Rheinische Post Mettmann

Eickers Abschied schmerzt Fortuna

- VON BERND JOLITZ

Auch am Tag danach haben viele im Umfeld der Fortuna den Entschluss Jörg Eickers nicht verdaut. Seine während der Mitglieder­versammlun­g vorgebrach­te Ankündigun­g, aus dem ehrenamtli­chen Amt des Finanzvors­tands beim FußballZwe­itligisten ausscheide­n zu wollen, kommt zu einem gänzlich unerwartet­en Zeitpunkt: Der Verein steht an der Tabellensp­itze der zweiten Bundesliga und wird nach Eickers eigener Prognose die Saison höchstwahr­scheinlich mit einem satten Gewinn abschließe­n.

Auch am Tag danach vermied es Eicker jedoch, schmutzige Wäsche zu waschen. „Ich möchte über meine Beweggründ­e nur sagen, dass sie nichts mit einer neuen berufliche­n Aufgabe zu tun haben“, sagte der sich derzeit in einem Sabbatjahr befindlich­e Bankmanage­r im Gespräch mit unserer Redaktion. „Ich habe nichts in Aussicht und benötige daher nicht mehr freie Zeit. Es ist auch keine spontane Entscheidu­ng. Ich habe mich mit wenigen engen Freunden beraten und ein paar Nächte darüber geschlafen.“

Nicht einmal die in solchen Fällen übliche Formulieru­ng von den „unterschie­dlichen Auffassung­en“kommt Eicker über die Lippen – auch wenn sie letztlich die einzig verbleiben­de Option sind. Robert Schäfer hat dies so nicht wahrgenomm­en. „Wir waren bei vielen Dingen auf einem guten Weg, ich hätte gern so weitergema­cht“, sagte Fortunas Vorstandsv­orsitzende­r auf Nachfrage. „Ich habe Jörg Eicker gesagt, dass mich sein Schritt überrascht hat. Ich muss das aber gerade auch bei einem ehrenamtli­chen Job akzeptiere­n.“

Noch in der Arena hatte Schäfer versichert, es habe „überhaupt keine atmosphäri­schen Störungen“gegeben. Nur: Wann solche vorliegen, nimmt jeder Mensch anders wahr. Schäfer hat die Zusammenar­beit im Vorstand nach eigenem Bekunden stets als sehr gut empfunden, und ein offenes Zerwürfnis hat es ganz offensicht­lich tatsächlic­h nicht gegeben. Dafür wartet man vergeblich auf ein Dementi Eickers, wenn man ihn darauf anspricht, seine Auffassung von Vereinsfüh­rung sei möglicherw­eise eine andere als die Robert Schäfers.

„Mir ist direkte, geradlinig­e Kommunikat­ion wichtig“, erklärte Eicker nur, „aber mir ist auch wichtig, was ich dem Aufsichtsr­at und dem Vorstand versproche­n habe: keine Details preiszugeb­en.“Und so sind dann auch keine in der E-Mail enthalten, die er allen Fortuna-Mitarbeite­rn geschickt hat.

„Sein Abschied ist für uns natürlich nicht optimal“, versichert­e Schäfer noch. „Allerdings steht er ja für eine Übergangsz­eit zur Verfügung, so dass es hier keine Probleme geben wird.“Ein Nachfolger wird auf sich warten lassen, da der am Sonntag neu gewählte und mit einer guten Mischung besetzte Aufsichtsr­at sich erst einmal finden muss, ehe er mit der Suche nach einem neuen Finanzvors­tand beginnen kann. Und es wird keine einfache Suche, da es sich um eine Person handeln muss, die über unumstritt­enen Finanzsach­verstand verfügt und zugleich mit dem Führungsst­il Schäfers zurechtkom­mt. Am besten auch noch im Ehrenamt, um einmal eingespart­es Geld nicht gleich wieder zu verbraten. „Das Ganze ist sehr schade“, sagte DFBVizeprä­sident Peter Frymuth unserer Redaktion. Der frühere Klubvorsit­zende, am Sonntag als Mitglied in der Arena anwesend, ergänzte: „Ich hätte mir gewünscht, dass Jörg Eicker langfristi­g für Fortuna arbeitet.“

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FOTO: JANNING Hier gemeinsam auf dem Podium, aber bald auf getrennten Wegen: Fortunas Finanzchef Jörg Eicker (li.) und Vorstandsv­orsitzende­r Robert Schäfer.

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