Modellbau ist ein Stück heile Welt
Einmal im Jahr veranstaltet der Lokschuppen seine Modellbautage – für kleine und große Eisenbahnfreunde ein fester Termin im Kalender.
ERKRATH Merle klebt vorsichtig den winzigen Schornstein am Dach fest, dann folgt die Regenrinne an der Häuserwand. „Ich habe bestimmt schon fünf oder sechs Modellbahnhäuser gebastelt“, erzählt die Zehnjährige, während sie die Einzelteile andrückt, damit sie auch richtig halten. Immer in den Herbstferien kommt Merle aus Potsdam zu ihren Großeltern nach Mettmann und da gibt es diesen einen schönen Pflichttermin: „Wir kommen dann immer hier zur Modellausstellung, weil Opa doch so ein Modelleisenbahnfreund ist und jedes Jahr bastele ich ihm dann ein weiteres Haus für seine Bahn.“
Die große hohe Halle mit den riesigen Fenstern ist gut besucht an diesem frühen Sonntagnachmittag, darunter sind auch viele Kinder. „Hier können Kinder auch mal aktiv werden und müssen nicht nur schauen“, erklärt Peter-Achim Segler vom Verein des Eisenbahn- und Heimatmuseums Hochdahl. Jürgen Fath hat eine kleine Märklinbahn aufgebaut, ein hochmoderner ICE steht auf den H0- Gleisen. Zwei kleine Jungen dürfen die Anlage bedienen, lassen den Zug mal schnell, dann langsam fahren. An einem langen Tisch daneben sitzt Gudrun Fath und hat jede Menge Häuserbausets dabei, kompatibel in ihrer Größe für die Modellbauanalgen, aber nicht nur.
„Nicht jedes Kind hat eine eigene Anlage“, weiß die Inhaberin von „Spiel und Bahn“in Mettmann, „aber die Häuser können ja auch anders genutzt werden, etwa in Verbindung mit kleinen Autos. Kinder haben da ja Fantasie.“Daniel Panneck ist aus der Phase des schlichten Häuserbaus herausgewachsen, derzeit bastelt er an einer Kirmesanlage für die Vereinsmodellbahn der Modellbaufreunde Mett- mann. „ Ich bin jetzt 19 und seit ich denken kann fasziniert von elektrischen Eisenbahnen“, erzählt der junge Mann, während er auf der mitgebrachten Anlage die Feuerwehrautos (mit Blaulicht!) richtig drapiert. „Bauen und Technik, das ist meine Welt“, sagt er. Die Begeisterung ist dem jungen Mann anzusehen. Vereinsvorsitzender Carsten Putz freut sich über den engagierten Nachwuchs. „Es ist tatsächlich sehr schwierig, Kinder und Jugendliche für diese Leidenschaft zu gewinnen. Ein Grund ist sicherlich, dass es ein recht teures Hobby ist und manchmal schlichtweg der Platz fehlt“.
Aus diesem Grund gibt es eine Jugendgruppe, die sich einmal im Monat zum gemeinsamen Basteln und Fahren im Vereinsraum in Mettmann trifft. „Hier können die Kinder dann ihrem Hobby nachgehen, auch wenn es ihnen zuhause nicht möglich ist“, sagt Putz.
Die Freizeitgruppe vom BW Düsseldorf „Am Wasserturm“hat ebenfalls eine große, lange Modellbauanlage aufgebaut. Gunter Hahn ist etwas unglücklich, beim Transport sind einige Kabel abgeknickt und es gibt Probleme mit der Steuerungstechnik. Der pensionierte Lokführer fummelt ein wenig an Kleinteilen, schon läuft alles wie geschmiert. „Wir sind mit unserer Bahn sehr nah an der Wirklichkeit, Weichenverknüpfungen, Signale, alles ist fast wie in der Realität.“Merles Opa nickt und sagt. „Es ist eine Realität ohne Katastrophen, eine richtig heile Welt.“