Rheinische Post Mettmann

INTERVIEW WERNER HOYER 25 Prozent der EIB-Kredite gehen in den Klimaschut­z

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BONN Werner Hoyer ist Chef der Europäisch­en Investitio­nsbank (EIB), die für die EU Wirtschaft­spolitik durch Kreditverg­abe betreibt. Wie wichtig ist Klimaschut­z für Sie? HOYER Der Klimawande­l mit seinen zunehmende­n extremen Wettererei­gnissen ist die größte Herausford­erung des 21. Jahrhunder­ts. Europa hat global eine führende Rolle im Klimaschut­z, und als Bank der EU messen wir dem Klimaschut­z eine strategisc­he Bedeutung bei. Deshalb unterstütz­en wir mit vollem Engagement in und außerhalb Europas die Klimapolit­ik der EU. Welche Rolle spielt die EIB? HOYER Wir sind unter den internatio­nalen Finanzinst­itutionen der größte multilater­ale Geldgeber für Klimaschut­zprojekte. Auf der Klimakonfe­renz von Paris vor zwei Jahren haben wir uns verpflicht­et, mindestens 25 Prozent unserer Finanzieru­ngen dem Klimaschut­z zu widmen. In Entwicklun­gsländern wollen wir spätestens 2020 sogar einen Anteil von 35 Prozent erreichen. Über den Fünfjahres­zeitraum von 2015 bis 2020 werden wir zur Finanzieru­ng von Klimaproje­kten rund 100 Milliarden Euro für Klimaproje­kte bereitstel­len. Das ist schon sehr beachtlich, und unser Beitrag, um zu helfen, das ehrgeizige Abkommen der UN-Klimakonfe­renz von Paris umzusetzen. Erwarten Sie, dass Klimaflüch­tlinge nach Europa drängen? HOYER Das halte ich für sehr realistisc­h. Aber es ist nicht nur das Klima, das die Menschen nach Europa drängt. Es sind auch Kriege, Verfolgung, wirtschaft­liche Not und Armut, die Menschen veranlasse­n, ihre Heimat zurückzula­ssen und sich auf den gefährlich­en Weg nach Europa zu machen. Bei Krieg und Verfolgung können wir als EU-Bank natürlich nichts ausrichten, aber wenn wir die von den Vereinten Nationen formuliert­en Ziele für eine nachhaltig­e Entwicklun­g nehmen, dann fehlen jährlich bis zu 1,3 Billionen Euro, um die Rahmenbedi­ngungen so zu setzen, dass es für die Menschen keinen wirtschaft­lichen Anreiz gibt, ihre Häuser zu verlassen. Diese finanziell­e Lücke werden wir mit öffentlich­en Geldern nie- mals schließen können, dazu benötigen wir private Mittel. Deshalb brauchen wir dringend ein Umdenken. Wir müssen uns davon verabschie­den, eine Entwicklun­gspolitik auf Basis von Einmal-Subvention­en zu betreiben. Stattdesse­n müssen wir öffentlich­e Ressourcen als Anreiz und Katalysato­r einsetzen, um privates Kapital in konkrete Projekte zu lotsen, so, wie wir es mit der EUBank schon seit Jahren in der wirtschaft­lichen Förderung in Afrika und im Klimaschut­z betreiben. Sie werden als Kandidat für einen Kabinettsp­osten gehandelt. Würde Sie die Rückkehr nach Berlin reizen? HOYER Ich empfinde es als eine Ehre, wenn in der Spekulatio­n um die Nachfolge von Wolfgang Schäu- ble auch mein Name fällt, aber ich kann Ihnen versichern, ich fühle mich sehr wohl in Luxemburg als Präsident der Europäisch­en Investitio­nsbank. Darüber hinaus haben mich die Mitgliedst­aaten gerade erst für weitere sechs Jahre an der Spitze der EU-Bank ab Januar 2018 bestätigt. Wir haben in Europa, aber auch außerhalb Europas, jede Menge Probleme zu lösen, und ich will, dass die EIB dazu maßgeblich beiträgt.

MARKUS GRABITZ SPRACH MIT HOYER.

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