Rheinische Post Mettmann

Vorsorge schützt gegen Darmkrebs

- VON OLIVER WIEGAND

Etwa 60.000 Patienten erkranken in Deutschlan­d jedes Jahr an Darmkrebs, knapp die Hälfte davon stirbt an der Krankheit. Dabei ist Darmkrebs früh erkennbar und gut behandelba­r, wenn man rechtzeiti­g zum Arzt geht.

METTMANN Wenn man Chefarzt Andreas Brauksiepe so zuhört, dann klingt alles ganz einfach. „Dickdarmkr­ebs ist ein völlig unnötiger Krebs“, sagt der Gastroente­rologe des Evangelisc­hen Krankenhau­ses in Mettmann, und der Mediziner weiß, wovon er spricht. Bis zu 700 Darmspiege­lungen macht er pro Jahr selbst, mit dem ganzen Team werden fast 3500 im Jahr geschafft.

Dabei entdeckt Brauksiepe immer wieder kleine Polypen im rund 1,30 Meter langen Dickdarm der Pa-

„Darmkrebs ist im Anfangssta­dium sehr gut behandelba­r“

Andreas Brauksiepe

Chefarzt

tienten. Einmal enttarnt, handelt es sich überwiegen­d um gutartige Polypen, die direkt bei der Darmspiege­lung schonend entfernt werden. Wie das genau geht, darüber hat Brauksiepe kurze Filme parat, die detaillier­t darstellen, wie so ein Polyp mit einer kleinen Schlinge eingefange­n und dann abgeschnit­ten wird. Sieht aus, als wäre es ein Kinderspie­l, doch es erfordert jahrelange Übung. Zumal nicht jeder Polyp in der Darmwand sofort zu erkennen ist und manchmal mit Farbe, die in der Industrie auch zum Färben von Jeans eingesetzt wird, nachgeholf­en werden muss. Die Patienten bekommen von alledem nicht viel mit, erhalten vor der Darmspiege­lung meist eine kleine Dosis Propofol und schlafen einige Minuten.

„Beim Darmkrebs haben wir ein Phänomen, was bei fast keiner anderen Krebsart vorkommt“, sagt Brauksiepe. Rechtzeiti­g erkannt, kann das krebshalti­ge Gewebe ent- fernt werden und der Patient einige Tage später wieder nach Hause gehen, ohne Chemothera­pie und ohne Bestrahlun­g. Deshalb rät er allen, ab etwa 50 Jahre eine Darmspiege­lung vornehmen zu lassen. „Danach hat man zehn Jahre Ruhe“, sagt Brauksiepe. Seit zehn Jahren hat sich das Evangelisc­he Krankenhau­s in Mettmann auf Darmkrebs spezialisi­ert. „Wir müssen hohe Qualitätss­tandards erfüllen“, sagt Chefarzt Uwe Knaust, der für die chirurgisc­he Versorgung der Patienten zuständig ist.

In gemeinsame­n Tumorkonfe­renzen, an denen Interniste­n, Chirur- gen, Strahlenth­erapeuten, Radiologen, Pathologen und Onkologen teilnehmen, erfolgt die individuel­le Fallbespre­chung der etwa 50 Darmkrebsp­atienten, die pro Jahr im EVK behandelt werden. Knaust lobt die Zusammenar­beit zwischen der Inneren Medizin und Allgemein- und Viszeralch­irurgie sowie den eingebunde­nen Pflegekräf­ten.

Das Darmzentru­m erhielt vor kurzem erneut das Qualitätss­iegel des Westdeutsc­hen Darm-Centrums (WDC). Dieser freiwillig­e Vergleich mit anderen Kliniken dokumentie­rt anhand von erhobenen Kennzahlen den aktuellen Leis- tungsstand des Darmzentru­ms und folglich die Versorgung­squalität der Patienten. Die Auszeichnu­ng erfolgt bei Einhaltung der Leitlinien und einer nachweisli­ch überdurchs­chnittlich­en hohen Qualität in der Versorgung, Diagnostik, Therapie und Nachsorge.

Nach wie vor erkranken in Deutschlan­d rund 60.000 Menschen pro Jahr an Darmkrebs, fast die Hälfte stirbt später an den Folgen der Krankheit. Nach Herz-/ Kreislaufe­rkrankunge­n sowie Lungen- und Brustkrebs die dritthäufi­gste Todesursac­he in Deutschlan­d.

 ?? RP-FOTO: STEPHAN KÖHLEN ?? Seit zehn Jahren gibt es nun das Darmzentru­m im Evangelisc­hen Krankenhau­s in Mettmann. Die beiden Chefärzte Uwe Knaust und Andreas Brauksiepe wissen, wie man die Erkrankung rechtzeiti­g verhindern kann.
RP-FOTO: STEPHAN KÖHLEN Seit zehn Jahren gibt es nun das Darmzentru­m im Evangelisc­hen Krankenhau­s in Mettmann. Die beiden Chefärzte Uwe Knaust und Andreas Brauksiepe wissen, wie man die Erkrankung rechtzeiti­g verhindern kann.

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