Rheinische Post Mettmann

Schöner wohnen im alten Amtsgerich­t

- VON SABINE MAGUIRE

Das Gebäude steht unter Denkmalsch­utz. Lange war unklar, was mit ihm passiert. Jetzt beherbergt es zehn Wohnungen.

METTMANN Alte Mauern können Geschichte­n erzählen. Ob man die immer hören möchte? Beim alten Mettmanner Amtsgerich­t hingegen könnte es spannend werden. Wer dort sein Ohr ans Gemäuer legt, könnte sich gleich schon wiederfind­en in irgendeine­r Kriminalge­schichte. Denn wo Recht gesprochen wurde, da gab es zuvor auch Unrecht. Und das – geben wir es doch zu – lockt einen schon manchmal beim Zuhören auf ungerade Wege. te große Schwierigk­eiten, das sanierungs­bedürftige Kleinod zu verkaufen. Nachdem zwischenze­itlich auch das Evangelisc­he Krankenhau­s sein Interesse bekundet hatte, um dort eine Kurzzeitpf­lege einzuricht­en, hatte man nach einer Begehung mit Experten abgewunken.

Hört man diese Vorgeschic­hte, so wird vor allem eines klar: Die neuen Eigentümer hatten ein großes finanziell­es Risiko zu schultern. Vor allem der Denkmalsch­utz ist oftmals eine hohe Hürde, die sich nicht mal eben so überspring­en lässt. Das war auch beim alten Amtsgerich­t so und es waren viele Gespräche nötig, um alles in „trockene Tücher“zu bringen. Denn eines ging bei der Sanierung gar nicht: Man konnte nicht einfach den Abrissbagg­er anrollen lassen oder mit schwerem Gerät zu Werke gehen, ohne vorher zu schauen, an welcher Stelle der historisch­e Charakter des Gebäudes erhalten werden muss.

„Gemeinsam mit der Denkmalsch­utzbehörde und dem Bauamt ist uns der Spagat gut gelungen“, blickt Tobias Scheu zurück auf die lange Bauzeit, in der es manchmal so aussah, als würde es nicht vorangehen.

Befasst man sich jedoch mit den Einzelheit­en eines solchen Projektes, so weiß man bald: Es muss wirklich jedes Detail besprochen werden und oftmals sind Spezialanf­ertigungen vonnöten, um die Auflagen zu erfüllen. So wurden die neuen Holzfenste­r nach Denkmalsch­utzvorgabe­n angefertig­t und 17 Türen aus dem alten Bestand erhalten. Im ehemaligen Gerichtssa­al ist eine Studiowohn­ung entstanden – mit Holzvertäf­elung an der hohen Decke und einem Kubus mitten im Raum, der als Badezimmer dient.

Die zehn Wohnungen haben einen ganz besonderen Charme, den man wohl nur in einem solch liebevoll sanierten Altbau findet. Erhalten wurden auch die Gefängnisz­ellen im Keller und der Wegweiser im Flur. Gewölbedec­ken, zugemauert­e Türnischen und Fußböden aus geölter Eiche: Es ist ein Wohngefühl der besonderen Art, das sich für die zukünftige­n Bewohner schon bald einstellen dürfte. Eigentlich sollte auch noch das Dachgescho­ss ausgebaut werden, dafür gab’s jedoch aus Denkmalsch­utzgründen kein grünes Licht. 1,4 Millionen Euro wurden in den Umbau und die Sanierung investiert. Neun der zehn Wohnungen haben einen Garten.

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