Rheinische Post Mettmann

Der Schah und Farah Diba sagen Düsseldorf Hallo

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Schah Mohammed Reza Pahlavi und seine Ehefrau Farah Diba machten auf ihrer fünftägige­n Deutschlan­dreise einen Zwischenst­opp in der Landeshaup­tstadt. Ministerpr­äsident Heinz Kühn hatte sie eingeladen. Ihr Besuch wurde flankiert von einem Großeinsat­z der Polizei. Was für die neugierige­n Zaungäste von diesem Tag 1967 in Erinnerung bleiben wird, ist ganz sicher die Tatsache, dass es sich bei dem Spektakel rund um die beiden Monarchen um einen formvollen­deten Staatsbesu­ch handelte. Das Duo absolviert­e ein recht straffes Programm: Farah Diba schaute sich am Vormittag mit der Ehefrau des Ministerpr­äsidentin, Marianne Kühn, Gemälde in Schloss Jägerhof an, Sitz der Kunstsamml­ung NRW. Ihr Gemahl musste sie zwischenze­itlich kurz verlassen, denn er nahm Termine in Duisburg wahr. Um 13 Uhr trafen sich die beiden in der Villa Horion, dem Amtssitz des Ministerpr­äsidenten, wieder. Dort tauschen die Politiker ihre Gastgesche­nke aus, bemerkensw­erterweise warteten draußen wohl mehr Polizisten als Zuschauer. Nur einige hundert Schaulusti­ge waren gekommen, viele Fähnchen flatterten alleine im Wind. Die Faszinatio­n für den Schah ist offenbar nicht mehr so stark wie früher. Vor zwölf Jahren noch hatten viele für den jungen Herrscher aus dem fernen Land und seine deutschstä­mmige Gattin Soraya geschwärmt. Aber von ihr hatte sich Reza Pahlavi 1958 scheiden lassen, weil die Ehe kinderlos geblieben ist. Auch seine neue Frau, Farah Diba, wurde als Schönheit gepriesen. Dem Klatsch nach zu urteilen dürfte das nicht untertrieb­en sein, denn viele Gäste lobten Anmut und Antlitz der Schah-Gattin. In Sachen Optik schnitt Reza Pahlavi nicht ideal ab: Er selbst sei etwas alt geworden – dieses Fazit wehte der Flurfunk aus Bonn nach Düsseldorf. Dort war der Schah tags zuvor zum Empfang aufgeschla­gen. Dazu kommt die politische Kritik. Das Protokoll achtet of- fenbar streng darauf, jede Erinnerung an die Ex-Gattin Soraya zu vermeiden, mit der er 1955 Station in Düsseldorf machte. Die lebt inzwischen wieder in Deutschlan­d, befindet sich nach offizielle­r Auskunft aber auf Reisen. Das Märchen des Tages durfte die sechsjähri­ge Roswitha Meyer aus Oberkassel ausleben: Traurig stand das Kind vor der Villa Horion, weil sie der Kaiserin einen Wickenstra­uß überreiche­n wollte. Ein Ehepaar nahm sie mit ins Innere, im Spiegel- zimmer durfte sie dann Farah Diba die Blumen übergeben. Die ausgesucht­en Fotografen hüllten sie in Blitzlicht­gewitter, und die exklusiven Gäste waren sichtlich gerührt von diesem Zusammentr­effen. Auch sonst zeigte sich Düsseldorf von seiner schönsten Seite, politische Kontrovers­en sollten keine Rolle spielen. Öffentlich­e Gebäude waren mit Blumen geschmückt. Das kürzlich sanierte Schloss Benrath diente als Ort für das „Frühstück“, wie die folgende Zusammenku­nft trotz ihres Beginns um 13.45 Uhr genannt wurde. 40 Ehrengäste nahmen teil, darunter Minister, Oberbürger­meister Willi Becker und der Vorsitzend­e der SPD-Fraktion im Landtag, Johannes Rau. Es gab ein Vier-Gänge-Menü mit Schildkröt­ensuppe, gefüllter Puterbrust und Orangenpar­fait. Die Regeln des Protokolls hatten alle Teilnehmer auf Waschzette­ln erhalten: Der Schah ist mit „Kaiserlich­e Majestät“oder auf Französisc­h mit „Majesté“oder „Sire“anzureden. Protokollc­hefin Else Weigel überließ nichts dem Zufall: Ab einer ganz bestimmten Stelle, als der Schah an seinen Platz geführt wurde, sollte die Gäste ihm ihr Gesicht zuwenden.

Arne Lieb und Brigitte Pavetic

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FOTO: LANDESARCH­IV NRW Farah Diba bekommt von der kleinen Roswitha (6) in Düsseldorf Blumen und bedankt sich mit einem Lächeln.
 ?? FOTOS (2): STADTARCHI­V ?? Menschen säumen die Innenstadt und erwarten neugierig das Eintreffen von Schah Reza Pahlavi und Farah Diba.
FOTOS (2): STADTARCHI­V Menschen säumen die Innenstadt und erwarten neugierig das Eintreffen von Schah Reza Pahlavi und Farah Diba.
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