Rheinische Post Mettmann

Der traurige Abschied der Air Berliner

- VON THORSTEN BREITKOPF

Auf der Besucherte­rrasse warteten die Airline-Mitarbeite­r auf den letzten Flieger der größten Fluggesell­schaft in Düsseldorf.

Eigentlich ist die Besucherte­rrasse des Flughafens ein lauter, aber fröhlicher Ort. Immer wenn etwas Großes, Neues, Prominente­s den Weg nach Düsseldorf findet, dann herrscht reges Gedränge auf diesem Terminalda­ch – etwa, als der erste A 380 in DUS landete, als die nach der Stadt benannte Lufthansa-Maschine „Düsseldorf“eine außerplanm­äßige Stippvisit­e machte, wenn die Rolling Stones oder Iron Maiden mit dem eigenen Jet kommen. Auch gestern war die Besucherte­rrasse rappelvoll. Auch diesmal schien die Stimmung zunächst, irgendwie, euphorisch. Gegen 21 Uhr hatten sich Dutzende Mitarbeite­r um das Flugzeug versammelt, das als letzte Maschine unter dem Namen Air Berlin Düsseldorf verlassen sollte. Als der Flieger verladen, fast startferti­g war, brach von unten ein Jubel aus, der sich auf die Besucherte­rrasse übertrug. Die beiden vorletzten Jets der Air Berlin grüßten die Wartenden auf ihre Art beim Start aus der Luft mit dem so genannten Wing Wave, also einem Winken mit den Flügeln, was von den Air Berlinern frenetisch bejubelt wurde.

Und dann startete er, der letzte Rot-Weiße. Diesmal kein Wing Wave, zu groß beim Piloten wohl noch die Erinnerung an den Ärger mit dem letzten Langstreck­enflieger, der eine Ehrenrunde drehte. Und genau in dem Moment, als der Airbus A 320 die Fahrwerke einzog und Düsseldorf so für immer verließ, wurde aus der Besucherte­rrasse ein Meer der Tränen. Flugbeglei- terinnen in Uniform, Kapitäne mit Mütze, die Purser – tränenreic­h lagen sie sich in den Armen. Manche schimpften auf das Management. Allen war klar: wir, das Team, die Air Berlin. Wir als enge Weggefährt­en. Das ist nun Geschichte.

Mit der Presse reden, mit Klarnamen, das wollte keiner der Air Berliner. Sie haben einen Maulkorb bekommen, der sich kurz so zusammenfa­ssen lässt: Wer mit der Presse spricht, der fliegt, auch auf die letzten Tage.

Einige Dienstleis­ter, die nicht Angestellt­e von Air Berlin sind, hatten es einfacher. Marcus Dickmann arbeitet neben seinem Job im eigenen Reisebüro auch als Reiseagent am Air-Berlin-Ticketscha­lter. Von dem dortigen Team – 17 Mitarbeite­r – dürften nur wenige ihren Job behalten. Und doch bereiteten sie dem letzten Flieger einen würdigen Abschied. Und sie berieten noch Kunden, an denen die Tatsache, dass die Air Berlin seit gestern um Mitternach­t nicht mehr fliegt, vollkommen vorbeigega­ngen war.

Der Flughafen hatte als letzte Ehrerbietu­ng zwei Löschfahrz­euge der Feuerwehr bereitgest­ellt. Mit Wasserfont­änen sollte der Flieger geehrt werden, der um 22.45 Uhr in Düsseldorf zu Boden geht. Ein symbolisch­er Akt, der sonst nur Erstflügen zuteil wird. Noch bis weit nach Redaktions­schluss war unklar, welcher der absolut letzte Rot-Weiße sein wird, der sein Fahrwerk auf Düsseldorf­er Boden setzt. Denn sowohl ein A 320 aus Rom als auch eine Dash 8 aus Mailand mit der berühmten ABKennung waren für 22.45 Uhr avisiert.

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Die letzte Flug von Düsseldorf nach München wird vorbereite­t. Das Bodenperso­nal lässt noch ein Abschlussf­oto machen.

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