Profi und Genussmensch
Formel-1-Pilot Lewis Hamilton ist überzeugt: Das Leben als Rennfahrer muss nicht fade sein.
DÜSSELDORF/MEXIKO-STADT Vier Siege, einmal Zweiter – die Bilanz von Lewis Hamilton seit der Sommerpause ist nahezu perfekt. Keiner zweifelt mehr daran, dass der Engländer zum vierten Mal den WM-Titel in der Formel 1 gewinnt. Wahrscheinlich schließt der 32-Jährige schon morgen (20 Uhr MEZ/RTL) in Mexiko-Stadt ein weiteres Kapitel seiner Erfolgsstory ab, die auch ihn überraschte. Ein fünfter Platz reicht dem Mercedes-Fahrer, unabhängig davon, wie sein lange Zeit starker Widersacher Sebastian Vettel im Ferrari abschneidet. Hält sein Auto, ist die Sache gelaufen.
Hamilton könnte am Saisonende als erfolgreichster britischer Fahrer aufhören, der in einem Formel-1Auto gesessen hat. Jackie Stewart, heute 78 Jahre alt, war dreimal am Ende einer Saison der Beste unter den Haudegen, für die der Start eines jeden Rennens noch die Ungewissheit barg, ob man am nächsten Morgen noch am Frühstückstisch sitzen würde. Stewarts schottischer Landsmann Jim Clark sicherte sich zweimal die Fahrerkrone. Er war 32, als er am 7. April 1968 bei einem Formel-2-Rennen auf dem Hockenheimring tödlich verunglückte.
Die Welt der Formel 1 ist Hamilton zu klein. Er genießt das Leben abseits des Motorsports. „Ich weigere mich, ein fades Dasein zu fristen, nur weil ich Rennfahrer bin. Ich mag es, in Gesellschaft wahrer Größe zu sein“, sagte der 32-Jährige im Interview mit der australischen Ausgabe von „Men’s Health“. Für jene, die ihn aber in die Schublade „Playboy“stecken wollen, hat er nicht viel übrig. In der Konzentration auf seinen Beruf und beim Training unter-
Gegen Ralf Rangnick wird ermittelt. Das hat der strenge Deutsche Fußball-Bund nach dem Pokalspiel zwischen RB Leipzig und Bayern München erklärt. Dabei war der Leipziger Sportdirektor nur wieder mal der Zeit ein wenig voraus. Während der DFB den Videobeweis im Pokal erst ab dem Viertelfinale, also im nächsten Jahr, vorsieht, hat Rangnick dem Schiedsrichter Felix Zwayer beim Kabinengang zur Pause völlig selbstlos einen ganz privaten Videobeweis vorführen wollen. Dazu eilte der rüstige 59Jährige von seinem Tribünenplatz auf den Rasen und präsentierte in einem formschönen Knäuel aus Spielern, Funktionären und Unparteiischen sein Handy. Ältere Menschen erinnerten sich an den früher mal bei Fehlentscheidungen gern scheide er sich nicht von seinen Arbeitskollegen, betont Hamilton. „Ich probiere eben alles gerne aus. Ich will nichts verpassen“, sagt er.
In den Sozialen Netzwerken ist kein Formel-1-Fahrer so aktiv wie Hobbymusiker Hamilton, der dabei gerne seinen von zahlreichen Tattoos bedeckten Körper zeigt. Ob als Model bei einer Modenschau in Pa- ris, bei einem Dinner mit einer Sängerin in New York oder im Tonstudio bei den Aufnahmen einer CD – Hamilton bewegt sich auf dem roten Teppich so sicher wie auf dem Asphalt. Er wolle später nicht mit dem Gefühl zurückblicken, im Leben vieles verpasst zu haben. Sein Ziel, der beste Fahrer zu sein und das Leben abseits der Strecken zu zitierten Ruf „Schiedsrichter, Telefon!“
Vielleicht wollte Rangnick auch nur die neueste App aus dem RedBull-Sportimperium vorführen. Das weiß man heute nicht mehr. Tatsache ist, dass die Leipziger schwer empört waren, die Bayern ebenfalls, der Schiedsrichter auch und der DFB erst recht. Mit der ganzen Gewalt der Sportgerichtsbarkeit wird der Verband zurückschlagen, das ist mal sicher.
