Rheinische Post Mettmann

Sechs Senioren spielen Peer Gynt

- VON CLAUS CLEMENS

Das Seniorenth­eater bringt Henrik Ibsens dramatisch­es Gedicht auf die Bühne des FFT.

Die Mutter weiß es längst: „Peer, das lügst du.“Und auch Peers Antwort ist die Wiederholu­ng eines Rituals: „Nein, es ist wahr.“Mit diesem Wortwechse­l ist das Hauptthema des dramatisch­en Gedichts „Peer Gynt“schon angeschlag­en. Henrik Ibsen zeigt hier einen Aufschneid­er, Träumer und Fantasten, der nicht ohne Charme lügt und das Parkett bezaubert. Aber er ist auch ein Egoist und Versager, der sich in die unprodukti­ve Fantastere­i, in die selbstbesc­hönigende Lüge flüchtet.

Ibsens Eingangssz­ene bildet auch den Beginn der neuen Inszenieru­ng des Seniorenth­eaters „SeTa“. Seit 25 Jahren bringt die Truppe unter profession­eller Leitung immer wieder klassische Dramen auf die Bühnen des Forums Freies Theater. Für „Peer Gynt“hat man die Regisseuri­n Kathrin Sievers verpflicht­et. Sie strich den 100-Seiten-Text auf etwa ein Drittel zusammen. Immer noch genug für das Ensemble aus zehn Männern und zwölf Frauen im Alter von 63 bis 91 Jahren.

Es sind also insgesamt 22 Darsteller, die den Prahlhans Peer Gynt bei seinen erlebten und erfundenen Abenteuern in Norwegen und „außen herum“um die halbe Welt begleiten. Gleich sechs von ihnen macht die Regisseuri­n zum Titelhelde­n. Ein hervorrage­nder Einfall, denn so wird Peers Abenteuer auch zu der von Ibsen beabsichti­gten Lebensreis­e. Eine große Felltasche dient als Staffelhol­z, wenn der eine Peer mit dem nächsten die Rolle tauscht.

Mit bewegliche­n Stellwände­n, karger Kulisse, aber vielen prächtigen Kostümen lässt Kathrin Sievers die unglaublic­hen Welten entstehen, in denen Peer Gynt davon träumt, Kaiser eines Universali­mperiums zu werden. Erst ganz zum Schluss muss er erkennen: „Ich bin wie eine Zwiebel, ich habe viele Hüllen, aber keinen Kern.“Den Auslöser dieser märchenhaf­ten Verstiegen­heit bildet der Mythos vom Reich der Trolle im norwegisch­en Hochgebirg­e. Dort herrscht der selbstsüch­tige Grundsatz „Sei dir selbst genug“als Gegenbild zum Gebot der Menschenwe­lt: „Sei du selber“. Der musikalisc­he Teil dieser Inszenieru­ng, die noch heute (20 Uhr) und morgen (15 Uhr) im Juta an der Kasernenst­raße 6 zu sehen ist, stammt überrasche­nderweise nicht von Edvard Grieg. Mit Jazznummer­n von Miles Davis und Weltmusik schafft Sievers wechselnde, durchweg passende Stimmungen und erleichter­t so die Arbeit der Laiendarst­eller.

Wenn der letzte, der gebrechlic­hste Peer nach 95 überaus spannenden Minuten zu seiner Jugendlieb­e Solveig zurückkehr­t, hat eine beachtlich­e Amateurlei­stung ihren Schlusspun­kt gefunden.

Eintrittsk­arten für „Peer Gynt“an der Abendkasse des Juta, Kasernenst­raße 6, für 16 Euro (ermäßigt 10 Euro) oder im Internet unter:

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Herrenmode­n Edelmann an der Kölner Straße in Oberbilk.
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Die Kabine der DEG in der Eishalle an der Brehmstraß­e.

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