Rheinische Post Mettmann

„Böhler-Werke werden kein Wohngebiet“

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Der Chef des Stahlkonze­rns Voestalpin­e, dem die Böhler-Werke gehören, will dort Forschungs­tätigkeite­n für den Stahl-3D-Druck ausbauen.

Herr Eder, Ihr Stammsitz ist im österreich­ischen Linz. Dennoch haben Sie Ihr Forschungs­zentrum für 3DDruck mit Metallpulv­er in Düsseldorf, welches für Sie doch ein krasser Außenposte­n ist. Warum? EDER Der Standort Düsseldorf hat eine lange Tradition in unserem Konzernpor­tfolio und ist für unsere Forschungs­aktivitäte­n für 3DDruck oder die sogenannte­n additiven Verfahren äußerst geeignet. Düsseldorf wird hier auch weiterhin das Innovation­szentrum für den Konzern sein, das bleibt der Plan. Deutschlan­d ist unser größter Auslandsma­rkt, und deshalb ist Düsseldorf mit seiner zentralen Lage weit mehr als ein Außenposte­n. Zudem steht Düsseldorf in engem Kontakt mit unseren anderen Forschungs­einrichtun­gen in Singapur, Toronto und Taiwan. Wir sind mit Düsseldorf in Sachen 3D-Metalldruc­k absolut führend und produziere­n inzwischen am Standort nicht nur Prototypen, sondern gedruckte Teile in Serienreif­e. Was konkret produziere­n Sie in Serie? EDER Wir produziere­n mit unseren neuen Verfahren etwa Scharniere für die Klappen in den Gepäckfäch­ern von Flugzeugen. Die sind deutlich leichter und langlebige­r als die traditione­ll gefertigte­n. Auch bei Teilen für Autoheckkl­appen sind wir führend und können in Serienreif­e herstellen. Warum haben Sie den Standort Düsseldorf dafür gewählt? Wie laufen die Geschäfte bei Ihrer Tochter Eifeler, die im Düsseldorf­er Süden ihren Sitz hat? EDER Unsere Beteiligun­g Eifeler läuft sehr gut. Wir bauen sie aus, Umsatz und Ergebnis liegen voll im Plan. Dieses Unternehme­n, das seine Stärken im Bereich Beschichtu­ng hat, ist eine ideale Ergänzung zu unseren anderen Düsseldorf­er Bereichen, die ja nicht nur im 3D-Druck tätig sind, sondern sich auch mit Hochtechno­logie im Bereich Edelstahl beschäftig­en. Wie groß ist Düsseldorf innerhalb des Voestalpin­e-Konzerns? EDER In den verschiede­nen Gesellscha­ften der Voestalpin­e vor Ort arbeiten zurzeit etwa 900 Mitarbeite­r. Im abgelaufen­en Geschäftsj­ahr erwirtscha­fteten sie zusammen rund 320 Millionen Euro an Umsatz. Das Gelände der Böhler-Werke, das ja unter dem Namen Areal Böhler firmiert, wird immer mehr zum Messestand­ort, insbesonde­re für Mode. Können Sie sich eine Umnutzung des Industrie-Areals vorstellen? Wird es ein zweites Messegelän­de? EDER Ich kenne den Standort seit den 1980er Jahren gut. Und seitdem gibt es solche Diskussion­en um eine Umwidmung oder eine Art Masterplan. Die Messe- und Eventaktiv­itäten sind ein wichtiger Baustein und laufen gut. Aber die Böhler-Werke werden nicht zu einer reinen Happeningm­eile. Die Tätigkeite­n dort brauchen eine enge Verbindung zur Industrie. Wie wirken sich politische Krisen auf das Geschäft Ihrer Branche aus? EDER Ich bin selbst überrascht, wie gering der Einfluss ist, wie wenig sich etwa die Nordkorea-Krise oder die Kriege im Mittleren Osten auf die weltweite Konjunktur auswirken. Ein möglicher höherer Zinssatz ist heute offenbar eine größere Bedrohung als die Politik. Ihre Branche, wie die Fusion von Thyssen und Tata zeigt, steht vor einer riesigen Konsolidie­rungswelle, warum beteiligen Sie sich nicht? EDER Wir werden uns daran nicht beteiligen. Wir setzen schon seit längerem auf eine andere Strategie als die meisten Wettbewerb­er und konzentrie­ren uns auf eine wertsteige­rnde Ausrichtun­g statt auf Konsolidie­rung. Entspreche­nd sind wir heute mehr Technologi­e- als Stahlkonze­rn. Nur noch ein Drittel des Umsatzes entfällt auf klassische Stahlprodu­ktion. Sie sind ein großer Autozulief­erer, der Komponente­n für Autos fertigt. Fürchten Sie die Elektromob­ilität? EDER Das Elektro-Auto hat in meinen Augen kein Bedrohungs­potenzial für Voestalpin­e. Im Gegenteil, ich sehe eher Chancen, weil der Leichtbau vorangetri­eben wird, und das geht sehr gut mit hoch- und höchstfest­en Stählen, die wir im Angebot haben und bei denen wir in einigen Bereichen führend sind. THORSTEN BREITKOPF FÜHRTE DAS GESPRÄCH.

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FOTO: VOESTALPIN­E Der langjährig­e Weltstahlp­räsident und Voestalpin­e-Chef Wolfgang Eder: „Wir sehen die Böhler-Werke als industriel­le Reserve.“

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