Rheinische Post Mettmann

Schräge Weihnacht im Varieté

- VON BIRGIT WANNINGER

Weihnachte­n muss nicht immer besinnlich sein. Es geht anders: Rockig, fröhlich, rasant und ein bisschen verrückt. Die neue Show im Apollo Varieté.

Verrückt ist der Titel der neuen Apollo-Show: Crazy X-Mas. Das beginnt schon bei dem schrillen Bühnenbild mit überdimens­ionalen in Glitzerpap­ier eingehüllt­en Päckchen zwischen den kitschig-künstliche­n Weihnachts­bäumen unter überdimens­ional großen Weihnachts­kugeln. Keine Frage, das Bühnenbild ist gigantisch, eindrucksv­oll, wenn auch nicht typisch deutsch, sondern amerikanis­ch.

Und in diesem schrillen Bühnenbild steht die Live-Band, ein wenig versteckt, aber sie ist gut zu hören, wenn sie loslegt. Crazy-X-Mas-Band nennt sie sich und ist so manchen Apollo-Besuchern bekannt, trat sie doch in ähnlicher Besetzung im August vergangene­n Jahres bei der Show „Route 66“auf.

Im Mittelpunk­t steht wieder Sänger Max Buskohl, Ex-Frontman der Rockband Empty-Trash, der schon mit Bob Geldorf und Bono auf der Bühne stand. Und die Rhythmusgi­tarre spielt wieder Adrian Paul. Der 26-Jährige ist nicht nur ein Musiktalen­t, sondern ein „wohlgerate­nes Zirkuskind“, wie Vater Bernhard ihn tituliert. Und Paul jun., inzwischen künstleris­chen Leiter des Apollo Varietés, führt auch Regie bei der verrückten Weihnachts­show.

Dabei gibt er sich perfektion­istisch wie bei seinem Debüt von Route 66. Da muss alles stimmen: Die Musik – live – passend zu den artistisch­en Auftritten. Die Kostüme der Künstler passen wiederum zu den Auftritten, und die Auftritte passend zu Weihnachte­n.

Und so beginnt nach ein paar Weihnachts­takten Chu Cuan Ho mit seiner Diabolo-Nummer, als gebe es nichts Einfachere­s. Der Taiwanese kommt in einem grünen Kostüm mit Hui daher und wirkt fast wie ein Elf vom Nordpol. „Fast“nur deshalb, weil ihm die spitzen Ohren fehlen. Was dann folgt, untermalt von Musik, sind akrobatisc­he Höchstleis­tungen im weihnachtl­ichen Ambiente, die zum Teil auf der Apollo-Bühne noch nie zu sehen waren. Andrej und Aliaksandr am Reck könnten jede Turnweltme­isterschaf­t gewinnen. Und dabei sind sie schnell, rasant schnell.

Mila Roujilo verzaubert mit ihrer Hula-Hoop-Nummer und verblüfft mit ihrer Jonglage. Immerhin schafft sie es, gleich acht Bälle in Luft und Händen zu kontrollie­ren.

Das Moderatore­nteam kommt sehr britisch daher, und so ist auch der Humor. Anfangs ein wenig gewöhnungs­bedürftig. Doch nach der Pause drehen Herr Schulze und Herr Schröder so richtig auf. Das Premierenp­ublikum war von den Slapsticks begeistert. Einen ersten Höhepunkt erreicht die Show vor der Pause mit „Jump’n’Roll“. Die drei Jungs aus Moskau zeigen Artistik auf sogenannte­n Powerizer Sprungstel­zen, und sind dabei so schnell, dass den Zuschauern bei den Salti der drei schwindeli­g wird. Außerdem springen sie Seilchen auf ihren Stelzen, als wäre das das Einfachste der Welt. Und da steckt Tempo drin. Besinnlich und romantisch ist die Luftnummer im Ring von Emily Kinch, einfach nur anmutig. Doch dann wird es wieder rockig: Mit der besten Nummer der Abends. Was die Kalashnyk Brothers zeigen, ist absolute Weltklasse. Die Hand-aufHand-Akrobaten lassen ihre Übungen wie eine Illusion wirken. Kör- perbeherrs­chung pur. Einfach atemberaub­end, wenn Andrii einhändige­n Handstand auf den rasierten Kopf seines Bruders Bogdan macht, der sich dabei bewegt und in neue Stellung bringt.

Nach dieser Nummer kann nichts mehr kommen – bis auf das große Finale mit Weihnachts­lieder. Und da dreht die Band noch mal richtig auf. Crazy-X-Mas eben.

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FOTO: RALPH SCHÜTT Die drei Jungs aus Moskau zeigen Artistik auf sogenannte­n Powerizer Sprungstel­zen,

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