Für die Fußballsparte des RedBull-Konzerns ist das ein weiterer Grund, sich tief in Verschwörungstheorien zu verstricken und einen Verfolgungswahn zu entwickeln, der selbst Branchengrößen wie die Bayern locker in den Schatten stellt. Eine Telefonaktion wie die in der Halbzeit des Pokalspiels wäre schon genießen, hat er erreicht. Und noch mehr. „Lewis bringt die Popularität der Formel 1 an Plätze, die wir sonst nie erreichen würden“, sagte RedBull-Teamchef Chris Horner.
„Ich arbeite inzwischen seit fünf Jahren mit Lewis und habe noch nie dieses Level gesehen, auf dem er jetzt arbeitet“, lobte MercedesTeamchef Toto Wolff seinen Topfah- deshalb bei, nur zum Beispiel, Uli Hoeneß überhaupt nicht vorstellbar, weil der Bayern-Präsident ein tiefes Misstrauen gegenüber den elektronischen Helfern hegt, die unterhalb der Größe eines Faxgeräts liegen.
Rangnick ist da völlig anders. Er hat die Fußballfirma Leipzig nach allen Regeln der technischen Kunst durchgestaltet. Und er darf da selbst natürlich nicht zurückstehen und lediglich in Form handschriftlicher Briefe mit Schiedsrichtern kommunizieren. In Fragen des Sendungsbewusstseins kann er es allerdings auch ohne Technik locker mit Hoeneß aufnehmen. Rangnick fühlt sich spätestens, seit er aus dem Provinzverein Ulm einen Profiklub bastelte und dem Land im Sportstudio den Fußball erklärte, als Sendbote einer rer. Sorgte in der vergangenen Saison das Duell mit dem späteren Champion Nico Rosberg für eine vergiftete Atmosphäre, ist Hamilton jetzt der unumstrittene Chef. Valtteri Bottas hat sich als Neuling zunächst mal mit der Rolle der Nummer zwei angefreundet. „Es war wirklich unangenehm im vergangenen Jahr“, sagt Hamilton im Rückblick. Diesmal wurde alle Kraft investiert, um Ferrari und Vettel zu besiegen. Das machte vieles einfacher – auch wenn der Mercedes nicht mehr so überlegen war. „Der Wagen und ich haben viel gemeinsam: Er hat ein Riesenpotenzial, will aber nicht immer machen, was man ihm sagt“, meinte Hamilton, der sein großes Talent durch Arbeit zum Höhenflug nutzte.
Hamilton wird eine Saison krönen, die wohl die beste seit seinem Einstieg im Jahr 2007 in die Formel 1 ist. Er war zur Stelle, als bei Vettel einiges schieflief.
Schiedsrichter, Telefon!
neuen sportlichen Wirklichkeit. In Leipzig hat er das Umfeld vorgefunden, seine teuren Visionen Realität werden zu lassen.
Falsche Schiedsrichterentscheidungen stören da nur. Sie werden mit großer Erregung und selbstverständlich frei von jedem Humor kommentiert. Da hat Rangnick noch Nachholbedarf. Mats Hummels könnte helfen. Bayern Münchens Verteidiger und freiberuflicher Mediensprecher nannte Zwayers Elfmeterpfiff, mit dem er das Unglück der zurückgenommenen Elfmeterentscheidung korrigierte, „die Königin der Konzessionsentscheidungen“. Er benötigte dafür nicht einmal ein Handy. Ihre Meinung? Schreiben Sie unserem Autor: kolumne@rheinische-post.de