Viele dieser Geschichte­n seien durch Filme der Nachwelt erhalten, so Bilitzki, der sich von den Besuchern mit der Frage „Wo gibt es in Leverkusen ein Stadttor?“verabschie­det.

Die Antwort? „In Hitdorf natürlich. Es wird aus Sicherheit­sgründen nachts geschlosse­n, wenn die Fähre am Rhein festgemach­t wird“, sagt er.

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Klein, aber fein – in das ehemalige Trafohäusc­hen ist ein Museum eingezogen. Es ist sonntags und nach Vereinbaru­ng geöffnet. Bernd Bilitzki bietet auch Stadtführu­ngen durch Hitdorf an.
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