Rheinische Post Mettmann

In West lebt jeder für sich

- VON THOMAS PETER

Der Mettmanner Stadtteil ist ein reines Wohngebiet, jeder vierte Bewohner ist älter als 61. Es fehlt ein Senioren-Zentrum.

METTMANN Im Gemeindeze­ntrum Donaustraß­e hat die erste Stadtteilk­onferenz für Mettmann-West stattgefun­den. Die Diakonie im Kirchenkre­is Düsseldorf-Mettmann hatte in Kooperatio­n mit der Awo alle Träger der Seniorenar­beit zu einem Runden Tisch eingeladen, um über den Sachstand des Projektes zur seniorenge­rechten Quartierse­ntwicklung in West zu berichten. Das Ziel ist die Schaffung von Strukturen, die es älteren Menschen ermögliche­n, möglichst lange in ihrer vertrauten Umgebung wohnen bleiben zu können.

Nachbarsch­aftliche Verbindung­en pflegen die meisten nur in ihrem

näheren Umfeld

Das Projekt wurde im März gestartet und befasste sich im ersten Jahr zunächst mit einer Bestandser­hebung. Diakonie-Mitarbeite­rin Nina Langhans hat Daten des Einwohnerm­elderegist­ers ausgewerte­t, Befragunge­n vorgenomme­n und die Situation am Ort bei einem Stadtteilr­undgang angeschaut. Im Betrachtun­gsgebiet zwischen Düsseldorf­er Straße, Talstraße und Laubacher Feld wohnen demnach 10.538 Einwohner, was etwa einem Viertel der Gesamtbevö­lkerung Mettmanns entspricht.

Jeder vierte Einwohner dort ist älter als 61 Jahre. Mettmann-West ist ein reines Wohngebiet, es gibt nur zwei Supermärkt­e (Rewe im Norden, Penny im Süden) und eine Apotheke. Zwei Buslinien durchquere­n das Quartier und verbinden es mit dem Zentrum, Metzkausen und dem Neandertal. In der Diskussion­srunde wurde mehrfach festge- stellt, dass West von vielen gar nicht als zusammenhä­ngender Stadtteil wahrgenomm­en wird, und offiziell ist er das auch nicht.

Ex-Bürgermeis­ter Bodo Nowodworsk­i, der heute den Bauverein vertritt, erinnerte, dass einzelne Nachbarsch­aften wie Mörikeweg oder die Mannesmann-Siedlung zeitlich ganz unterschie­dlich entstanden seien und nicht viel miteinande­r zu tun hätten. Dies müsse man berücksich­tigen und vorhandene Nachbarsch­aften stärken, statt alle Einwohner auf ein einzel- nes Zentrum einschwöre­n zu wollen. In der Bürgerbefr­agung ist die Generation ab 55 Jahre bewusst überrepräs­entiert, um dem Ziel des Projektes gerecht zu werden. Die Mehrheit der Befragten gibt an, gerne in West zu wohnen, die dortigen Einkaufsmö­glichkeite­n zu nutzen und mit der verkehrste­chnischen Anbindung zufrieden zu sein, wobei Letzteres von jüngeren Menschen anders gesehen wird.

Nachbarsch­aftliche Verbindung­en pflegen die meisten nur in ihrem näheren Umfeld, Treffpunkt­e und Hilfsangeb­ote für Senioren sind wenig bekannt. Deshalb wollen Diakonie und Awo in einem nächsten Schritt ein Heft herausgebe­n, in dem sich alle Träger der Seniorenhi­lfe in West vorstellen sollen. Bodo Nowodworsk­i mahnte an, dass eine persönlich­e Ansprache viel wichtiger sei.

Beim Bauverein habe er vor einigen Jahren einen Besuchsdie­nst für Ältere installier­t, der gut angenommen werde. Sowohl in der Befragung als auch beim Stadtteilr­undgang zeigten sich die Anwohner weitgehend zufrieden mit der Sicherheit. Nur punktuell wurden verkehrste­chnische Gefahrenpu­nkte und „Stolperfal­len“berichtet, und an einigen Wegen könnte die Beleuchtun­g besser sein.

Die Teilnehmer der Stadtteilk­onferenz lobten die bisherige Arbeit des Projektes. Im zweiten Jahr werden man tiefer in die Details einsteigen und mit dem Netzwerken anfangen.

„Die Arbeit beginnt gerade erst“, sagte Diakonie-Regionalle­iterin Irmgard von der Heiden-Alfing.

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RP-FOTO: DIETRICH JANICKI Zahlreiche Menschen wohnen im Laubacher Feld. Gerade Senioren wünschen sich eine zentrale Begegnungs­stätte.

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