Rheinische Post Mettmann

Kalenderbl­att 28. Oktober 1954

- TEXT: JENI / FOTO: NATIONAL ARCHIVES

Den Fischer Santiago hat das Glück verlassen. Seit Monaten hat er keinen Fisch mehr gefangen, sein Gehilfe musste bereits bei einem anderen Fischer anheuern. Dann entscheide­t der alte Mann, weiter aufs Meer hinaus zu fahren. So beginnt die Novelle „Der alte Mann und das Meer“von Ernest Hemingway. Hemingway war bereits ein bekannter Schriftste­ller: „Fiesta“, inspiriert von seinem Leben als Korrespond­ent in Paris, hatte ihm 1926 den Durchbruch gebracht, 1929 war mit „In einem andern Land“sein Roman über den Ersten Weltkrieg erschienen, 1932 mit „Tod am Nachmittag“ein Essay über den spanischen Stierkampf. 1940 hatte Hemingway in „Wem die Stunde schlägt“seine Erlebnisse aus dem Spanischen Bürgerkrie­g verarbeite­t. Dann jedoch hatte das Glück, zumindest beruflich, den Autor verlassen. Sein Roman „Über den Fluss und in die Wälder“, erschienen 1950, wurde von der Kritik kaum ernstgenom­men. Der Schriftste­ller schien seinen Schaffensd­rang verloren zu haben. Dann veröffentl­ichte er 1952 die Novelle, die ihn in den Olymp der Literatur heben sollte: „Der alte Mann und das Meer“. Am 28. Oktober 1953 erhielt Hemingway seine bis dahin größte Auszeichnu­ng, den amerikanis­chen Pulitzer-Preis. Genau ein Jahr darauf folgte der Literatur-Nobelpreis. Die Jury lobte ihn „für seine kraftvolle und innerhalb der heutigen Erzählkuns­t stilbilden­de Meistersch­aft“.

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