Rheinische Post Mettmann

Der Schaden liegt immer bei den Versichert­en

- VON EVA QUADBECK VON MARTIN KESSLER VON THOMAS REISENER NRW GIBT MAUT-WIDERSTAND AUF, SEITE A 3

Patienten auf dem Papier kränker zu machen, als sie in Wahrheit sind, ist moralisch verwerflic­h. Im Einzelfall kann man den Betroffene­n existenzie­ll schaden. Zudem treibt diese Praxis die Gesundheit­skosten in die Höhe. Positiv ist, dass der Gesundheit­sminister den Missstand bereits erkannt und mit einem Gesetz reagiert hat. Aber die Neuregelun­g reicht nicht aus, denn trotz des Verbots hat noch jeder fünfte Arzt Beeinfluss­ungsversuc­he durch Kassen erlebt. Die Kontrollen müssen also besser werden.

Das Gesundheit­ssystem ist in jeder Hinsicht für Manipulati­onen anfällig – aus dem einfachen Grund, dass es um Milliarden-Summen geht. Mit jedem neuen Gesetz bilden sich in der Regel auch Schlupflöc­her, Fehlanreiz­e, oder es entsteht die Versuchung der Manipulati­on. Längst nicht alle Ärzte, Kassenoder Klinikvert­reter nutzen die Grauzonen, die das komplexe System bietet. Nur ein kleiner Teil überschrei­tet Gesetzesgr­enzen. Aber wenn Manipulati­onen ans Licht kommen, leidet der Ruf der ganzen Branche. Für das Arzt-Patienten-Verhältnis, das in den vergangene­n Jahren ohnehin schwierige­r geworden ist, sind solche Nachrichte­n Gift. Und der finanziell­e Schaden liegt immer bei den Versichert­en. BERICHT KASSEN STIFTEN ÄRZTE ZU . . ., TITELSEITE

Spaniens Zentralmac­ht

Ministerpr­äsident Mariano Rajoy reiht sich in die spanische Tradition ein: Wer die Zentralmac­ht herausford­ert, bekommt die ganze Härte des Gesetzes zu spüren. Das war im 16. Jahrhunder­t bei der Loslösung der Niederland­e der Fall. Dem gleichen Muster folgt Madrid bei den nach Abspaltung strebenden Katalanen. Wenigstens wird heute keine Gewalt angewandt – bislang jedenfalls.

Gleichwohl geht nicht nur der heillos überforder­te Chef der katalanisc­hen Regionalre­gierung, Carles Puigdemont, mit schweren Blessuren aus dem Kampf. Auch Spaniens Regierungs­chef Rajoy hat die Chance auf Ausgleich und Befriedung vertan.

Stattdesse­n hat die Zentralmac­ht zugeschlag­en. Sicher, für beide ist es besser zusammenzu­bleiben. Aber die Wunden, die Rajoy erst mit seiner Missachtun­g der Katalanen, dann mit ihrer Bestrafung aufgerisse­n hat, wird er kaum heilen. Und wenn eine starke Minderheit die Unabhängig­keit will, wird in Spanien so schnell keine Ruhe einkehren. Das ist fatal für die wirtschaft­liche und politische Entwicklun­g. Rajoys Vorgehen ist kein Sieg der Demokratie. BERICHT KATALONIEN­S PARLAMENT FÜR . . ., TITELSEITE

Laschets Maut-Problem

Die Einschätzu­ng der Landesregi­erung, an der Einführung der Pkw-Maut nicht mehr viel ändern zu können, ist vermutlich richtig. Das Prestige-Projekt von CSU-Chef Horst Seehofer ist längst beschlosse­ne Sache. NRW-Ministerpr­äsident Armin Laschet (CDU) könnte zwar versuchen, in Berlin eine neue Mehrheit zur Rückabwick­lung zu organisier­en. Aber nachdem die große Koalition in der vergangene­n Legislatur­periode über kein Projekt so lange gestritten hat wie über die Pkw-Maut, dürfte ein solches Ansinnen aussichtsl­os sein.

Das ist eine unangenehm­e Situation für Laschet. Nicht nur, weil geheime Papiere der Düsseldorf­er Staatskanz­lei jetzt den Eindruck erwecken, zumindest Teile seiner Administra­tion seien inzwischen ins Lager der Maut-Befürworte­r gewechselt. Sondern mehr, weil Laschet als Opposition­sführer noch wörtlich „entschiede­nen Widerstand der nordrheinw­estfälisch­en CDU“gegen die Maut angekündig­t hatte. Jetzt, wo er Ministerpr­äsident ist und in Berlin sogar über die neue Bundesregi­erung mitverhand­elt, ist von diesem Widerstand nicht mehr viel zu spüren. BERICHT

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