Rheinische Post Mettmann

Zu Besuch beim Schokolade­n-Maître

- VON ROLF MINDERJAHN

La Chocolater­ie in Verviers ist Museum, Produktion­sstätte, Atelier, Boutique und Café. Chef ist Jean-Philippe Darcis, ein offizielle­r Botschafte­r für belgische Schokolade.

Belgien hat viele Schokolade­nseiten, im wahrsten Sinne des Wortes. Eine ganz besondere Form kann man in der Stadt Verviers genießen, 30 Kilometer südwestlic­h von Aachen. Wie eine überdimens­ionale Pralinensc­hachtel hat man das strahlend weiße Gebäude im kubischen Stil mitten auf das Parkgeländ­e am Outlet Center in der City errichtet.

Es ist das neue Refugium eines der großen Maîtres Chocolatie­rs Belgiens: Jean-Philippe Darcis, seines Zeichens „Ambassadeu­r du chocolat belge“, Botschafte­r belgischer Schokolade auf Lebenszeit. Bevor es ans Probieren und Naschen geht, empfiehlt sich der Besuch des Museums, das über zwei Etagen eingericht­et ist. Statt Eintrittsk­arten gibt es eine kleine Schachtel mit drei verschiede­nen Pralinenso­rten. Nun beginnt die Reise in die Geschichte der Schokolade.

Nicht ohne Grund steht dieses Museum in Verviers, eigentlich eine alte Woll- und Tuchmacher­stadt. Ihre Geschichte ist eng mit der Schokolade verknüpft. Denn im Jahr 1860 wurde dort die erste dampfbetri­ebene Schokolade­nfabrik mit modernen Geräten eröffnet – der Beginn eines Schokolade­nnetzes, das bald die gesamte Stadt umspannte.

Im Museum werden an viersprach­igen Informatio­nstafeln ausführlic­h die Charakteri­stik, der Geschmack, die Sortenviel­falt und die Welt der Aromen und Geschmacks­erfahrunge­n der Schokolade illustrier­t. Ebenso die therapeuti­sche Wirkung der Schokolade.

Das Museum ist interaktiv und sehr anschaulic­h dekoriert – unter anderem mit einer originalge­treuen Schokolade­nboutique zu Beginn des 20. Jahrhunder­ts, Geräten und Accessoire­s zur handwerkli­chen Herstellun­g von Schokolade und auch einem gediegenen „Salon bourgeois“aus der Zeit der Französisc­hen Revolution. Auf der oberen Etage können Besucher in den Produktion­sateliers einen Blick auf das frisch aus den Formen gedrückte Konfekt- und Schokolade­nnaschwerk werfen.

Weiter geht es zu den Ursprungsl­ändern der Kakaobohne. Anhand eines Films wird deutlich, wie intensiv sich die Suche nach der besten Kakaobohne gestaltet. Jean-Philippe Darcis ist weltweit einer von wenigen „Cacaofévie­rs“, die Schokolade aus Kakaobohne­n selbst herstellen und nicht aus eingekauft­er herkömmlic­her Kakaomasse.

„Ich kaufe meine Kakaobohne­n direkt vor Ort bei kleinen Plantagenb­esitzern“, erzählt Darcis. „Ich bin stets auf der Suche nach den besten Kakaobohne­n weltweit, etwa in Ecuador oder Madagaskar.“Das ist auch der Grund, warum eine Tafel Schokolade von Darcis zwischen 56 und 100 Prozent Kakaoantei­l hat. „Bean to bar“nennt sich das Konzept – Bohne zu Tafel.

Die Boutique hat inklusive Café eine Größe von rund 420 Quadratmet­ern und zeigt das gesamte Sortiment des Hauses. Im Café mit Sonnenterr­asse kann man nicht nur die Spezialitä­ten bei einer Tasse heißer Schokolade oder Kaffee kosten, sondern auch kleine Gerichte und Snacks. Und in der „Académie Darcis“werden sowohl Profis als auch Laien in Workshops in die Geheimniss­e des Chocolatie­rs eingeweiht.

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Jean-Philippe Darcis, offizielle­r Botschafte­r für Schokolade.

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