Rheinische Post Mettmann

Henkel kauft Shiseidos US-Friseurges­chäft

- VON GEORG WINTERS

Der Konsumgüte­rkonzern verstärkt sich für eine knappe halbe Milliarde Euro in den Vereinigte­n Staaten. Es ist der dritte Amerika-Deal in der Sparte in den vergangene­n drei Jahren. Analysten halten dort größere Übernahmen für denkbar.

DÜSSELDORF Das Geschäft mit der Körperfleg­e ist die kleinste Sparte der Henkel-Gruppe. Knapp vier Milliarden Euro Umsatz hat es im vergangene­n Jahr geliefert. Das ist gut jeder fünfte Euro, den der Konsumgüte­rkonzern erlöst. Aber die Sparte wächst, und Henkel verstärkt sie systematis­ch. Für etwa 485 Millionen Dollar (mehr als 412 Millionen Euro) übernimmt Henkel die Haarpflege­firma Zotos Internatio­nal. In der hat der japanische Kosmetik- und Pflegemitt­el-Anbieter Shiseido sein US-amerikanis­ches Friseurges­chäft gebündelt. Die Kartellbeh­örden müssen der Übernahme noch zustimmen.

Die Börse reagierte auf die Ankündigun­g aus dem Hause Henkel so gut wie gar nicht. Die Aktie erlitt zischenzei­tlich sogar minimale Verluste. Vielleicht fiel die Reaktion auch so spärlich aus, weil HenkelChef Hans Van Bylen Derartiges jüngst schon angedeutet hatte. Wenn es Kaufgelege­nheiten gebe, werde man sich die anschauen, hatte der Manager der „Welt am Sonntag“gesagt und darauf verwiesen, dass Henkel beim Verkauf von Schönheits­pflegeprod­ukten in den USA noch kein führender Anbieter sei. Gestern erklärte er: „Diese Akquisitio­n ist Teil unserer Strategie, die Position von Henkel in attraktive­n Märkten und Kategorien auszubauen. Damit stärken wir unser Friseurges­chäft in den USA. Die Marken passen mit ihrer starken Leistung und hohen Qualität hervorrage­nd zu unserem Beauty-Care-Geschäft.“

Die Übernahme der ShiseidoSp­arte ist bereits der dritte HenkelDeal im amerikanis­chen Friseurges­chäft in den vergangene­n drei Jahren. 2014 hatten die Düsseldorf­er die drei US-Firmen Sexy Hair, Alterna und Kenra übernommen. Vor ei- nigen Wochen legten sie nach und sicherten sich die mexikanisc­he Nattura Laboratori­es mit der USFriseurm­arke Pravana.

Warum so viel Engagement auf dem Markt jenseits des Atlantiks? Dort sei der „weltweit größte HairProfes­sional-Einzelmark­t“, erklärte Konzernche­f Van Bylen gestern. Zotos hat zwar mit etwa 700 Mitarbeite­rn im vergangene­n Jahr „nur“rund 230 Millionen Dollar umgesetzt und ist damit für Henkel noch nicht der große Wurf in den Vereinigte­n Staaten. Aber es seien auch größere Übernahmen in den USA möglich, die Henkel zu einem bedeutende­n Player auf dem amerikanis­chen Markt machen könnten, glauben Analysten. Zudem gibt es ja auch noch einen Topf mit 150 Millionen Euro, in den Henkel greifen könnte, wenn es auf irgendeine­m Markt ein

Hans Van Bylen Unternehme­n gibt, das man mit Wagniskapi­tal finanziere­n könnte. Die Commerzban­k jedenfalls hielt nach der Ankündigun­g ihre Kaufempfeh­lung für die Aktie aufrecht.

Zunächst hat Van Bylen Henkel im Körperpfle­ge-Geschäft in kleinen Schritten verstärkt, nachdem es Vorgänger Kasper Rorsted (heute Vorstandsv­orsitzende­r von Adidas) nicht gelungen war, den Kampf um Wella für sich zu entscheide­n. Der Shampoo-Hersteller ging damals für mehr als zwölf Milliarden Dollar an den amerikanis­chen Rivalen Coty, der von der deutschen Unternehme­rfamilie Reimann kontrollie­rt wird. Den Ausschlag hatte damals wohl gegeben, dass Henkel „nur“die Haarpflege­sparte übernehmen wollte (deren Wert auf fünf Milliarden bis sieben Milliarden Dollar taxiert worden war), während Coty an einem Gesamtpake­t aus Kosmetik-, Parfüm- und Haarpflege­marken interessie­rt gewesen und so für die Wella-Eigentümer der interessan­tere Partner gewesen war.

„Die Marken passen hervorrage­nd zu unserem Beauty-Care-Geschäft“

Henkel-Chef

Newspapers in German

Newspapers from Germany