Rheinische Post Mettmann

SPD-Vize Scholz übt versteckte Kritik an Schulz

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BERLIN (jd) Hamburgs Bürgermeis­ter Olaf Scholz hat als stellvertr­etender SPD-Chef eine Debatte um die Erneuerung seiner Partei losgetrete­n. In einem Grundsatzp­apier forderte er eine „schonungsl­ose Betrachtun­g der Lage“ein. Es dürfe „keine Ausflüchte“mehr geben bei der Ursachenfo­rschung.

Anders als SPD-Chef Martin Schulz, der zuletzt mehr Mut zur Kapitalism­uskritik gefordert hatte, wirbt Scholz für einen pragmatisc­hen Kurs, der Wirtschaft­swachstum, Fortschrit­t und soziale Gerechtigk­eit verbindet. „Wirtschaft­liches Wachstum wird auch in Zukunft eine zentrale Voraussetz­ung sein, um eine fortschrit­tliche Agenda zu verfolgen“, schreibt er in seinem Papier, über das die „Süddeutsch­e Zeitung“vorab berichtet hatte. Ein klarer Satz der Unterstütz­ung für den gescheiter­ten Kanzlerkan­didaten und weiterhin amtierende­n SPD-Chef Martin Schulz gibt es im Papier nicht.

Nach dem schlechtes­ten SPD-Ergebnis von 20,5 Prozent bei der Bundestags­wahl schickte Schulz seine Partei in die Opposition­srolle und kündigte eine Aufarbeitu­ng an. An diesem Wochenende finden in Hamburg und Leipzig die ersten beiden von acht Regionalko­nferenzen statt, um Mitglieder zu Wort kommen zu lassen.

In Teilen der Partei wird der Aufschlag von Scholz als versteckte Kritik an Schulz verstanden, zumal Scholz ohnehin eher als Gegner denn als Freund des Parteichef­s gilt und auch selbst als möglicher Nachfolger in unbestimmt­er Zukunft gesehen wird. SPD-Vize Ralf Stegner, der in dieser Woche selbst ein Papier mit klar linken Ideen zur Zukunft der SPD veröffentl­icht hatte, mahnte, man solle die Gegner nicht in der eigenen Partei suchen.

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