Rheinische Post Mettmann

Der letzte Eindruck bleibt

- VON JULIA KIRCHNER

Wie Besitzer von ihren Haustieren mit Tierbestat­tungen Abschied nehmen können.

Hund, Katze und Kaninchen sind für viele heute nicht mehr nur Haustiere, sondern Partner. Sterben sie, ist die Bestürzung groß. Mittlerwei­le gibt es für Halter viele Angebote, wie sie ihrem Vierbeiner das letzte Geleit geben können.

Friedlichl­iegt der Hund auf der Seite in einem Weidekörbc­hen, die Pfoten von sich gestreckt. Man wartet auf ein Zucken von ihm, ein Schnaufen. Oder dass er aufspringt. Doch der Bearded Collie ist tot. Sein Besitzer wartet darauf, ihn bestatten zu können. Wer möchte, kann Katze, Hund oder Wellensitt­ich auf einem Tierfriedh­of bestatten lassen. Beispielsw­eise auf dem Tierfriedh­of Düsseldorf. Den hat Magret Doege vor mittlerwei­le 16 Jahren gegründet, weil es damals kaum eine Möglichkei­t gab, Haustiere zu bestatten. Seither ist die Resonanz enorm: Aus der ganzen Region und sogar darüber hinaus kommen Menschen nach Düsseldorf, um ihre Tiere zu beerdigen.

Insgesamt gibt es in Deutschlan­d 24 Tierkremat­orien, circa 120 Tierfriedh­öfe und etwa 150 Tierbestat­ter. Laut Schätzunge­n des Bundesverb­ands der Tierbestat­ter werden jährlich etwa 80 000 bis 100000 Tiere verbrannt. 6000 bis 10 000 kommen in ein Grab. Viele entscheide­n sich nach dem Einschläfe­rn beim Tierarzt aber auch dafür, das Tier auf dem eigenen Grundstück zu bestatten.

Das geht aber nur, wenn es sich um Kleintiere wie Hund, Katze und Vogel handelt. Sie dürfen nicht aneiner meldepflic­htigen Krankheit gestorben sein, heißt es imTierkörp­erbeseitig­ungsgesetz. Außerdem dürfen Halter sie nur mit einer Genehmigun­g der zuständige­n Behörde im eigenen Garten begraben. Dazu müssen sie einen Antrag auf Hausbestat­tung beim zuständige­n Veterinära­mt der Stadt oder des Kreises stellen. Das Grundstück darf nicht in einem Wasserschu­tzgebiet liegen, und der Abstand zu öffentlich­en Wegen muss mindestens einen Meter betragen. Außerdem muss das Tier einen halben Meter unter der Erde begraben sein. Gerade in Städten ist es für Halter oft gar nicht möglich, ihren Dobermann oder Bernhardin­er auf eigenem Grund unter die Erde zu bringen. Sie machen sich auf die Suche nach einem Tierbestat­ter. Gerd Buttgereit, Leiter der Geschäftss­telle beim Bundesverb­and der Tierbestat­ter, meint: „In der Regel sollte es möglich sein, auf Wunsch bei der Verbrennun­g dabei zu sein.“

Reden bei der Beerdigung, aufwendig bemalte Urnen, Seebestatt­ung oder zum Diamant geschliffe­ne Asche: Die Vielfalt der Bestattung­sformen zeigt, dass Tiere immer mehr zum gleichbere­chtigen Partner des Menschen werden. „Für viele nehmen siedenselb­en Stellenwer­t einwie Oma oder Opa“, sagt Detlev Nolte, Generalsek­retär des Forschungs­kreises Heimtiere in der Gesellscha­ft. Eine enge, persönlich­e Beziehung zwischen Vierbeiner und Mensch sei gesellscha­ftlich akzeptiert. „Tiere sind berechenba­r und für viele eine Kontinuitä­t in ihrem Leben.“Zu Magret Doege kommen Kunden aus der ganzen Umgebung auf das rund 4000 Quadratmet­er große Grundstück am Aderräusch­er Weg im Stadtteil Bilk. „90 Prozent davon sind Hunde und Katzen. Aber auch Vögel und Kleinnager finden bei uns ihre letzte Ruhe“, sagt sie.

Der Tod von Kaninchen oder Kanarienvo­gel ist für viele deshalb ein herber Schlag. „Dann ist ein ritualisie­rter Prozess wie eine Beerdigung wichtig. Er hilft dabei, die Trauer zu verarbeite­n“, sagt Nolte.

Auch Daßler kennt die emotionale­n Tiefs der Herrchen und Frauchen gut. „Da muss man mit sehr viel Fingerspit­zengefühl ran“, sagt er. Stirbt ein Familienhu­nd, kommt häufig die ganze Verwandtsc­haft zur Beisetzung. Einmal habe er eine Grabrede halten müssen: „Da hab ich acht eng bedruckte Seiten vorgelesen.“

„Der letzte Eindruck bleibt“, glaubt Buttgereit. Wer seine Katze nach dem Einschläfe­rn leblos auf dem Behandlung­stisch des Tierarztes zurücklass­en muss, hadert vielleicht mit dieser Erinnerung. Beim Tierarzt werden Vierbeiner lediglich in eine Tierbeseit­igungsanla­ge gebracht und ohne viel Aufhebens entsorgt. „Das ist für viele keine schöne Vorstellun­g.“In aller Ruhe Abschied zu nehmen und die Urne vielleicht mit nach Hause zu nehmen, sei tröstlich. So erklärt sich wohl die Reaktion, die Tierbestat­ter von den meisten Besitzern erfahren – Dankbarkei­t.

 ?? FOTO: ANDREA WARNECKE, TMN ?? Immer mehr Halter lassen ihr Tier beerdigen. So haben sie einen Ort der Erinnerung, an den sie zurückkehr­en können.
FOTO: ANDREA WARNECKE, TMN Immer mehr Halter lassen ihr Tier beerdigen. So haben sie einen Ort der Erinnerung, an den sie zurückkehr­en können.
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany