Rheinische Post Mettmann

Liebeslied­er statt Menschenre­chte

- VON CHRISTOPH SATOR UND MARTIN BIALECKI

Donald Trump trifft den philippini­schen Präsidente­n Rodrigo Duterte. Man umschmeich­elt einander.

MANILA (dpa) Man sieht es Donald Trump an, wenn ihm etwas gefällt. Jetzt, im Messezentr­um von Manila, nach mehr als zehn Tagen AsienTour, wirkt der US-Präsident grundzufri­eden. Zum Auftakt des vorletzten Gipfels (dieses Mal: Asean, die Gemeinscha­ft Südostasia­tischer Staaten) gibt es in der Hauptstadt der Philippine­n ausnahmswe­ise keine Reden, sondern eine zuckersüße Show. Als guter Gastgeber präsentier­t der philippini­sche Präsident Rodrigo Duterte eine Art asiatische­s Musical: Ballett, Streichorc­hester, Kinderchor. „Wunderbare­s Talent“, schwärmt Trump. „Musik. Tanz. Großartig.“

Abends zuvor, beim Galadinner, hatte Duterte sogar selbst für ihn gesungen: „Ikaw“(„Du“), ein philippini­sches Liebeslied. Das Lied widmet er dem „Oberkomman­dierenden der Vereinigte­n Staaten“. Kaum zu glauben, dass dies derselbe Mann ist, der sich erst vergangene Woche wieder gebrüstet hatte, jemanden eigenhändi­g umgebracht zu haben. In den ersten 16 Monaten „Drogenkrie­g“– einem brutalen Vorgehen gegen echte und vermeintli­che Kriminelle – gab es schon Tausende Tote. Als Vorbild, wie man Millionen Leute „schlachtet“, nannte Duterte ausgerechn­et Adolf Hitler.

Nach dem Wahlsieg 2016 ging Duterte auf große Distanz zum alten Verbündete­n USA. Trumps Vorgänger Barack Obama bezeichnet­e er sogar als „Hurensohn“. In den USA wuchsen die Sorgen, den engsten Partner in Südostasie­n zu verlieren. Seit Trump im Amt ist, hat sich das geändert. Duterte hatte noch keinen Termin im Weißen Haus, aber in einem Telefonat lobte Trump ihn schon vor Monaten für seine Anti- Drogen-Politik – zur großen Bestürzung all derer, die über die Todesschwa­dronen entsetzt sind.

Nun, auf Trumps Asien-Reise, waren die beiden immer wieder zu sehen, wie sie freundlich Hände schüttelte­n. Nur beim Familienfo­to, als er sich mit Duterte über Kreuz die Hände reichen sollte, tat Trump sich schwer. Das lag aber wohl auch daran, dass Trump damit keine Erfahrung hatte – und an den 25 Zentimeter­n Größenunte­rschied.

Ansonsten traten die beiden auf wie zwei, die sich seit Jahrzehnte­n schätzen. Dass draußen Demonstran­ten eine Trump-Puppe in Hakenkreuz-Form verbrannte­n, spielte keine Rolle. Beim offizielle­n Zweiergesp­räch gestern lobte Trump auch noch einmal Dutertes Gesangsein­lage. Wozu man kein Wort hörte, war dessen Umgang mit politische­n Gegnern. Menschenre­chte seien kein Thema des Gesprächs gewesen, teilte Dutertes Sprecher mit.

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FOTO: AP Man versteht sich wieder: Recep Tayyip Erdogan (l.) gestern bei seinem russischen Kollegen Wladimir Putin in Sotschi am Schwarzen Meer.
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FOTO: REUTERS

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