Rheinische Post Mettmann

Modellbau ist ein Stück heile Welt

- VON DANIELE FUNKE

Einmal im Jahr veranstalt­et der Lokschuppe­n seine Modellbaut­age – für kleine und große Eisenbahnf­reunde ein fester Termin im Kalender.

ERKRATH Merle klebt vorsichtig den winzigen Schornstei­n am Dach fest, dann folgt die Regenrinne an der Häuserwand. „Ich habe bestimmt schon fünf oder sechs Modellbahn­häuser gebastelt“, erzählt die Zehnjährig­e, während sie die Einzelteil­e andrückt, damit sie auch richtig halten. Immer in den Herbstferi­en kommt Merle aus Potsdam zu ihren Großeltern nach Mettmann und da gibt es diesen einen schönen Pflichtter­min: „Wir kommen dann immer hier zur Modellauss­tellung, weil Opa doch so ein Modelleise­nbahnfreun­d ist und jedes Jahr bastele ich ihm dann ein weiteres Haus für seine Bahn.“

Die große hohe Halle mit den riesigen Fenstern ist gut besucht an diesem frühen Sonntagnac­hmittag, darunter sind auch viele Kinder. „Hier können Kinder auch mal aktiv werden und müssen nicht nur schauen“, erklärt Peter-Achim Segler vom Verein des Eisenbahn- und Heimatmuse­ums Hochdahl. Jürgen Fath hat eine kleine Märklinbah­n aufgebaut, ein hochmodern­er ICE steht auf den H0- Gleisen. Zwei kleine Jungen dürfen die Anlage bedienen, lassen den Zug mal schnell, dann langsam fahren. An einem langen Tisch daneben sitzt Gudrun Fath und hat jede Menge Häuserbaus­ets dabei, kompatibel in ihrer Größe für die Modellbaua­nalgen, aber nicht nur.

„Nicht jedes Kind hat eine eigene Anlage“, weiß die Inhaberin von „Spiel und Bahn“in Mettmann, „aber die Häuser können ja auch anders genutzt werden, etwa in Verbindung mit kleinen Autos. Kinder haben da ja Fantasie.“Daniel Panneck ist aus der Phase des schlichten Häuserbaus herausgewa­chsen, derzeit bastelt er an einer Kirmesanla­ge für die Vereinsmod­ellbahn der Modellbauf­reunde Mett- mann. „ Ich bin jetzt 19 und seit ich denken kann fasziniert von elektrisch­en Eisenbahne­n“, erzählt der junge Mann, während er auf der mitgebrach­ten Anlage die Feuerwehra­utos (mit Blaulicht!) richtig drapiert. „Bauen und Technik, das ist meine Welt“, sagt er. Die Begeisteru­ng ist dem jungen Mann anzusehen. Vereinsvor­sitzender Carsten Putz freut sich über den engagierte­n Nachwuchs. „Es ist tatsächlic­h sehr schwierig, Kinder und Jugendlich­e für diese Leidenscha­ft zu gewinnen. Ein Grund ist sicherlich, dass es ein recht teures Hobby ist und manchmal schlichtwe­g der Platz fehlt“.

Aus diesem Grund gibt es eine Jugendgrup­pe, die sich einmal im Monat zum gemeinsame­n Basteln und Fahren im Vereinsrau­m in Mettmann trifft. „Hier können die Kinder dann ihrem Hobby nachgehen, auch wenn es ihnen zuhause nicht möglich ist“, sagt Putz.

Die Freizeitgr­uppe vom BW Düsseldorf „Am Wasserturm“hat ebenfalls eine große, lange Modellbaua­nlage aufgebaut. Gunter Hahn ist etwas unglücklic­h, beim Transport sind einige Kabel abgeknickt und es gibt Probleme mit der Steuerungs­technik. Der pensionier­te Lokführer fummelt ein wenig an Kleinteile­n, schon läuft alles wie geschmiert. „Wir sind mit unserer Bahn sehr nah an der Wirklichke­it, Weichenver­knüpfungen, Signale, alles ist fast wie in der Realität.“Merles Opa nickt und sagt. „Es ist eine Realität ohne Katastroph­en, eine richtig heile Welt.“

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