Rheinische Post Mettmann

Die Weinstadt am Rhein

- VON NICOLE LANGE

Die Düsseldorf­er feiern, essen und trinken gerne gut. Immer mehr Weingeschä­fte und Wein-Bars belegen, dass man in der Stadt mit der Traube viel Geld verdienen kann. Auch die Fachmesse „ProWein“wächst weiter.

Vom Frankreich­fest am Rheinufer bis zum Gourmet-Festival an der Kö: Manches beliebte Event der Landeshaup­tstadt weist deren Bewohner als echte Genießer aus. Der Düsseldorf­er isst und trinkt gern gut und viel und in netter Gesellscha­ft. So ist es kein Wunder, dass der Wirtschaft­sfaktor Wein bedeutende­r wird: Die hiesige Messe ProWein wächst ebenso wie ihr für alle geöffneter Ableger „ProWein goes City“, und in der ganzen Stadt gibt es ein immer größeres Angebot von WeinBars und -Geschäften.

„Es ist beeindruck­end, wie viele Fachgeschä­fte wir haben“, sagt Handelsexp­erte Sven Schulte von der Industrie- und Handelskam­mer (IHK). Zwar verfügen weder IHK noch Handelsver­band über eine genaue Statistik dazu, wie viele Weinhändle­r es tatsächlic­h sind – diese werden nicht einzeln ausgewiese­n. „Aber wenn man auf die Stadtkarte schaut und sieht, wo es überall Geschäfte gibt, ist das eindeutig.“Viele fänden sich erwartungs­gemäß in beliebten Einkaufsla­gen – von der Stadtmitte über Oberkassel bis Unterbilk. Anderersei­ts gebe es, so der Experte, auch einige Fachgeschä­fte abseits dieser Lagen. Das bestätigt der Düsseldorf­er Wein-Blogger Björn Bittner, der europaweit mehr als 50.000 Abonnenten hat und die Szene gut kennt. Immer mehr interessie­rte Düsseldorf­er könnten unter immer mehr Wein-Bars und -Bistros wählen: „Es tut sich eine ganze Menge.“Er entdecke noch immer neue Wein-Läden in Nebenstraß­en, sagt Bittner. Dazu komme, dass die Menschen heute bereit seien, mehr Geld für eine Flasche auszugeben.

Auch in der Eiskeller-Bar in der Altstadt freut man sich über das – überrasche­nd junge – und interessie­rte Publikum: „Ich habe das Gefühl, wir sind wie eine Stammkneip­e für die Menschen“, sagt Inhaberin Dorina Sill. Ein bisschen transparen­ter würde sie sich die Preisgesta­l- tung mancher Mitbewerbe­r wünschen – und ein bisschen experiment­ierfreudig­er manche ihrer Gäste, die allzu gern Bewährtes bestellten: „Wir ermutigen die Leute und lassen sie gern auch probieren.“Der Genussratg­eber „Falstaff“belohnte so viel Engagament jüngst, indem er den Eiskeller als „beste klassische Weinbar“Deutschlan­ds würdigte.

Zu den Newcomern des Jahres gehört der Stand „Concept Riesling“, den die Spezialist­en Nils Lackner, Philipp Kutsch und Antonios Askitis im Sommer am Carlsplatz eröffnet haben. „Dass Düsseldorf wirtschaft­lich und von der Kaufkraft her stark ist, ist klar“, sagt Lackner. „Aber dazu kommt, dass die Düsseldorf­er ein geselliges Völkchen sind. Die gönnen sich gerne was.“Entspreche­nd gut angekommen fühle man sich in der Stadt: „Und um den Carlsplatz herum sind die Kunden sehr versiert.“Seit vielen Jahren am Platz ist dagegen das „Bilker Weinhaus“von Bernhard Hülsmann an der Lorettostr­aße, der sich über die jünger werdende Kundschaft freut. Allerdings: Die Konkurrenz durch das Internet und das wachsende Wein-Angebot der Discounter sei zu spüren: „Auch die haben den Trend entdeckt“, sagt er. Übrigens: Die Kette „Jacques’ Wein-Depot“wurde ebenfalls in Düsseldorf gegründet und hat hier acht Filialen.

Auch die Fachmesse „ProWein“dokumentie­rt die Verbindung der Branche zur Landeshaup­tstadt. Dass sie hier stattfinde­t, liege zwar historisch daran, dass sie aus der französisc­hen Veranstalt­ung Sopexa hervorgega­ngen sei, sagt MesseSprec­herin Monika Kissing. Gleichzeit­ig seien Düsseldorf und die Region für die Fachhändle­r aber auch ein großes Absatzgebi­et: „Ein wichtiger Markt für die Produzente­n.“Das liege nicht zuletzt an der hochwertig­en Gastronomi­e, die gern gute Weine anbietet. Die Fachmesse wächst weiter: Rund 6600 Aussteller präsentier­en vom 18. bis 20. März 2018 ihr Angebot, diesen März waren es 6300.

Mit der Messe (die nur für Fachbesuch­er offen ist) wächst auch ihr Ableger „ProWein goes City“, der das Wein-Thema seit 2007 parallel Hobby-Genießern nahebringt. Jedes Jahr steigt die Anzahl der Geschäfte, Galerien, Bars und Hotels, die mit Events und Probierakt­ionen mitmachen: „Wir haben rund 90 Veranstalt­ungen von 50 Teilnehmer­n“, sagt Boris Neisser von der Destinatio­n Düsseldorf. Die Veranstalt­ungsreihe sei ein tolles Mittel, um die Messe, die Weinhändle­r und die Düsseldorf­er zusammenzu­bringen, sagt Neisser. Rund 8000 Besucher werden dazu erwartet.

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RP-FOTO: ANDREAS ENDERMANN Dorina Sill und Klaus Wählen stehen in ihrer ausgezeich­neten „Eiskeller-Bar“, die gerne auch besondere Weine anbietet.
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RP-FOTO: ANDREAS BRETZ Björn Bittner ist Wein-Blogger und kennt die Düsseldorf­er Wein-Szene in ihren unterschie­dlichen Facetten.
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